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Heaven - Stadt der Feen

Heaven - Stadt der Feen

Titel: Heaven - Stadt der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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in den Wolken über den Dächern der Stadt nach Worten. »Es ist nur so, dass ich . . .«
    »Was?«
    »Es hat mich gestört.«
    »Dass ich dir von ihr erzählt habe?«
    »Nein, es hat mich gestört, dass es sie gegeben hat.«
    David spürte, wie jedes dieser Worte ihn traf.
    Heaven erhob sich, schaute ihn an. Es klang ein wenig schnippisch, das, was sie dann sagte. »Vielleicht stört es dich ja auch, dass ich letztes Jahr diesen Typen getroffen habe.« Ihr wildes Haar tanzte im Wind.
    David öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Nein, er sollte jetzt gar nichts sagen. Er spürte, es war besser so.
    Heaven wich seinem Blick nicht aus und sagte schließlich: »Es ist wieder wie in dem Buch. Große Erwartungen.«
    »Was meinst du?«
    »Wir haben immer so große Erwartungen an unser Leben. Dabei könnte man es einfach haben.« Sie lächelte zögerlich. Dann zwinkerte sie ihm zu. Sie streckte sich. »Wie wäre es mit Frühstück, bevor der Laden öffnet.«
    »Klingt gut.« David erhob sich. »Und danach machen wir uns auf die Suche nach den Dingen, die wir wissen müssen.«
    Die Sekundenbruchteile fügten sich leise zu etwas Neuem, Kristallklarem und Wunderbarem zusammen.
    Doch keiner von beiden wusste wirklich, ob dies schon der Moment war, der alles verändern würde. Und weil sie es noch nicht wirklich wussten und Menschen, die Dinge wie diese noch nicht wirklich wissen, normalerweise dazu neigen, etwas zu tun, dass sie von all diesen Dingen ablenkt, und weil die großen Erwartungen, die man an das Leben hat, wie kleine gemeine Stolpersteine sein können; deswegen und wegen all dem anderen auch verließen sie das Dach und gingen hinunter in die Wohnung, nicht ahnend, dass der Tod, hat er die Fährte gefunden, sich wie ein Tier aus dem Hinterhalt nähert.

13. Kapitel

Des Herzens tote Diebe
    N ach dem kurzen Frühstück gingen sie in den Laden hinunter und David bat um einen freien Tag. Natürlich ließ es sich Miss Trodwood nicht nehmen, ihm eine kurze Standpauke bezüglich der Gefährlichkeit und Leichtsinnigkeit seiner Vorgehensweise zu halten. Doch dann gab sie nach und so verließen Heaven und David an diesem Morgen den Buchladen, um ein Café in der recht nahe gelegenen Old Compton Street aufzusuchen: die »Doctorow Coffee & Internet Base«.
    David hatte keine Lust, zusammen mit Heaven bei Mike aufzutauchen. Die beiden gehörten zwei völlig verschiedenen Welten an und so sollte es auch bleiben.
    David betrachtete die Gesichter der anderen Passanten, die teilnahmslos und reserviert waren. Wie schon oft fiel ihm auch an diesem Tag auf, dass die meisten Menschen schlechte Laune hatten, was ein für die Stadt typischer Zustand zu sein schien. Immerhin mussten sie nicht die U-Bahn nehmen.
    Heaven hatte ihn beobachtet. »Du bist noch immer sehr wachsam.«
    »Man weiß nie, was kommt«, erwiderte er.
    »Glaubst du, dass dieser Typ mit den Handschuhen noch lebt?«
    »Er hat von einem Auftraggeber gesprochen.« Es war dieseAussage, die David weitaus beängstigender fand als alles andere, das der Mann mit den vielen Namen gesagt hatte. »Und wenn Mr Scrooge – oder wie immer er sich auch nennen mag – ausgeschaltet wurde, dann gibt es bestimmt noch andere, die seine Aufgabe wahrnehmen werden. Das hast du gestern selbst gesagt.« Sein Blick wanderte unruhig und wachsam die Shaftesbury Avenue hinauf und hinab. »Nein, ich fühle mich nicht sicher.«
    Sie überquerten die stark befahrene Straße, wo die Abgase der Autos wie befreite Geister in der Luft schwebten. Es waren Schleier, fast unsichtbar, so filigran.
    Magie, dachte David, hat wirklich viele Gesichter.
    »Was ist mit dir?«
    Sie zuckte mit den Achseln, aber David merkte, wie angespannt sie war. Es waren ihre Augen, groß und ganz weit, sie blickten mit flackernden Lidern zu Boden und schnell wieder auf, ohne dass es einen Sinn ergab.
    »Ich habe Angst.«
    Er blieb stehen, sah sie besorgt an.
    »Ich fühle mich so leer, David.« Sie verdrehte die Augen und seufzte resigniert. »Verdammt, ich weiß ja auch nicht, was mit mir los ist. Es fühlt sich falsch an, verstehst du? Alles.« Sie berührte mit der Hand jene Stelle. »Als ob das nicht mehr lange so weitergeht.«
    David runzelte die Stirn. »Dann lass uns darüber sprechen, was wir gestern erfahren haben.«
    Sie zog eine Grimasse. »Wenn es sein muss«, sagte sie und versuchte ein schiefes Lächeln, das David erwiderte.
    »Muss es«, sagte er.
    Sie nickte. »Ich weiß.« Die schwache Novembersonnegab ihrem

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