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Heaven (German Edition)

Heaven (German Edition)

Titel: Heaven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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ersten Bissen zu nehmen. Nicht dass wir uns vor Verlangen nicht halten konnten, aber das Thema war so lange tabu gewesen, dass wir beide nicht wussten, wie wir darüber sprechen sollten. Daher war ich erleichtert, als Xavier schließlich das Wort ergriff.
    «Das war doch gerade sehr seltsam, oder?»
    «Allerdings», sagte ich und setzte mich im Schneidersitz neben ihn aufs Bett.
    «Was ist denn über Gabriel gekommen?»
    «Ich weiß auch nicht.» Ich runzelte die Stirn. «Aber ich glaube, er ist auf irgendjemanden extrem wütend.»
    «Hat er das ernst gemeint?» Xavier sah mich an. «Du weißt schon … das mit uns?»
    «Hat er», sagte ich. «Gabriel weiß gar nicht, wie man Witze macht.»
    «Stimmt», sagte Xavier nachdenklich. «Er meint also, es wäre in Ordnung?»
    «Nicht unbedingt», sagte ich. «Aber wir stecken offensichtlich schon so tief im Schlamassel, dass das auch schon egal ist.»
    «Und du meinst, wir sollten wirklich …»
    «Und du?»
    Xavier seufzte tief und starrte an die Decke. «Wir reißen uns schon so lange zusammen, dass ich es mir gar nicht mehr anders vorstellen kann», sagte er.
    «Da ist was dran», sagte ich und merkte selbst, wie verzagt ich klang.
    «Aber wir können es natürlich mal versuchen», schlug er einen leichten Tonfall an, «und schauen, was passiert. Natürlich nur, wenn du willst.»
    «Und ob ich will!», sagte ich. «Wir haben schon so lange gewartet.»
    Xavier schaute sich betreten in dem Zimmer mit den Neonlampen und den abblätternden vanillefarbenen Tapeten um. Auch ich musste zugeben, dass dies nicht gerade ein romantischer Ort war.
    «Nicht hier.» Ich lachte. «Ich möchte immer noch, dass es perfekt wird.»
    «Ich auch», sagte Xavier erleichtert.

    «Hallo zusammen! Ich bin Mary Ellen! Schön, dich kennenzulernen!»
    Xavier und ich sahen beide auf, als ein Mädchen mit glatten blonden Haaren und großen braunen Augen zur Tür hereinkam. Sie war größer als ich, sonnengebräunt und wirkte sehr sportlich. Natürlich trug sie Nike-Shorts und ein weites T-Shirt, wie die anderen Mädchen, die ich heute schon gesehen hatte.
    «Bist du meine Mitbewohnerin?», fragte das Mädchen. Sie schwieg einen Moment und lächelte dann breit. «Ich war so gespannt auf dich! Ich habe schon versucht, dich über Facebook zu kontaktieren, aber ich habe dich nicht gefunden! Wo kommst du her? Wie heißt du? Was studierst du?»
    Bevor ich antworten konnte, tauchten hinter ihr wie in einem Kasperletheater mehrere Köpfe auf. Anders als ich zog dieses Mädchen hier mit viel Gepäck ein und hatte außerdem ein ganzes Team an Helfern mitgebracht.
    «Ich bin Mary Ellen», wiederholte sie. «Habe ich das schon gesagt? Und das sind meine Eltern, mein Bruder Jordan und meine Zwillingscousins Jay und Jessica.»
    Ihre vertrauliche Art und die vielen Informationen überwältigten mich so sehr, dass mir die Worte fehlten. Um die plötzliche Stille zu überspielen, übernahm Xavier die Leitung.
    «Hi», sagte er. «Schön, euch alle kennenzulernen. Ich bin Ford, und das ist meine Schwester Laurie. Ich helfe ihr gerade beim Einzug.»
    War ich froh, dass er uns vorgestellt hatte! Ich hatte unsere neuen Namen schon wieder vergessen und hätte vermutlich unsere echten genannt, womit wir schon in der ersten Stunde aufgeflogen wären.
    «Macht euch keine Sorgen», sagte Mary Ellens Mutter. «Wir machen aus dieser Bude in kürzester Zeit ein Zuhause.»
    Wie sich herausstellte, hatten sie unzählige Ideen, wie man dem schlichten Zimmer einen heimeligen Touch verleihen konnte. Sie hatten einen luftigen pinkfarbenen Teppich gekauft sowie einen kleinen Kühlschrank, den man auch als Wandtafel verwenden konnte, gepunktete Vorhänge für die Fenster und dazu passende Papierkörbe. Gerahmte Collagen aus Fotos von unzähligen Freunden nahmen bald schon einen großen Teil der Wand ein.
    «Ich hoffe, ich habe dir genügend Platz gelassen», sagte Mary Ellen entschuldigend.
    «Ich brauche nicht viel», antwortete ich. «Tu dir also keinen Zwang an.»
    «Siehst du, Kleines», sagte ihre Mutter. «Ich habe dir doch gesagt, dass deine Mitbewohnerin ein nettes Mädchen ist.»
    Mary Ellen wirkte sichtlich erleichtert. Vermutlich hatte sie eine Mitbewohnerin erwartet, die direkt aus der Hölle kam, ihr verbieten würde, das Zimmer umzugestalten, und bis tief in die Nacht Heavy-Metal-Musik hörte.
    «Ich komme aus Germantown», sagte sie eifrig. «Und ihr?»
    «Jackson», sagte Xavier lächelnd mit leichtem Achselzucken.

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