Heartless 03 - Lockruf des Herzens
er den Knauf, schob die Tür auf und ging einfach hinein. Ein grauhaariger Butler eilte in der Eingangshalle auf sie zu.
»Es tut mir schrecklich Leid, Mylord. Ich habe Sie nicht klopfen gehört. Bitte, kommen Sie herein.«
»Guten Morgen, Patterson. Es ist schön, Sie zu sehen.«
Der alte Mann strahlte vor Freude. »Mrs. Finley hat uns Bescheid gesagt, dass Sie wieder da sind. Ihre Mutter wird sich freuen, Sie zu sehen.«
»Wie geht es ihr?«
»Unverändert. Aber Sie haben einen guten Moment abge-passt. Sie ist heute Morgen recht klar.«
»Wo hält sie sich auf?«
»Sie ist draußen im Garten, Mylord.«
»Danke, Patterson.« Sie spürte Blackwoods Hand an ihrer Taille, mit der er ihr die Richtung wies. Sie kamen an einigen wunderschön eingerichteten Salons vorbei, die alle Zeugnis vom stilsicheren Geschmack seiner Mutter ablegten.
Aus diesem Grunde war sie überrascht, als sie in den Garten hinter dem Haus traten und sie die Gräfin von Blackwood mit dreckverschmierten Wangen, zerzaustem, grauem Haar, das sich aus den Nadeln gelöst hatte, auf der Erde knien und in einem der Blumenbeete Stiefmütterchen pflanzen sah.
Blackwood schien das nicht zu bemerken. »Guten Morgen, Mutter«, sagte er leise, als hätte er Angst, sie zu verscheuchen.
Sie drehte sich um und blickte ihm entgegen. »Carter?«
»Ich bin's, Mutter, Adam.«
Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, das einige der Falten verschwinden und sie damit Jahre jünger aussehen ließ. Sie war groß und gertenschlank. Sie musste wohl um die sechzig sein, die einst wahrscheinlich etwas herben Gesichtszüge waren durchs Alter weicher geworden, und die blauen Augen wirkten etwas trüb.
»Adam!« Sie streckte die Hände nach ihm aus, und er schloss sie in seine Arme. Er behandelte sie mit einer Wärme, die Jillian überraschte.
Plötzlich erinnerte sie sich wieder an eine Szene in Newgate, als Blackwood in ihrer Zelle stand und sie in seinen Armen hielt, während sie an seiner Schulter weinte. Er hatte sie gerettet, und obwohl er keinen Zweifel daran ließ, dass sie nirgends hin durfte, hatte er sie an einen wahren Zufluchtsort voller Sonnenlicht und Blumen gebracht.
Vielleicht war sein Verhalten also doch nicht so überraschend.
»Hier ist jemand, den ich dir gerne vorstellen möchte, Mutter.« Er drehte sich um, und Jillian trat einen Schritt näher. »Das ist Miss Whitney. Sie wird eine Weile unser Gast sein.«
»Oh, mein Liebling. Du hättest mich vorwarnen sollen. Ich sehe bestimmt schrecklich aus.«
»Sie sehen aus, als hätten Sie gerade im Garten gearbeitet«, meinte Jillian mit einem Lächeln. »Da ich es selbst auch liebe, im Garten zu arbeiten, freut es mich, jemanden kennen zu lernen, der es genauso gern tut.«
Seine Mutter sah erfreut aus. »Wie nett, Sie kennen zu lernen, meine Liebe. Adam sagt, Sie werden eine Weile bei uns bleiben. Vielleicht würden Sie ja gern einmal vorbeikommen, damit ich Ihnen meine Rosen zeigen kann. Ich liebe Rosen so sehr.«
»Ich liebe Rosen auch. Ich würde sie mir sehr gerne anschauen.«
Die Gräfin ließ den Blick zwischen beiden hin und her schweifen, und das Lächeln kehrte auf ihr Gesicht zurück. »Ich habe mich so sehr nach Enkelkindern gesehnt. Jetzt, wo ich weiß, dass mein Sohn sich endlich eine Frau genommen hat, werde ich beruhigter gehen.«
Jillians Wangen liefen knallrot an. Sie versuchte, dem Grafen nicht ins Gesicht zu schauen, aber irgendwie trafen sich ihre Blicke doch. Sein Kiefer war angespannt und seine Miene streng.
»Miss Whitney ist nur eine Freundin, Mutter. Wegen der Enkelkinder, die du willst, wirst du dich an Maggie halten müssen.«
Sie hatte gewusst, dass er sie nie als Ehefrau in Betracht ziehen würde, aber es überraschte sie, dass er keine eigenen Kinder haben wollte. Unwillkürlich fragte sie sich, was wohl seine Gründe dafür sein mochten.
»Enkelkinder?«, fragte seine Mutter, die plötzlich gebrechlich und immer verwirrter aussah. »Ich habe Enkelkinder?«
Blackwoods Miene drückte plötzlich Bedauern aus. »Nein, Mutter. Erst wenn Maggie heiratet. Warum pflanzen wir nicht die Stiefmütterchen zu Ende ein?« Er kniete sich neben ihr hin und achtete nicht auf die Erde, die seine Reithosen beschmutzte. Er grub ein Loch, nahm eine der Pflanzen, die in einer Kiste lagen, und setzte sie in die Erde. Seine Mutter schloss sich ihm an, und innerhalb von wenigen Minuten versank sie wieder völlig in ihrer Gartenarbeit.
Unbemerkt zog Blackwood sich zurück,
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