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Heaven (German Edition)

Heaven (German Edition)

Titel: Heaven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Adornetto
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Handflächen schüttete und näher trat, sah Xavier ihr so panisch entgegen, als ob sie eine scharfe Waffe auf ihn gerichtet hätte. Ivy aber wich nicht zurück, nicht einmal, als er die Zähne fletschte und wie ein wildes Tier knurrte. Stattdessen besprenkelte sie in aller Ruhe Xaviers Brust mit dem geweihten Wasser. Jeder Tropfen, der seine Haut berührte, zischte, als wäre er auf einer heißen Herdplatte gelandet. Xavier brüllte vor Schmerz auf, so unerträglich, dass ich unwillkürlich einen Schritt auf ihn zu machte, um ihm zu helfen. Ivy aber hielt mich zurück.
    «Ihm geschieht nichts», sagte sie streng.
    «Oh doch!»
    «Es ist Teil des Heilungsrituals.»
    Gabriel reichte mir eine Flasche Wasser, die ich in einem Schluck halb leer trank, ohne abzusetzen. Ich musste mich stählen, sonst würde ich all das nicht durchhalten. Sekunden später war der Keller plötzlich von irrem Lachen erfüllt. Der gequälte Ausdruck war aus Xaviers Gesicht gewichen, und stattdessen grinste er von einem Ohr zum anderen.
    «Ist das euer Ernst?», fragte er zwischen zwei Lachanfällen, die seine Brust erschütterten. «Weihwasser? Auf mir? Was soll das werden, ein zweitklassiger Film?»
    «Er hat uns was vorgemacht», schrie ich und vergaß meinen Vorsatz, mich still zu verhalten. «Er hat überhaupt nichts gespürt.»
    «Lach nur, wenn es dir Spaß macht», sagte Gabriel ruhig. «Wir haben gerade erst angefangen.»
    Wie zur Vergeltung erschien der Schatten einer Schlange an der Wand hinter Xaviers Kopf. Sie führte einen makabren Tanz durch den Raum auf, schlängelte sich um das Bett, glitt über den Boden und wickelte sich um die Lüftungsgitter, dass der Staub aufflog und wir alle husten mussten. Schließlich blieb sie zu meinen Füßen liegen und tauchte meine Knöchel in einen schwarzen Nebel. Als ich versuchte, sie wegzustoßen, löste sie sich für wenige Sekunden auf, nur um sich dann wieder neu zu bilden. Sie schien eine deutliche Nachricht auszusenden: Ihr kriegt mich nicht.
    Meine Geschwister wirkten unbeeindruckt. Ivy zündete Kerzen an und arrangierte sie in einem Dreieck auf dem Boden, sodass sie lange Schatten warfen. Wie aus dem Nichts kam ein Wind auf, der sie zum Erlöschen brachte. Im gleichen Moment schnippte Ivy mit dem Finger, und die Flammen erwachten von neuem zum Leben. Dies ging für eine ganze Weile hin und her wie ein ermüdendes Katz- und-Maus-Spiel. Schließlich verstummten die Windstöße, die Kerzen aber brannten weiter. Ein Lächeln umspielte Ivys Mundwinkel. Hatten wir einen kleinen Sieg errungen? Oder war Luzifer einfach gelangweilt und wollte sehen, welchen Trick wir noch auf Lager hatten? Es war schwer zu sagen. Ich wusste nur eins: All das dauerte zu lange. Auch wenn ich einen langen und zähen Kampf erwartet hatte, verlor ich langsam die Geduld.
    Schließlich trat Gabriel ans Bett und trommelte auf das eiserne Bettgestell.
    «Wer bist du? Sag uns deinen Namen», begann er.
    «Sie kennt ihn.» Xavier wies mit dem Kopf in meine Richtung. «Warum fragst du sie nicht?»
    «Weil ich es von dir hören will», erwiderte Gabriel. Es war kein Geheimnis, welcher Dämon von Xavier Besitz ergriffen hatte, doch es war ein unumgänglicher Bestandteil von Exorzismus, dass er seine Identität preisgab. Ich wusste, dass Gabriel vorher nicht beginnen konnte.
    «Wer bist du?», wiederholte er hartnäckig.
    Plötzlich flogen die Türen der abgeschrammten Schränke auf, die an der Wand standen, und alles, was darin war – Schraubenzieher, Hammer und Nägel –, ergoss sich über den Keller. Um nicht getroffen zu werden, ging ich in die Knie und schützte meinen Kopf mit den Händen. Als ein Hammer direkt auf Xavier zuflog, keuchte ich auf. Er krachte gegen seine Schulter, doch federte er zurück, als wäre er aus Gummi, und fiel zu Boden, ohne eine Wunde zu hinterlassen. Gabriel stürzte sich auf das Bett, packte Xavier am Kinn und drehte seinen Kopf so, dass er ihn ansehen musste. Xavier aber wendete den Blick ab.
    «Nenn mir deinen Namen!», sagte Gabriel eindringlich.
    Eine unmenschliche Stimme, die nichts mit Xaviers sanftem Tonfall zu tun hatte, antwortete:
    «Spiel nicht mit mir, Erzengel. Du weißt, wer ich bin. Schau tief genug, und du wirst mich finden.»
    «Dein Name!», beharrte Gabriel, woraufhin die Kreatur respektlos begann, eine Melodie zu summen. «Oder kannst du ihn nicht aussprechen, weil du mich fürchtest?»
    Falls Gabriel dies mit Berechnung gesagt hatte – es funktionierte. Xaviers

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