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Heaven (German Edition)

Heaven (German Edition)

Titel: Heaven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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gedämpften Stimmen meiner Geschwister, die in der Küche debattierten, schallten zu uns hinab.
    «Was tun sie?», krächzte Xavier. Wahrscheinlich fragte er sich, warum sie nicht hier bei ihm waren und auf ihre übliche autoritäre Art die Situation unter Kontrolle brachten.
    «Sie müssen noch ein paar Dinge klären.» Ich drückte ihm die Hand. «Aber sie bekommen das hin, das verspreche ich dir. Du musst nur die Nacht überstehen.»
    Xavier schloss die Augen und stieß einen Schmerzensschrei aus, als ob sich irgendetwas Unsichtbares in ihm umdrehte und versuchte, die Kontrolle zurückzugewinnen.
    «Die ganze Nacht?», wiederholte er mit Panik in der Stimme. «Warum müssen wir so lange warten? Können sie nicht jetzt sofort etwas tun?»
    «Sie tun ihr Bestes, Xavier», flüsterte ich und überlegte fieberhaft, was ich zu seiner Beruhigung sagen konnte. «Es wird nicht mehr lange dauern.»
    Ich hoffte, dass meine Worte ihm Trost gaben, doch Xavier drehte nur den Kopf weg.
    «Bitte geh. Ich will nicht, dass du mich so siehst.»
    «Ich gehe nirgendwohin», presste ich hervor und rückte näher an ihn heran, um das zu unterstreichen. «So ist das, wenn man verheiratet ist. In guten und in schlechten Zeiten. Auch in ganz schlechten.»
    «Aber das hier übersteigt alles», sagte Xavier mit schmerzverzerrtem Gesicht.
    «Ist mir egal, also hör auf zu diskutieren», sagte ich resolut.
    «Beth …» Seine Finger schlossen sich fest um meine. «Ich weiß nicht, wie lange ich noch Zeit habe … bis er wiederkommt. Ich kann ihn nicht stoppen, es ist, als ob jemand einen Schalter in meinem Kopf umlegt und ich die Kontrolle verliere.»
    Ich beugte mich so weit vor, dass sich unsere Nasen beinahe berührten. «Niemand kann dich kontrollieren, Xavier. Dafür bist du zu stark.»
    «Und wenn nicht?», flüsterte er.
    «Du bist es, das weiß ich. Willst du wissen, warum?»
    Er sah mich mit dem ersten Schimmer von Hoffnung an, den ich an ihm gesehen hatte, seit wir ihn hierhergebracht hatten.
    «Warum?»
    «Weil du es bist, der jetzt zu mir spricht. Hast du eine Ahnung, wie schwer das ist? Aber du hast ihn bezwungen, und das ist mehr, als irgendjemand sich vorstellen kann. Du bist stark genug, gegen ihn anzukämpfen, du musst nur an dich glauben. Wirst du das tun – für mich?»
    Xavier lächelte schwach. «Ich werde es versuchen, Beth.»
    «Schon besser.»
    «Aber du musst auch etwas für mich tun.» Xaviers Augen wirkten heller als sonst. Brach er gleich in Tränen aus? «Wenn die Dinge nicht so laufen, wie wir hoffen …»
    Der Rest des Satzes erstickte.
    «Was denn, Xavier?», fragte ich, obwohl ich schon ahnte, was er sagen wollte. Das Gefühl, das diese Ahnung in mir auslöste, war kaum zu ertragen.
    «Versprichst du mir, dass du nicht traurig sein wirst?»
    «Mmmm», sagte ich. Ich bekam kein Wort heraus.
    «Ich weiß, dass Ivy und Gabriel alles tun werden, was sie können, aber falls sie mir nicht helfen können …»
    «Sie können es, Xavier», insistierte ich. «Natürlich.»
    Aber er hörte mich kaum, so konzentriert war er auf das, was er mir sagen wollte.
    «In mir ist etwas Tödliches, Beth. Ich kämpfe dagegen an, so gut ich kann, aber wenn ich verliere, musst du versprechen, dass du mich wegsperrst, mich irgendwohin bringst, wo ich niemandem etwas tun kann.»
    «So weit wird es nicht kommen.»
    «Aber wenn doch … dann möchte ich lieber sterben.»
    «Sag das nicht.» Meine Stimme brach, aber Xavier sprach weiter. Dies musste er zu Ende bringen.
    «Du musst mich sterben lassen.»
    «Niemals!», schrie ich.
    «Wenn zwischen meinem Leben und dem eines anderen entschieden werden muss, musst du mich gehen lassen, Beth. Ich will nicht noch mehr Menschen auf dem Gewissen haben. Damit kann ich nicht leben.»
    «Ich werde nicht zulassen, dass du jemandem etwas antust. Das verspreche ich», sagte ich. «Mehr kann ich nicht tun. Bitte verlang nicht mehr von mir.»
    «Okay», murmelte Xavier. Er sah aus, als würde er gleich das Bewusstsein verlieren. «Wir sehen uns wieder. Vergiss mich nicht.»
    «Was?», fragte ich, aber er war bereits eingeschlafen. Ivys Trank wirkte.
    «Ich vergesse dich nicht», flüsterte ich und presste meine Lippen gegen seine Stirn. «Vorher vergesse ich mich selbst.»
    Ich ging nach oben, um mir eine Decke zu holen, wickelte sie mir um die Schultern und kuschelte mich im Keller in einen staubigen Korbstuhl, um Wache zu halten. Dieses Mal versuchten Ivy und Gabriel gar nicht erst, mich davon

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