Heaven (German Edition)
Erregung senken würde, die in der Luft hing.
«Es muss hier doch irgendetwas Vernünftiges geben», murmelte er. Schließlich zog er mehrere ziemlich ramponiert aussehende Brettspiele hervor und hielt sie triumphierend in die Höhe. «Trivial Pursuit oder Monopoly?», fragte er strahlend.
«Trivial Pursuit», sagte ich mürrisch.
«Oh, das ist nicht fair», erhob Xavier Einspruch. «Du bist ein wandelndes Lexikon!»
«Aber deine Schwestern sagen, du schummelst bei Monopoly.»
«Straßen zu beleihen, wenn das Geld knapp ist, hat nichts mit Schummeln zu tun. Meine Schwestern können einfach nicht verlieren.»
Heftiger Regen setzte ein, begleitet von gelegentlichem Donnergrollen. Ich konnte den Regen nicht sehen, hörte aber, wie er draußen auf die Stufen prasselte. Ich setzte mich auf das Sofa und spielte mit den Fransen an den Kissen.
«Wir wissen nicht einmal, wer nach uns sucht», flüsterte ich.
«Das spielt auch keine Rolle», sagte Xavier entschieden. «Denn sie werden uns nicht finden. Und wenn doch, dann laufen wir weg.»
«Ich weiß», antwortete ich. «Ich wünschte nur, ich wüsste, was vor sich geht. Niemand sagt uns was. Und der Gedanke, dass schon wieder irgendjemand versucht, uns voneinander zu trennen, macht mich wahnsinnig.»
«Lass uns nicht daran denken», unterbrach mich Xavier, bevor die Stimmung zu düster wurde.
«Du hast recht. Lass uns spielen.»
Xavier nickte und baute schweigend das Monopoly-Brett auf. Für eine Weile nahm uns das Spiel tatsächlich gefangen, auch wenn wir zum Teil nur so taten, als ob. Wir rissen beide schon die Köpfe hoch, wenn nur das Laub raschelte oder ein Ast knackte. Irgendwann schaltete Xavier sein Handy ein und stellte fest, dass er zwölf Anrufe und diverse Textnachrichten seiner Eltern und Geschwister verpasst hatte. Claire schrieb: «Xavier, ich weiß nicht, wo du bist, aber bitte melde dich, sobald du das liest.» Nicolas’ SMS spiegelte ihr Temperament wider: «Was soll der Mist? Wo bist du? Mom flippt aus. Ruf sie an!» Xavier warf das Handy verzweifelt aufs Sofa und versteckte es zwischen den Kissen. Ich ahnte, wie schwer es ihm fiel, seine Familie zu ignorieren, wo er sie doch so leicht, mit wenigen Worten, hätte beruhigen können.
Aber ich wusste nicht, was ich sagen sollte, und schwieg daher. Stattdessen würfelte ich und zog meine Spielfigur weiter bis zum nächsten Bahnhof.
Erst als Ivy und Gabriel zurückkamen, merkten wir, wie verfroren und hungrig wir eigentlich waren. Zum Glück hatten die beiden genügend Vorräte mitgebracht.
«Hier ist es ja eiskalt! Warum ist der Kamin aus?», fragte Ivy.
Ich zuckte die Achseln. Wie hätte ich ihr erklären sollen, dass wir all unsere Energie darauf verwendet hatten, uns abzulenken? Dass wir mit aller Kraft der Versuchung widerstanden hatten, unsere Ehe zu «vollziehen», um nicht noch mehr himmlischen Zorn auf uns zu ziehen?
Gabriel bewegte die Hand über den Kamin, und sofort entflammte ein Feuer. Ich rutschte näher heran und rieb mir die Arme, die mit Gänsehaut überzogen waren. Meine Geschwister hatten Chinesisches Fastfood mitgebracht, das wir direkt auf dem Schoß aus den Kartons aßen und mit Apfelsaft herunterspülten. Ein zufälliger Beobachter, dem unsere düsteren Blicke und die bleischwere Stille nicht aufgefallen wären, hätte uns für eine Clique halten können, die das Wochenende zusammen im Wald abhing. Wir alle wussten, dass wir reden mussten, doch jeder wartete darauf, dass der andere das Wort ergriff. Niemand wollte der Erste sein.
Wie erwartet war es schließlich Ivy, die die Stille brach. «Die Armee der Sieben Reiter hat die Sache in die Hand genommen», erklärte sie und presste die Hände auf die Schenkel, als ob sie sich selber stützen musste. «Immer müssen sie ihre Nase in Dinge stecken, die sie nichts angehen!»
Ich ahnte, worauf sie anspielte. Die Sieben Reiter waren Engel, die als Hüter der Welt fungierten. Was sie allerdings mit uns zu tun hatten, begriff ich nicht.
«Das gibt es doch nicht», sagte ich in die Runde.
Gabriel drehte sich um und sah mich an. «Was hast du erwartet? Eine Honeymoon-Suite im Hotel Vier Jahreszeiten?»
«Nein, aber trotzdem ist es schwer vorstellbar, dass sie unseretwegen herkommen werden.»
«Sie werden nicht kommen », sagte Ivy ernst. «Sie sind bereits da.»
«Und was wollen sie?», fragte Xavier und traf damit den entscheidenden Punkt. «Wer auch immer sie sind, ich lasse sie nicht in Bethanys Nähe.»
«Immer noch
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