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Heaven - Stadt der Feen

Heaven - Stadt der Feen

Titel: Heaven - Stadt der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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passiert?«
    Sie klang aufgeregt. »Sei einfach dort. Bitte!«
    David unterdrückte ein Stöhnen. Er war sich nicht sicher, ob er wirklich wissen wollte, was geschehen war.
    »Geht klar.«
    »Danke«, sagte sie und dann legte sie auf.
    David hielt noch immer das Telefon in der Hand und starrte es an. Dann sagte er zu Julian und Eve, die ihn ein bisschen zerknirscht anblickten: »Wisst ihr, wo das Fitzroy ist?«, fragte er nur.
    Eve nahm das Telefon entgegen. »Die Fitzroy Tavern«, sagte sie. »Drüben in der Charlotte Street.« Sie ging zum Koffer, legte das Telefon hinein und klappte ihn anschließend zu.
    »Wie komme ich dorthin?«
    Julian erklärte es ihm bereitwillig, als wolle er damit etwas gutmachen.
    Dann packte David die Tasche zu Ende, zog den Reißverschluss zu. »Ich muss los.«
    Eve griff nach seinem Handgelenk. »Pass auf sie auf, ja? Heaven ist ein besonderer Mensch.«
    »Ich weiß«, erwiderte David und wich ihrem Blick nicht aus. »Sollte ich noch etwas wissen?« Er hatte das Gefühl, als wollte sie ihm noch etwas mit auf den Weg geben.
    »Ihre Mutter war besessen von dem gestohlenen Himmel.« Julian deutete zu den Büchern.
    »Dachte ich mir.«
    Es war Eve, die es auf den Punkt brachte. »Weißt du, wann Heaven Geburtstag hat?«
    David schüttelte den Kopf.
    »Am 25. November.« Sie nannte das Jahr.
    David wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Er starrte Eve an, dann Julian.
    »Hat ihr Vater sie deswegen Heaven genannt?«
    Eve zuckte die Achseln. »Das wissen wir nicht.«
    »Ihre Mutter ist kurz nach ihrer Geburt gestorben. Das ist alles, was wir wissen.«
    David fragte nicht weiter nach, weil niemand die Fragen, die er gestellt hätte, würde beantworten können. Der 25. November, ein Tag, den jedes Schulkind in London kannte. Was hatte das nur zu bedeuten? Wer war Heaven wirklich?
    Niemand schien genau über sie Bescheid zu wissen. Jeder hatte nur ein paar Puzzleteile in der Hand, aber das ganze Bild erschloss sich niemandem.
    »Ich muss los«, sagte David, weil er nicht wusste, was er sonst sagen sollte.
    »Wenn sie Hilfe braucht«, betonte Eve noch, »dann soll sie sich melden.« Sie verdrehte die Augen. »Ich weiß, dass sie das nicht tun wird. Aber wir sind da. Sag ihr das.«
    »Mach ich.«
    »Und richte ihr aus, dass wir auf das Boot aufpassen.«
    Julian und Eve sahen ihm nach, als er das Hausboot verließ. David trat hinaus in die anbrechende Dämmerung. Wenn es Tage gab, an denen man fremde Leben streift, wie traumwandlerische Bilder einen heimsuchen im kurzen Moment des Erwachens, dann war dieser Tag genau so ein Tag. Mit diesem Gedanken im Sinn lief David Pettyfer los, überquerte Wege und Wasser, um irgendwo in der dunkel werdenden Stadt Heaven zu treffen.

8. Kapitel

Fitzroy Tavern
    N ach dem Besuch in Little Venice lief David hinüber zur St. Pancras Station in der Euston Road, wo er die Tasche mit Heavens Klamotten in ein Schließfach steckte. Den Schlüssel steckte er sich in die Hosentasche, durchquerte die große Halle mit ihrer Dachkonstruktion aus Eisen und Stahl, die den gesamten unterirdischen Bahnhof in einem eleganten Bogen überspannte. Die Menschen strömten von den Zügen zur U-Bahn, sie kamen aus allen Richtungen, es war ein unglaubliches Gedränge, typisch für die Pendler, die London am späten Nachmittag verließen, um in die Vororte zu fahren. David verließ den Bahnhof so schnell wie möglich.
    Er rannte die Euston Street entlang und achtete nicht weiter auf die eisig kalte Luft, die ihm ins Gesicht wehte. Ohne die Tasche kam er besser vorwärts, er schleppte nicht gerne Sachen mit sich herum, weil ihm das ein Gefühl von Gebundenheit vermittelte.
    Die Menschen, die hier dem Abend entgegenhasteten, kümmerten sich nicht um ihn. Der Himmel verfinsterte sich zu dem Nichts, das er immer in der Nacht war. Weiter hinten, wo Kensington begann, löste sich das Nichts dann in einen normalen Himmel mit Wolken und Sternen auf.
    Er musste an das denken, was Julian gesagt hatte, an den Tag von Heavens Geburtstag. Aber er hatte keine Ahnung, ob oder was das zu bedeuten hatte.
    Weswegen wollte sie ihn so dringend sprechen? War etwas geschehen, was ihnen weiterhalf? Hatte sie etwas entdeckt, das erklärte, was mit ihr passiert war?
    Der wachsame Blick zurück über die Schulter war mittlerweile schon Gewohnheit. Doch wie es aussah, folgte ihm niemand.
    Von King’s Cross und der St. Pancras Station bis zur Charlotte Street war es etwa ein Kilometer, wenn man die Luftlinie nahm.

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