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Heaven (German Edition)

Heaven (German Edition)

Titel: Heaven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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wir wieder auf der Flucht sein, vermutlich sogar, ohne uns von den Menschen verabschieden zu können, die kurz Teil unseres Lebens gewesen waren.
    «Das Wochenende wird wild», weckte mich Mary Ellen aus meinen Gedanken. «Fast alle Verbindungen feiern Partys.»
    Ihr Bruder warf ihr einen Blick zu. «Wahrscheinlich wäre es klüger, früh ins Bett zu gehen.»
    «Mein Gott, Jordan.» Sie verdrehte die Augen und sah mich an. «Ich denke, wir fangen bei Sigma Nu an und schauen dann, wo am meisten los ist.»
    «Okay.» Ich versuchte, so begeistert zu klingen wie sie. «Klingt großartig.»
    «Aber wir müssen gut aufpassen!»
    «Ach ja? Warum?» Ich war sofort alarmiert.
    «Alles, was wir tun, wird von den Clubs und Verbindungen registriert. Lach dir also keinen Typ an, der nicht Erstsemester ist. Und wenn einer sagt, dass er Single ist, heißt das noch nicht, dass das auch stimmt. Wenn er eigentlich mit einem Mädchen aus einer coolen Verbindung zusammen ist, bist du gelinkt. Oh, und ich habe gehört, dass bei Pike in North Carolina manchen Mädels irgendwas ins Glas getan wurde, also Augen auf!»
    «Alles klar.» Ich nickte folgsam. «Ich werd’s mir merken.»
    Xavier und Jordan blickten beide bei der Aussicht, dass ihre kleinen «Schwestern» in die Hand betrunkener Verbindungsstudenten geraten konnten, düster drein. Mary Ellen zwirbelte sich spielerisch eine Haarsträhne um den Finger und sah Xavier an.
    «So, Ford, wirst du heute Abend auch da sein?»
    «Aber sicher doch», sagte er.
    «Au Mann.» Ich versuchte, so überzeugend wie möglich genervt zu klingen, tief in mir aber war ich ausgesprochen erleichtert. Um nichts in der Welt durfte mich Xavier mit solchen Mädchen alleine lassen – sie sprachen nahezu eine andere Sprache, und ich brauchte ihn als Übersetzer. Alle Mädchen an der Ole Miss hatten sich seit Jahren aufs Collegeleben vorbereitet. Und auch wenn Xavier und ich uns dieses College ausgesucht hatten, als wir noch auf der Bryce Hamilton gewesen waren, wusste ich so gut wie nichts über das, was uns hier bevorstand.
    Und dass ich anders war als die anderen Mädchen, hatte ich bereits erkannt, obwohl ich erst wenige Stunden hier war. Für sie war es unheimlich wichtig, in eine Verbindung aufgenommen zu werden und gute Noten zu schreiben, mir hingegen war das egal. Ich wollte mich wirklich gerne anpassen, aber in mancher Hinsicht konnte ich es einfach nicht. Wie sollte ich Angst vor irgendwelchen älteren Mädchen verspüren, nach alldem, was ich gesehen hatte? Wieso sollte es für mich eine Bedeutung haben, wie mich andere Studenten beurteilten, wenn Himmel und Hölle ihr Urteil über mich gesprochen hatten?
    «Bist du auch so aufgeregt?» Mary Ellen quietschte auf. «Jetzt beginnt der Rest unseres Lebens!»
    Mein erster Gedanke war, dass mein Leben schon längst begonnen hatte: Ich brauchte nicht auf eine neue Reise zu gehen, um mich selbst zu finden. Aber als ich mir zusätzliche Kleiderbügel aus einem Karton im Gang holte, fiel mir an einer Tür ein Poster mit der Aufschrift We love our Rebels ins Auge. Ich blieb einen Moment stehen und dachte darüber nach. Vielleicht würde ich doch hierherpassen, denn genau das war aus mir geworden: eine Ausreißerin. Eine Rebellin.

[zur Inhaltsübersicht]
    9
    Sternenklare Nacht
    Als es bald darauf dunkel wurde, musste Xavier aufbrechen, um seinen eigenen Mitbewohner kennenzulernen. Weil er kein Erstsemester war, würde er in einer WG außerhalb des Campus wohnen, die allerdings nicht weit weg lag.
    Nach der Abgeschiedenheit der Hütte war es überwältigend für mich, wie viel Leben in dem Studentenwohnheim herrschte. Ein Blick ins Bad zeigte mir, dass es gar nicht so schlimm war, wie ich es mir vorgestellt hatte, auch wenn Welten zwischen hier und den goldenen Wasserhähnen oder dem Waschtisch aus Marmor in Haus Byron lagen. Doch in Hades hatte ich gelernt, meine Umgebung auszublenden und mich ganz auf mich zu konzentrieren.
    Während ich das Wasser aufdrehte, um mir das Gesicht zu waschen, starrte ich in den Spiegel, der die gesamte Wand einnahm. Ich fand, dass ich durchaus als Studentin durchging, jedenfalls wenn ich mir die Haare toupierte und ein bisschen Selbstbräuner auflegte. Das Einzige, was nicht passte, war der Blick in meinen Augen – der Blick, der sagte: Ich weiß etwas, was du nicht weißt. Dadurch wirkte ich so abwesend, als wäre ich in Gedanken ganz woanders. Vielleicht konnte man ihn als Langeweile missverstehen oder mich für eine

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