Heartless 03 - Lockruf des Herzens
der Junge von Caroline ist, warum sollte er dann von mir sein? Und warum sind Sie ausgerechnet jetzt, nach all den Jahren, zu mir gekommen?«
»Die Adoptiveltern sind beide gestorben, der Vater vor einigen Jahren, die Mutter vor einer Woche. Bevor sie starb, erzählte mir Nan Derry die Wahrheit über den Jungen. Sie bat mich darum, ihn zu Ihnen zu bringen.«
»Ich glaube kein Wort davon. Wenn Caroline ein Kind von mir erwartet hätte, hätte sie es mir erzählt. Sie hätte mich um Hilfe gebeten.«
»Vielleicht hätte sie das«, sagte der Vikar, »aber Sie hatten sich im Bösen getrennt, und dann dienten Sie bei der Armee auf dem Kontinent. Sechs Monate nach der Geburt heiratete sie Ashley Bingham, Lord Durnst. Sie hat jetzt eine eigene Familie.«
Adam fuhr sich mit einer Hand durchs Haar, wobei er es sich aus der Stirn strich. »Wie alt ist der Junge?«
»Anfang nächsten Monats wird er acht. Er wurde am dritten Mai 1798 geboren.«
Jillian konnte fast sehen, wie es in Adams Kopf arbeitete, während er das Datum berechnete.
»Ich gebe zu, dass der Junge von Caroline sein könnte. Er hat die gleichen grünen Augen wie sie, sie sind in den Winkeln etwas nach oben gezogen genau wie bei ihr. Aber sein Haar ist braun, nicht schwarz wie meins. In der Zeit, als sie das Kind empfangen haben muss, hatte Caroline eine Affäre mit meinem Cousin Robert. Es ist offensichtlich, dass es sein Kind ist und nicht meins.«
»Aber Sie haben ihr auch beigelegen. Soweit ich informiert bin, war sie doch noch Jungfrau, als Sie zusammenkamen.«
»Ich hatte vor, sie zu heiraten«, rechtfertigte Adam sich. »Es ist nicht meine Art, unschuldige junge Frauen zu kompromittieren.« Kurz glitt sein Blick zu Jillian, und sie meinte einen Anflug von Schuld in seinen Augen zu sehen.
»Mrs. Derry klang sehr überzeugt«, fuhr Donnellson fort. »Sie sagte, das Kind wäre Ihres, und ich glaube, dass sie die Wahrheit sagte. Wenn Sie die Vaterschaft nun leugnen wollen, ist das eine Sache zwischen Ihnen und Gott, aber ich würde ihn nicht einfach Ihrem Cousin unterschieben, nur weil Sie sich weigern, den Tatsachen ins Auge zu schauen. Wenn Sie ihn nicht nehmen wollen, werde ich ihn mit ins Pfarrhaus nehmen. Chris ist ein sehr guter Arbeiter. Dafür hat sein Vater gesorgt. Ich bin sicher, dass ich jemanden finden werde, der ihn aufnimmt.«
»Was meinen Sie damit, dass sein Vater dafür gesorgt hätte? Wurde der Junge misshandelt?«
Der Vikar seufzte. »Ich fürchte, dass die Umstände des Jungen nicht eben die Besten waren. Nancy wollte ein Kind. Silas wollte einen Knecht. Von dem Augenblick an, als der Junge alt genug war, um zu laufen, arbeitete er von morgens bis abends.«
Adams Miene verfinsterte sich. Es war offensichtlich, dass er den Jungen für den Bastard seines Cousins hielt, doch sein Gewissen ertrug den Gedanken nicht, dass das Kind von Fremden aufgezogen wurde, die ihn vielleicht wieder schlecht behandelten. Jillian litt mit ihm.
»Was nun auch die Wahrheit sein mag, der Junge ist offensichtlich ein Hawthorne«, meinte Adam. »Da ich der Graf bin, fällt die Verantwortung für ihn mir zu. Christopher soll auf Blackwood Manor bleiben.«
Erst als Jillian langsam ausatmete, merkte sie, dass sie die ganze Zeit die Luft angehalten hatte.
Der Vikar nickte. »Danke, Mylord.« Er nahm seinen Stock, um zu gehen, und stand auf. »Der Junge weiß nichts von seinen richtigen Eltern. Er glaubt, dass er ein Waisenkind ist, nachdem Silas und Nancy Derry gestorben sind. Es ist an Ihnen zu entscheiden, was Sie ihm erzählen möchten.«
Der Vikar verabschiedete sich und ging in den Garten, um Christopher Lebewohl zu sagen und ihm seine Habseligkeiten zu geben, die er mitgebracht hatte. Jillian beobachtete Adam, wie dieser an die Anrichte trat, sich einen Brandy einschenkte und einen kräftigen Schluck davon nahm.
»Geht es dir gut?«, fragte sie.
»Nein.« Er stürzte den Rest vom Brandy hinunter und schenkte sich gleich noch einmal ein. »Ich habe den Bastard meines Cousins bei mir aufgenommen. Jedes Mal, wenn ich ihn anschaue, werde ich daran denken, wie ich die beiden zusammen in dem Cottage fand.«
»Der Junge könnte von dir sein«, rief Jillian ihm sanft in Erinnerung. »Er sieht dir ziemlich ähnlich.« Das stimmte. Er war groß für sein Alter und besaß den gleichen schlanken, breitschultrigen Körperbau. Er war ein schönes Kind, wie auch Adam eins gewesen sein musste.
»Robert ist mein Cousin. Wir sehen uns ähnlich.«
Wie wohl
Weitere Kostenlose Bücher