Heartless 03 - Lockruf des Herzens
geflochtenen schwarzen Haarkrone auf ihrem Kopf schmeichelte. Sie war jung und außergewöhnlich reizend. Jillian betete, dass der Skandal, der den Familiennamen überschattete, nicht ihre Zukunft zerstörte.
»Nortons Festnahme hat mir eine Last von der Seele genommen«, erzählte Jillian, »aber ich hänge trotzdem irgendwie in der Luft, weil ich nicht recht weiß, was ich eigentlich machen will, wenn alles hinter mir liegt.«
»Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Ich habe eigentlich nicht viel darüber nachgedacht, aber ich glaube nicht, dass mein Bruder dich so einfach im Stich lässt. Das ist einfach nicht seine Art.«
»Eigentlich hatte ich gehofft, dass du vielleicht mit ihm über mich sprechen könntest. Meinst du, dass du deinen Bruder dazu überreden könntest, mir dabei zu helfen, eine passende Stellung zu finden?«
Maggie zog ihre schmalen schwarzen Augenbrauen in die Höhe. »Eine passende Stellung? Du meinst, du suchst nach Arbeit?«
»Nach dem Tod meines Vaters habe ich ein paar der Dorfkinder unterrichtet. Ich dachte, ich könnte vielleicht Arbeit als Gouvernante finden.«
»Ich habe immer angenommen, dass ich mal heiraten würde. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es sein könnte, sein Schicksal in die eigene Hand zu nehmen, wie du es vorhast. Aber ich glaube, irgendwie würde mir das gefallen. Und ich bin mir sicher, dass mein Bruder dir bestimmt gern helfen wird. Warum fragst du ihn nicht einfach?«
»Das habe ich ja. Er zieht es noch nicht einmal in Erwägung.«
Maggie stellte ihre Tasse auf dem Tisch ab. »Um Himmels willen. Warum denn nicht?«
Jillian sah nach unten und merkte, dass ihre Hände, die in ihrem Schoß lagen, so verkrampft waren, dass die Knöchel weiß hervortraten.
Maggie streckte die Hand aus und berührte sie am Arm. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Jillian. Es ist offensichtlich, dass du meinem Bruder sehr viel bedeutest. Bestimmt hat er sich schon etwas überlegt...« Sie brach ab, als sie sah, wie weiß Jillians Gesicht geworden war. »Oh, mein Gott.«
Jillian las Maggies viel zu scharfsinnige Gedanken und schluckte. »Es ist nicht... es ist nicht so schlimm. Ich meine... dein Bruder ist nicht... er ist nicht... es ist nicht so, als ob ich nicht... obwohl ich immer noch...« Sie brach ab und suchte nach besseren Worten.
»Ich glaube, dass ich weiß, was du dich so sehr bemühst, nicht auszusprechen. Ihr beiden wart bereits ein Liebespaar. Das ist es doch - nicht wahr?«
Jillian antwortete nicht.
»Adam hat gesagt, dass du nicht Lord Fenwicks Mätresse gewesen seiest, sondern nur seine Schutzbefohlene. Das ist eine Tatsache, für die es einen Beweis gab, nicht wahr?«
Jillian wandte den Blick ab. »Ja.« Sie konnte es nicht fassen, dass sie diese Unterhaltung mit der unschuldigen jungen Frau führte, die die Schwester des Grafen war. »Wir sollten nicht über so etwas reden. Das ist höchst ungehörig, und ich bin mir sicher, dass dein Bruder das strikt ablehnen würde.«
»Ach, papperlapapp. Mein Bruder kann sich seine Meinung an den Hut stecken. Er weigert sich zu erkennen, dass ich eine erwachsene Frau bin und längst nicht so naiv, wie er gern glaubt.« Sie seufzte. »Ich hätte damit rechnen sollen. Liebst du ihn?«
Sosehr sie sich auch wünschen mochte, dass es nicht so war, gab es keinen Grund, es zu leugnen. »Ja.«
»Ach, meine Liebe, das hatte ich befürchtet. Für ihn kommt eine Heirat nicht in Frage, musst du wissen. Aus diesem Grunde hat er angeboten, als dein Beschützer aufzutreten.«
»Ich weiß, wie er darüber denkt. Er hat aus seinen Absichten nie einen Hehl gemacht. Und auch wenn er den Wunsch hätte zu heiraten, wäre ich wohl kaum die Art von Frau, die ein Graf auswählen würde.«
Maggie erhob sich von ihrem Stuhl und begann im Zimmer auf und ab zu gehen. Sie blieb neben einem Hepplewhite-Tisch an der Wand stehen und nahm ein kleines ägyptisches Terrakotta-Gefäß in die Hand. »Adam sagt, du wärst praktisch Expertin für diesen Kram.«
Jillian lächelte. Sie trat zu Maggie neben den Tisch. »Mein Vater war der Experte.«
»Weißt du, wie alt das hier ist?« Maggie hielt ihr das Gefäß hin, damit Jillian es untersuchen konnte.
»Nach dem geometrischen Muster zu schließen, würde ich es in die späte frühdynastische Epoche einordnen, so ungefähr dreißigstes Jahrhundert vor Christus. Aber die Erforschung der ägyptischen Geschichte steckt noch in den Kinderschuhen, und wir haben es deshalb vielfach nur mit groben
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