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Heaven (German Edition)

Heaven (German Edition)

Titel: Heaven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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Molly heute aussah. Ihre wilden Locken waren in einem langen Zopf gezähmt, der ihr über eine Schulter hing wie ein Schal aus Feuer. Statt T-Shirt und den üblichen Nike-Shorts trug sie eine hochgeschlossene Bluse mit Blümchenmuster, Jeans und Turnschuhe. Die alte Molly wäre lieber tot umgefallen, als Jeans und Turnschuhe zu tragen.
    Sie hatte definitiv einen neuen Stil, und dies vermutlich nur, um Wade zu gefallen. Ihre großen blauen Augen strahlten nicht so wie sonst, hellten sich aber zumindest auf, als sie uns erkannte. Während wir Stühle holten, um uns zu ihr zu setzen, musterte sie uns, und für einen Moment schien die Molly, die ich kannte, wieder zum Vorschein zu kommen. «Ihr seht ganz schön schlecht aus.»
    «Danke auch», sagte Xavier.
    «Sorry, aber ihr bräuchtet definitiv mehr Schlaf und weniger Sex.»
    Xavier lächelte sie gezwungen an. «Damit hat das nichts zu tun.»
    Eine unangenehme Stille trat ein. Keiner von uns wollte an unserer letzten Begegnung rühren, an der Szene mit Gabriel. Molly schien froh zu sein, dass sie so tun konnte, als wäre nichts gewesen. Hatte sie Angst, wieder verletzt zu werden?
    «Und, wie ist die Lage?», fragte sie. «Wie läuft es denn so?»
    «Es wird ein bisschen ruhiger», antwortete ich vage.
    «Bei euch gibt es ständig irgendwelche Katastrophen», sagte Molly gereizt.
    «Ja.» Ich nickte. «Und im Moment sieht es sogar so aus, als ob wir nicht zurück aufs College dürften.»
    «Das ist nicht dein Ernst! Ihr wollt schon wieder verschwinden?»
    «Natürlich nicht», sagte ich hastig. «Wir bleiben in der Stadt, bloß auf dem Campus wirst du uns nicht mehr sehen. Wir haben allen erzählt, dass es einen Notfall in der Familie gibt. Wenn also jemand fragt – du weißt Bescheid. Sag ihnen, dass du auch nicht mehr weißt.»
    «Okay.» Molly fuhr mit einem Finger über den Tellerrand. «Ich werde für euch beten.»
    Xavier hob die Augenbrauen. Molly hielt den Blick gesenkt, als ob es nicht ihre Worte wären, sondern einfach das, was Wade von ihr erwartet hätte.
    «Danke», antwortete Xavier freundlich und sonst nichts.
    «Kann ich euch besuchen?», fragte Molly.
    «Na klar», sagte ich freudig. «Wann immer du willst. Gib einfach kurz Bescheid.»
    Molly nickte. Unruhig warf sie immer wieder verstohlene Blicke zum Eingang. Mein Gefühl sagte mir, dass nicht allein unser Nomadenleben schuld an dieser Nervosität war.
    «Du darfst aber niemandem verraten, wo wir stecken», fügte Xavier hinzu. «Nicht einmal Wade.»
    «Keine Sorge, ich kann den Mund halten.»
    «Gut», sagte Xavier. «Wir vertrauen dir.»
    Es war warm in dem engen Café. Als Molly in Gedanken ihren Blusenärmel hochschob, bemerkte ich rund um ihr Handgelenk blaue Flecken. Sie sahen aus, als ob sie jemand gewaltsam festgehalten hätte. Die Flecke waren schon am Verblassen, wurden grün und gelb.
    «Molly, was ist mit deinem Arm passiert?»
    Sofort zog sie die Ärmel wieder herunter. Sie wirkte plötzlich befangen. «Ach, ich bin einfach zu ungeschickt. Ich bin mit hohen Absätzen die Treppe runtergefallen.»
    «Wo war das denn?»
    «Auf einer Party.»
    «War Wade dabei?»
    «Nein. Er weiß auch nichts davon, also erzähl ihm bitte nichts. Es würde ihm nicht gefallen.»
    «Er klingt wie ein Kontrollfreak», wagte sich Xavier hervor. «Du musst doch aufrichtig sein können.»
    «Nein, so ist er nicht», widersprach Molly. «Wade ist gut für mich. Ich brauche nur etwas Zeit, auch dorthin zu kommen, wo er spirituell schon steht.»
    «Und wie willst du das machen?»
    Molly runzelte die Stirn. «Ich weiß nicht genau. Aber Wade hat einen Plan.»
    «Natürlich», murmelte Xavier und sah auf. «Ach. Wenn man vom Teufel spricht …»
    Wir sahen alle auf. Wade trat durch die Tür, gekleidet in einem ordentlichen Polohemd, das bis oben hin zugeknöpft war.
    «Oh nein.» Molly nahm unter dem Tisch meine Hand. Ohne Zweifel ging hier irgendwas vor sich, was mir gar nicht gefiel.
    Molly biss sich auf die Lippe und steckte ihr Handy ein, als Wade näher kam. Doch den schuldigen Blick in ihren Augen konnte sie nicht ausradieren, und Wade musste ihn bemerkt haben. Trotzdem begrüßte er uns breit lächelnd.
    «Hi. Und, worüber quatscht ihr?»
    «Mädchenkram», sagte Molly.
    «Obwohl Ford danebenhockt?»
    «Für uns ist er so etwas wie ein Mädchen.»
    «Ich klinke mich meistens aus», korrigierte Xavier und erntete ein mitleidiges Lächeln von Wade, der sich vorbeugte und Molly einen Begrüßungskuss auf die

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