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Heaven - Stadt der Feen

Heaven - Stadt der Feen

Titel: Heaven - Stadt der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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nickte langsam. Um 3:22 war an jenem 25. November der Himmel über Kensington zurückgekehrt.
    »The Doctorow Coffee & Internet Base« stand in grellen neonleuchtenden Buchstaben über dem Eingang.
    Das Gebäude, in dem sich das Café befand, war früher einmal ein kleines Kino gewesen. Die Fassade erinnerte an ein Theater, wie die älteren Londoner sie noch in den Filmen der Hallmark-Studios kannten, jenen Filmen, die während des Krieges und in der kargen Zeit danach gezeigt worden waren.
    Man musste durch eine alte Drehtür eintreten und der Geruch, der einem von innen entgegenschlug, war der Geruch von Dingen, die längst Vergangenheit waren, Zigaretten, Popcorn und Karamell.
    An den Wänden hingen die Plakate alter Filme:
Ladykillers, Adel verpflichtet, Erpressung, Die 39 Stufen, Eine Dame verschwindet
.
    Neben dem ehemaligen Kartenhäuschen im Foyer kündigte ein Pappständer den aktuellen Event an: Digital Dreams. Das Plakat zeigte Bilder von Alfred Hitchcock und Alec Guinness, Robert Donat und Madelaine Carroll, John Gielgud und Peter Lorre. Dazwischen versteckten sich digitale Bildelemente aus modernen Filmen:
Tron, Matrix, Watchmen, Little Brother
und
Rise of the Cyberking
.
    »Sie haben hier immer Kunstprojekte«, erklärte David. »Filmkunst, ziemlich abgefahren.«
    »Bist du öfter hier?«
    »Nein«, antwortete er, »eigentlich nicht. Ich schaue mir nur die Plakate an, im Vorbeigehen, das ist alles.«
    Das eigentliche Café befand sich in dem alten Kinosaal. Die Sitzreihen waren noch größtenteils erhalten. Zwischen den roten Plüschsitzen waren Lücken geschaffen worden,an denen sich jetzt runde Tische befanden. Auf vielen der Tische standen bunte Bildschirme, die im matten Licht der Laternen flackerten.
    Auf der Leinwand sah man das aktuelle Kunstprojekt, eine flimmernde wilde Mischung aus Bildern: Fetzen alter Schwarz-Weiß-Filme, zusammengeschnitten mit Sequenzen aus modernen Filmen, die mit fremden Welten und dem Internet zu tun hatten. Joan Barry begegnete Keanu Reeves und Gary Grant betrachtete durch die Luft springende und in Schwarz gekleidete Kämpfer in Lack und Leder. Farben spritzten in diesen Flickenteppich aus Bildern, rasende Gefährte aus
Tron
jagten durch Szenen aus
Sabotage
.
    Die Geräusche, die man hörte, stammten nicht aus den Filmen, die man dort aufblitzen sah wie wild gewordene Negativbilder einst vergessener Träume.
    Das, was dort passierte, war unterlegt mit klassischer Musik und den Hits von Nancy Sinatra, Petula Clark und den Beatles.
    »Gefällt’s dir?«, fragte David.
    Heaven lächelte zögerlich. »Weiß ich noch nicht.«
    David musste einen Moment an den Film
Flucht ins dreiundzwanzigste Jahrhundert
denken, doch dann verwarf er den Gedanken schnell wieder.
    Heaven ging voran, zielstrebig, er folgte ihr.
    Sie steuerten auf zwei Plätze weiter vorne, dicht neben beziehungsweise unterhalb der Leinwand zu.
    Es befanden sich nicht viele Gäste um diese Uhrzeit in dem Café. Nur einige Studenten, die erst später an der Uni erscheinen mussten, und Berufstätige, die ihre Zeit totschlugen, bevor die Arbeit begann. Die meisten der wenigenGäste hatten ihre eigenen Laptops dabei und waren in das, was sie gerade taten, versunken.
    Kaum jemand beachtete die Bilderflut auf der Leinwand. Die Musik war ein angenehmer Teppich, auf dem man in jede mögliche Welt fliegen konnte.
    »Jeder an einen PC?«, fragte David.
    Heaven nickte nur. Sie schaute sich neugierig um und beobachtete die Gäste.
    »Es ist zu warm hier drinnen, oder?« David runzelte die Stirn.
    »Ich werde zwischendurch einfach nach draußen gehen«, schlug sie vor. »Du musst dir keine Gedanken machen, wenn ich kurz verschwinde. Ich komme wieder.«
    An einem Tresen gab es Kaffee, heißen Tee und kleine Kuchen. Selbstbedienung.
    David belegte seinen PC, Heaven saß dicht hinter ihm am Nebentisch. David holte für sie einen Catalunya-Tee und für sich selbst einen Earl Grey.
    Dann stürzten sie sich in die Abgründe der virtuellen Welt. Kopfüber, mit beiden Händen an Tastatur und Maus.
    David gab einige Suchbegriffe ein. Mord, London und Herz. Dann wartete er ab, welche verwinkelten Pfade sich vor ihm auftun würden. Wenige Sekunden später erschienen Links zu mehreren Tausend Quellen, in denen die Suchbegriffe vorkamen. Er setzte sich zurecht und begann konzentriert, die einzelnen Hinweise nachzuverfolgen.
    Okay. Die Jagd hatte begonnen.
    Er schränkte die Suchbegriffe ein und fand neue Pfade. Er tippte eine

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