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Heaven - Stadt der Feen

Heaven - Stadt der Feen

Titel: Heaven - Stadt der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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interessieren.
    »Wer seid ihr, verdammt noch mal?« David versuchte sich loszureißen, aber der Mann hielt ihn wie in einem Schraubstock gefangen. »Hey, ich habe einen Schlüssel dabei. Wie, glaubt ihr, bin ich hier reingekommen?«
    »Du hast dich wie ein Dieb an Bord geschlichen«, sagte die Frau.
    Und der Mann stellte fest: »Du siehst auch aus wie ein Dieb.«
    »Du hast die Ausreden eines Diebs.«
    David keuchte: »Aber ich bin keiner.« Scheiße, konnte nicht einmal etwas glattgehen?
    »Halt bloß die Klappe.«
    »Was sollen wir jetzt tun?«, fragte die Frau.
    Der Mann überlegte, aber nur kurz. »Wir rufen die Polizei. In jedem Fall.«
    »Nein«, sagte David.
    »Die sollen dich mitnehmen.«
    David schnappte nach Luft. Er überlegte fieberhaft. Keine Bullen, das ging auf keinen Fall. Nicht nur seinetwegen, sondern vor allem wegen Heaven. Denn die würden registrieren, in wessen Hausboot eingebrochen worden war. Heavens Name würde irgendwo in einer polizeilichen Akte auftauchen, und wenn David Mr Scrooge richtig einschätzte, dann war es eine Frage der Zeit, bis er von dem Boot wusste und zudem auch noch, wo David lebte.
    »Ich helfe Heaven bloß«, versuchte er es erneut. »Ich bin ein Freund.«
    »Sie hat keinen Freund«, sagte der Mann sofort und der Ton in seiner Stimme sagte laut und deutlich: Du Lügner!
    »Wir kennen sie«, fügte die Frau hinzu.
    Irgendwie erleichtert nahm David zur Kenntnis, was er gerade erfahren hatte, und stellte klar: »Nicht
ihr
Freund, sondern
ein
Freund.«
    Die beiden sahen sich an, etwas verunsichert. Der Mann sagte: »Wie haben dich hier noch nie gesehen.«
    »Ich bin zum ersten Mal auf dem Boot.«
    »Und was willst du?« Der Griff lockerte sich ein wenig.
    »Sagte ich doch. Ich soll ihre Sachen holen.«
    »Warum?«
    »Sie braucht frische Klamotten. Sie . . .« Warum, in aller Welt, erzählte er den Typen das alles überhaupt? Er kannte sie ja nicht einmal. Abgesehen davon, dass Mr Räucherstäbchen immer noch sein Gesicht auf den Holzboden gepresst hielt.
    »Okay, jetzt hört mal zu. Ich habe Heaven getroffen, gestern auf dem Dach. Sie hat die Sterne beobachtet. Sie besucht das Chelsea Independent College und sie mag Himbeermarmelade.«
    Und das, das wurde David jetzt bewusst, war so ziemlich alles, was Heaven ihm über sich verraten hatte. Aber es schien zu reichen.
    Der Griff lockerte sich noch ein wenig, David schlängelte sich unter dem Körper seines Angreifers hervor und drehte sich um. Er schaute in ein rundes Gesicht mit Ziegenbart und Koteletten, die dick und fett waren, als sei der Kerl einem Roman von Dickens entsprungen. Was nicht zu Dickens passte, waren die bunten Klamotten. Jeans, bemaltes Hemd, Amulette an Lederbändern um den Hals und Ohrringe mit Federn. Zu einer festen Masse verfilzte Rastalocken bis über die Schultern.
    »Ich bin Julian«, stellte der Mann sich vor. »Und das hier ist Eve.«
    Die Frau trat aus dem Schatten. Sie war dünn, gekleidet in Schwarz, sah aus wie eine junge Sinead O’Connor. »Wir leben drüben auf dem anderen Boot.«
    »Wir sind Heavens Nachbarn.«
    Die Frau – Eve – erklärte: »Normalerweise schleicht hierniemand auf den Booten herum. Weißt du, wir passen alle aufeinander auf.«
    »Alle?«
    »Die Bootsleute, die Bewohner von Little Venice.«
    »Wir sind misstrauisch, wenn sich Fremde hier herumtreiben.«
    »Und du klingst, als seiest du nicht von . . .«
    Oh, bitte!
    »Cardiff«, sagte David entnervt. »Ich komme aus Cardiff.«
    »Oh, Cardiff.«
    »Da sind wir mal gewesen.«
    »Im Sommer.«
    David rollte mit den Augen. »Toll. Kann ich jetzt aufstehen?«
    Julian reichte ihm die Hand. »Komm.« Er half ihm auf die Beine.
    »Ist Heaven in Schwierigkeiten?«, fragte Eve.
    David nickte nur.
    »Du darfst nicht sagen, was los ist?«, tippte Eve und wechselte einen langen Blick mit ihrem rastahaarigen Freund. »Typisch Heaven.«
    »Ist es das? Ich meine, ist es typisch für sie?«, fragte David.
    »Ja, allerdings.« Julian lachte. »Das ist wirklich typisch für sie.«
    David strich sich die Haare aus dem Gesicht. »Und wie gut kennt ihr sie?«
    »Wir sind Nachbarn.« Als würde das alles erklären.
    Eve wurde ein wenig konkreter. »Wir kennen sie, seitdem sie sich das Boot gekauft hat. Das ist jetzt . . .« Sie überlegte. »Na ja, ungefähr eineinhalb Jahre her. Sie hat normalerweisenie Besuch, nicht auf dem Boot. Sie will allein sein, wenn sie hier ist. Sie hat uns erzählt, dass sie manchmal woanders wohnt. Und dass

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