Heaven - Stadt der Feen
diejenigen, die dort leben, keine Ahnung haben, dass sie ein Hausboot besitzt.«
»Aber meistens ist sie hier.«
»Genau.«
»Ja, so ist sie«, ergänzte Julian. »Geheimnisvoll.« Er grinste breit. »Sie erzählt einem manchmal lange Geschichten, von denen man nicht weiß, ob sie wahr sind oder nicht. Und dann ist sie wieder ziemlich zugeknöpft.«
Julian betrachtete David. »Eve hat sie damals aufgegabelt. Die beiden haben sich auf einer Party kennengelernt. Heaven hat mitbekommen, was Eve macht, und war fasziniert davon.« Er deutete auf eine Art Amulett, das ihm an einem Lederband um den Hals baumelte. »Eve fertigt diese Sterne mit einem leuchtenden Stein in der Mitte an«, erklärte er stolz.
»Sie sind schön«, stellte David fest.
»Danke.« Zum ersten Mal lächelte Eve. Aber noch immer funkelte das Misstrauen in ihrem Blick.
»Ich koche«, sagte Julian, »und Eve schreibt Musik und macht die Sterne.«
David nickte nur. »Hört mal. Das ist ja alles sehr interessant. Aber ich muss wieder los. Heaven ist ernsthaft in Schwierigkeiten.«
»Und du hilfst ihr«, in Julians Augen glomm sofort wieder das Misstrauen, »indem du ihre Klamotten klaust?«
»Ich klaue sie nicht«, sagte David. »Ich bringe sie ihr.«
Scheiße, ging das schon wieder los?
Und das tat es.
»Sieh es mal so«, sagte Julian. »Wir erwischen dich hier in Heavens Bude. Du steckst mit beiden Händen tief in ihrer Wäsche. Und du bist nicht gerade gesprächig.«
»Ich weiß.«
Eve brachte es auf den Punkt. »Du willst bloß nicht, dass wir die Polizei rufen.«
»Stimmt«, gab David zu. Warum es leugnen?
»Also?« Eve starrte ihn an.
»Also was?«
»Wie ist dein Name?«
Erst jetzt fiel David auf, dass er sich noch gar nicht vorgestellt hatte. »David«, sagte er.
»Okay.«
»David«, sagte Eve.
Und Julian wiederholte: »David.«
»Hast du auch einen Nachnamen?«
»Ja.«
»Hm.« Julian zupfte sich an der Frisur.
»Wenn ich euch meinen Nachnamen sage, dann könnt ihr herausfinden, wo ich herkomme.«
»Was wäre so schlimm daran?«
»Heaven versteckt sich«, erklärte er und war sich bewusst, wie seltsam sich das alles anhören musste. Dann präsentierte er den beiden die Geschichte von Mr Scrooge und seinem Gehilfen, allerdings in der zensierten Fassung. Die Sache mit dem Herzen ließ er aus und auch die genaue Beschreibung der beiden Männer.
Als er fertig war, schwiegen Julian und Eve.
Sie sahen einander an.
Ihre Blicke waren wie Worte.
»Ich bin definitiv für die Polizei«, meinte Eve.
Julian trat zwischen David und die Tür, versperrte den möglichen Fluchtweg.
»Scheiße, wie wäre es, wenn ihr Heaven einfach anruft? Dann könnt ihr sie ja fragen.«
»Ich denke, du willst nicht, dass wir erfahren, wo sie ist.«
David rollte mit den Augen. »Ich wähle die Nummer.«
»Du bleibst, wo du bist«, warnte Julian ihn.
Eve ging zu einem Koffer, der in der hintersten Ecke auf dem Boden lag. Sie kniete sich daneben, öffnete ihn, hielt ein Telefon in der Hand. Ein Handy, wie es vor zwanzig Jahren modern gewesen war. Riesengroß und klobig und ganz orange. Mit Sicherheit kein Telefon, das eine Nummer speichern konnte.
Sie kam zurück, drückte es David in die Hand. Ohne Eve und Julian aus den Augen zu lassen, tippte er eine Nummer ein.
Im
The Owl and the Pussycat
klingelte es jetzt.
»Hier ist David. Kann ich mit Heaven sprechen?« Miss Trodwood, die sich gemeldet hatte, rief nach Heaven.
Eve trat auf David zu, riss ihm das Telefon aus der Hand, zog sich damit in die Kombüse zurück. Offensichtlich war Heaven jetzt dran, denn sie murmelte etwas Unverständliches, nickte, murmelte, nickte wieder. Dann sagte sie: »Ja, er ist hier. Er heißt David. Behauptet er.« Und wieder murmelte sie und nickte. Sie stand auf und kam auf David zu. »Sie will dich sprechen.« Sie reichte ihm das Telefon.
»Wie aufmerksam«, entgegnete David und funkelte Eve entnervt an.
Er hielt das Telefon sich ans Ohr. »Du hast nette Nachbarn«,sagte er. »Die bewachen dein Boot, als hätten sie sonst nichts zu tun.«
Julian grinste, Eve auch, beide stolz.
»Wir müssen uns treffen«, sagte Heaven nur. »Hast du meine Sachen?«
Er nickte, stellte fest, dass sie das ja nicht sehen konnte, und sagte: »Ja. Fast.« Er würde ihr später alles erklären können. »Was ist los?«
»Alles«, sagte sie. »Kennst du das Fitzroy, in der Charlotte Street?«
»Ich werde es finden.«
»Kannst du in einer halben Stunde dort sein?«
»Ist etwas
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