Heaven (German Edition)
nirgendwo mit dir hin.»
«Xavier, bitte!», flüsterte ich. «Lass mich das machen.»
Der Reiter schien nicht einmal bemerkt zu haben, dass Xavier gesprochen hatte. Obwohl ich noch niemals zuvor einem begegnet war, spürte ich, wie gefährlich offener Widerstand sein würde.
«Es wird nicht lange dauern», sagte der Reiter gespielt höflich. Zögernd trat ich einen Schritt vor. Meine Füße waren schwer wie Blei.
«Beth, warte.» Xavier packte mich am Arm und starrte mich an. Seine unergründlichen Augen waren schreckgeweitet. «Du willst nicht wirklich mit diesem … Freak da reingehen, oder?» Falls der Reiter sich angegriffen fühlte, zeigte er jedenfalls keine Regung. Sein Gesicht blieb so starr wie ein Digitalfoto.
«Macht die Dinge nicht komplizierter, als sie ohnehin schon sind», warnte er, ohne den Blick von mir abzuwenden. Jetzt musste ich schnell reagieren, musste etwas tun, was ihn hinhalten würde, ihn überrumpeln. Was würde Gabriel tun? , ging es mir durch den Kopf. Und da wusste ich es. Die Antwort lag so auf der Hand, dass Gabriel nicht einmal groß darüber nachgedacht hätte. Vielleicht war das der Schlüssel zum Erfolg.
«Du wendest dich gerade gegen deine eigene Art», sagte ich plötzlich. «Das weißt du, oder?» Wie klug war dieser Reiter eigentlich? Würde er meinen Plan durchschauen? Wenn ich es schaffte, auch nur wenige Minuten mit ihm zu reden, war es möglich, dass Gabriel und Ivy rechtzeitig hier waren.
«Es tut mir leid, Miss Church, aber nicht ich bin derjenige, der sich gegen die Seinen gewandt hat.» Er sprach mit einer so kalten Autorität, dass meine Zuversicht ins Wanken geriet. Was ich ihm natürlich nicht zeigen würde.
«Genau genommen heiße ich jetzt Mrs. Woods», sagte ich dreist.
Seine Lippen schienen sich zu einem leichten Lächeln zu verziehen, das erste Anzeichen von Emotion, das ich an ihm wahrnahm. Machte er sich über mich lustig?
«Ich gebe Ihnen den Rat, Mrs. Woods , meiner Anordnung Folge zu leisten. Dann wird es keinen Grund für ein Blutvergießen geben», antwortete er und warf einen flüchtigen Blick in Xaviers Richtung. Ich wusste, dass unter der höflichen Allüre des Geschäftsmanns ein Soldat verborgen war, der nur ein Ziel hatte: seine Mission zu erfüllen – um welchen Preis auch immer. Meine Gedanken begannen sich wieder zu vernebeln.
«Natürlich», sagte ich automatisch. «Ich verstehe.»
Xavier griff nach meiner Hand. «Ich lasse dich nicht gehen.»
«Das ist schon in Ordnung», log ich. «Wir reden nur.»
Xavier wirkte wenig überzeugt, aber noch bevor er reagieren konnte, löste ich meine Hand aus seiner und schritt auf den Reiter zu. Xavier konnte mich nicht schützen. Im Gegenteil, jetzt war es an mir, ihn zu schützen. Ich würde mit dem Reiter mitgehen, damit Xavier nichts geschah. Aber ich hatte mich verrechnet – denn auch Xavier wollte um keinen Preis, dass mir etwas angetan wurde. Also lief er mir nach und zog mich hinter sich, bis es letztlich er war, der dem Reiter Auge in Auge gegenüberstand.
«Sie möchten mit jemandem reden? Bitte, hier bin ich.»
Der Reiter sah ihn von oben herab an. «Junge, wieso glaubst du, dass du dem Willen des Himmels etwas entgegenzusetzen hast?»
«Wahrscheinlich bin ich einfach nur arrogant.»
«Geh zur Seite. Mit dir habe ich nichts zu schaffen.»
«Was Beth angeht, geht auch mich an.»
Der Reiter seufzte ungeduldig auf. Oder war es Langeweile?
«Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.»
«Tun Sie ihm nichts, ich mache alles, was Sie sagen», rief ich. Aber es war zu spät.
Der Reiter hob die Hand, und im selben Moment schoss ein Lichtstrahl aus seiner Handfläche. Der dünne Strahl, der, wie ich wusste, hart wie Stahl war, wickelte sich wie von selbst um Xaviers Hals. Seine Augen weiteten sich, und er fuhr sich mit den Händen an die Kehle, aber es half nichts – er begann bereits zu würgen. Diesen Kampf konnte er nicht gewinnen. Xavier ging zu Boden, und sein Körper erschlaffte. Er hatte das Bewusstsein verloren.
«Niemand kann den Willen des Himmels beeinflussen», sagte der Reiter.
Während sich diese schreckliche Szene vor meinen Augen abspielte, lichtete sich der Nebel in meinem Kopf und wurde von etwas viel Stärkerem ersetzt: Wut. Sie überkam mich mit solcher Wucht, dass alles andere zurückwich, schwoll an wie Wasser in einer Talsperre nach sintflutartigen Regenfällen. Jeden Moment würde sie über die Ufer treten.
«Ich habe Ihnen gesagt, dass Sie ihm nichts
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