Heartless 03 - Lockruf des Herzens
ihre Zofe waren am Morgen aufgebrochen, um zu Tante Sophie zurückzukehren. Jillian hatte Adams temperamentvolle jüngere Schwester lieb gewonnen, und der Gedanke, wieder allein mit dem Grafen zu sein, sorgte für einige Nervenanspannung bei ihr.
Während sie versuchte, nicht auf die warme, dunkle Hand zu achten, die sich um ihre Finger schloss, ließ sie sich von ihm durch den Korridor zum grünen Salon, einem der feudaler eingerichteten Empfangszimmer des Hauses, führen.
Vikar Donnellson und der Junge, Christopher Derry, standen neben einem der längs unterteilten Fenster. Der Vikar verbeugte sich angemessen, als der Graf eintrat.
»Es tut mir Leid, dass ich Sie stören muss, Mylord. Aber es handelt sich um eine wichtige Angelegenheit, über die wir sprechen müssen.«
Adam stellte Jillian als eine Freundin der Familie vor und schlug dann vor, dass sie es sich vor dem Kamin bequem machten. »Unsere Besucher werden bestimmt eine Erfrischung zu sich nehmen wollen, Reggie«, sagte er zum Butler.
»Ich werde mich selbst darum kümmern, Maj-Mylord.« Reggie bemühte sich redlich, sich zu bessern, aber alte Gewohnheiten waren schwer abzulegen.
»Das wird nicht nötig sein, Mylord«, meinte der Vikar, der immer noch neben dem Kind stand. »Aber vielleicht würde Christopher es schön finden, sich den Garten anzusehen, während wir uns unterhalten.«
Adams Blick richtete sich auf den Jungen. Er war schlank, fast schon mager, aber seine Schultern waren gerade und im Vergleich zu seiner übrigen Gestalt recht breit. Lockiges, dunkelbraunes Haar hing ihm bis in die Augen, die einen schönen Grünton aufwiesen. Man hätte das Gesicht fast schon als hübsch bezeichnen können, wären da nicht die stolze gerade Nase und die etwas strengen Gesichtszüge gewesen.
»Der Garten ist zu dieser Jahreszeit wunderschön«, sagte Adam zu dem Jungen. »Reggie wird dir den Weg zeigen.«
Die große Pranke des Butlers schloss sich um die zarte Hand des Jungen. Christopher Derry sagte nichts, schien aber von der Aussicht, aus dem Haus flüchten zu können, erleichtert.
Adam richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Vikar, einen unscheinbaren Mann in den Vierzigern, dessen dunkles Haar an den Schläfen silbrige Fäden aufwies. Er verströmte eine Aura von Mitgefühl und tätiger Nächstenliebe, die einem Respekt abverlangte.
»Was kann ich für Sie tun, Vikar Donnellson?«
»Es handelt sich um eine sehr persönliche Angelegenheit, Mylord. Wollen Sie wirklich, dass Ihre Freundin, Miss Whitney, im Zimmer bleibt?«
»Was meinen Sie mit >persönlich«
»Es geht um eine recht delikate Sache zwischen Ihnen und Ihrer früheren Verlobten.«
Adams Gesichtsmuskeln spannten sich an. »Wenn es um Caroline geht, handelt es sich kaum um eine private Angelegenheit. Ich wäre sogar froh, wenn Miss Whitney bleibt.«
Ein wenig überrascht setzte Jillian sich neben ihn aufs Sofa, während der Vikar auf einem mit dunkelgrünem Brokat bezogenem Sessel Platz nahm.
Der Mann räusperte sich etwas nervös. »Ich bin hergekommen, um mit Ihnen über das Kind zu sprechen.«
Adam lehnte sich lässig zurück. »Was ist mit ihm?«
»Lassen Sie mich als Erstes sagen, dass Christopher kein gewöhnlicher Junge ist. Er ist intelligent, und obwohl er häufig ziemlich ernsthaft ist, besitzt er eine Freundlichkeit, wie man sie selten bei Kjindern findet. Chris ist...«
»Das ist alles schön und gut«, unterbrach Adam ihn, »aber was hat die Veranlagung des Kindes mit mir zu tun?«
Der Vikar runzelte die Stirn, weil man ihm so rüde ins Wort fiel. Das passierte ihm offensichtlich nicht häufig.
»Derry ist nicht der richtige Name des Jungen. Das ist der Name seiner Adoptiveltern in Borough Green. Die richtige Mutter des Kindes ist Lady Caroline Harding - Ihre ehemalige Verlobte.«
Adam beugte sich nach vorn. »Der Junge ist von Caroline?«
»Das ist korrekt. Christopher ist der Sohn von Caroline Harding und Ihnen.«
Die Haut über Adams Wangenknochen wurde blass, als er aufsprang. »Das ist verrückt.«
»Schon in der Nacht, in der Christopher geboren wurde, gab man ihn in die Obhut eines Ehepaares in Borough Green - Silas Derry und seine Frau Nancy. Nancy wollte ein Kind, konnte aber keins bekommen. Als Silas sich bereit erklärte, den Jungen zu nehmen, arrangierte Carolines Vater, der Herzog, alles Nötige. Während der Schwangerschaft lebte sie bei einer Cousine in Sussex. Fast niemand erfuhr von der Geburt.«
Adam trat an den Kamin. »Auch wenn
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