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Heaven (German Edition)

Heaven (German Edition)

Titel: Heaven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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«Wir sind es nicht wert, es bringt dir gar nichts.»
    «Wie könnte es Zeitverschwendung sein, wenn ich mich so gut amüsiere?»
    «Was willst du?» Ich beugte mich zu ihm herüber und wartete auf Antwort.
    «Ich möchte nur Teil der Familie sein», antwortete er unschuldig.
    «Du hast irgendetwas vor, das weiß ich sicher», sagte ich. «Und dazu gehört sicher mehr, als mir das Leben zur Hölle zu machen. Aber glaub mir, du wirst keinen Erfolg haben. Das lasse ich nicht zu.» Mein Blick wanderte über Xaviers Gesicht. Vor meinem geistigen Auge sah ich es so vor mir, wie es früher ausgesehen hatte. «Du hast dir den falschen Jungen geschnappt. Wenn es um ihn geht, gibt es nichts, was ich nicht tun würde.»
    «Dann bin ich gespannt, wie sich die Dinge entwickeln.» Luzifer lächelte vergnügt. «Ich jedenfalls werde meinen Plan durchziehen – bis zum bitteren Ende.»

[zur Inhaltsübersicht]
    19
    Alte Wunden
    Wie aufs Stichwort setzten sich laut polternd die Waschmaschine und der Trockner in Bewegung, vibrierten heftig und klackerten gegen den Betonboden. Ich sah mich irritiert um, denn ich wusste genau, dass der Netzschalter ausgeschaltet war. Bässe dröhnten durch die Wände, und ein alter Plattenspieler spielte zusätzlich mit kratzigen Tönen auf und erfüllte den Raum mit rauen Klängen. Schließlich surrte die nackte Glühbirne an der Decke, bevor sie ausging und uns die Dunkelheit umgab.
    Ich verschloss Augen und Ohren, rührte mich aber nicht vom Fleck. Luzifer konnte alle Tricks auffahren, die er auf dem Kasten hatte, ich würde Xavier trotzdem nicht von der Seite weichen. Aufrecht, mit bleiernen Gliedern und wie betäubt von dem Lärm, der so intensiv war, dass ich bald verrückt werden würde, saß ich da. Plötzlich aber trat Stille ein. Als ich die Augen öffnete, wusste ich auch, warum. Gabriel und Ivy standen oben an der Treppe, und allein ihre Anwesenheit hatte die Atmosphäre von Grund auf verändert. Mit ihrer hellen Aura konnten sie auch die intensivste Dunkelheit durchbrechen.
    Sofort ging es mir besser. Geduscht und ausgeruht erinnerten meine Geschwister wieder an ihr altes Ich, respekteinflößend und bereit, allem und jedem entgegenzustehen. Ob ihre Kleidung bewusst gewählt war, wusste ich nicht, aber beide strahlten in Weiß: Ivy in einem taillierten weißen Kleid und Cowboystiefeln und Gabriel in einem weißen Flanellshirt und den üblichen ausgeblichenen Jeans.
    Sie stiegen so langsam die Treppe hinab, als ob sie eine geheime Nachricht aus der Luft aufnahmen, die nur sie allein hören konnten.
    «Wie lange bist du schon hier unten?», fragte Gabriel beiläufig. Es klang nicht tadelnd, als ob er genau gewusst hätte, dass er mich hier finden würde.
    «Ein paar Stunden», sagte ich möglichst vage.
    «Hast du geschlafen?»
    «Nicht viel», gab ich zu.
    «Warum gehst du nicht nach oben?», fragte er erstaunlich freundlich. «Wir übernehmen jetzt.»
    Wie gern wäre ich die Treppen hinaufgestiegen, hätte den Kopf unter einem Kissen versteckt und gehofft, dass alles gut war, wenn ich aufwachte. Aber ich durfte nicht gehen, das hatte ich Xavier und mir selbst versprochen. Und außerdem: Wenn Luzifer die Sache bis zum Ende durchziehen wollte, würde ich das ebenso tun. So gebeutelt und erschöpft ich auch war, niemand würde mich davon überzeugen, zu gehen – jedenfalls nicht, bevor Xavier in Sicherheit war. Apropos – wieso waren meine Geschwister eigentlich allein gekommen? Hatten die Engel ihre Hilfe verweigert?
    «Wir versuchen es erst einmal selbst», sagte Ivy. Ich schüttelte den Kopf, verärgert, dass sie in meinen Gedanken gewühlt hatte. Gabriel hingegen war viel zu sehr auf die Aufgabe fokussiert, die vor ihm lag, als mich zu beachten. Er warf mir lediglich einen flüchtigen Blick zu, der zu sagen schien: Wenn du unbedingt dabeibleiben musst, dann verhalte dich still. Ich nickte, um zu zeigen, dass ich begriffen hatte und ihre Bedingungen akzeptierte.
    Als sie näher kamen, versteifte sich Xavier sichtlich und wandte die Augen ab, als ob er sie damit ignorieren könnte. Sie ließen die Hände über ihm kreisen, und gleich darauf war er in dunstiges gelbes Licht getaucht. Zuerst versuchte Xavier, sich dagegen zu wehren, dann riss er an den Ketten, die ihn hielten.
    Ivy füllte am Waschbecken einen grauen Plastikeimer mit Wasser und stellte ihn zu Gabriels Füßen ab. Gabriel sprach ein Gebet, segnete das Wasser und weihte es durch seine Worte. Als Ivy es in ihre blassen

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