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Heaven - Stadt der Feen

Heaven - Stadt der Feen

Titel: Heaven - Stadt der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Ahnung, wie er ihr helfen konnte. Sie hatte mehrmals gezittert in der Nacht. Zaghaft hatte David die Stelle berührt, an der normalerweise das Herz war. Nichts hatte dort geschlagen, kein Herz, kein Takt. Kalt war die Stelle, selbst durch den dünnen Stoff des schwarzen T-Shirts hindurch, das David schon eine Ewigkeit besaß. Er hatte seine Hand ruhig auf ihrem Körper liegen lassen und den Atem gefühlt. Heaven hatte von alledem nichts gemerkt. Manchmal hatten ihre Lider gezuckt, als seien Geheimnisse unter ihnen versteckt, die zu fliehen versuchten. Sie hatte unruhig geschlafen, ob Träume der Grund dafür gewesen waren, wusste er nicht. Erst am Morgen war sie ruhigergeworden. Manchmal hatte sie im Schlaf Worte gemurmelt, klingend und unklar wie Buchstaben aus dunkler Tinte.
    Es war eisig kalt in seinem Zimmer gewesen, aber das hatte ihn nicht gestört. Denn er hatte sich gut gefühlt. Als er bei Kelly übernachtet hatte, war er zwar in einer warmen Wohnung erwacht, aber ihm war trotzdem kalt gewesen.
    Er musste an die modernen Möbel und die Bilder mit Ecken und Kreisen denken, die Kelly so gemocht hatte.
    »David?«
    Er drehte sich abrupt um.
    Heaven stand hinter ihm. Sie trug eine grüne Jacke, sie hatte sie einfach über das T-Shirt und die Hose gezogen; Davids Hose, die ihr um die Beine schlackerte und ihre nackten Knöchel entblößte, die in einem Paar nicht zugeschnürter Chucks steckten, die sie wohl unter dem Bett gefunden hatte.
    »Hast du gut geschlafen?«
    »Ich bin wach gewesen, als du geschlafen hast.«
    David fühlte sich ertappt.
    »Und wieder eingeschlafen, bevor die Sonne aufging.«
    »Habe ich im Schlaf geredet?«
    »Du hast mit den Zähnen geknirscht.«
    »Oh.«
    Sie lächelte. »Und ja, ab und zu hast du auch wirres Zeug geredet. Aber keine Wörter. Eher . . . Geplapper.« Sie setzte sich zu ihm. »Ich hätte nie gedacht, dass du plapperst.«
    David lachte. »Ich auch nicht«, sagte er.
    Ihre Schultern stießen aneinander. Ihr Haar berührte seinen Hals und kitzelte auf der Haut. Die Sonne hatte nichtviel Kraft, jetzt im November, aber David kam es vor, als würde sie die Schneeflocken zum Schmelzen bringen.
    »London ist so wunderschön«, sagte Heaven leise. Sie ließ ihren Blick über die Dächer schweifen.
    »Hier oben ist es manchmal richtig still. Die Geräusche klingen gedämpft, als wollten sie gar nicht erst aufsteigen. Meistens am Morgen, wenn die Straßen wach werden.«
    Sie schlang ihre Arme um die angewinkelten Beine. »Du bist oft hier oben?«
    »Es tut gut, allein zu sein. Manchmal.«
    »Jetzt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, jetzt will ich nicht allein sein.« Er schenkte ihr ein Lächeln.
    »Wie hast du dir dein Leben vorgestellt, als du Cardiff verlassen hast?«, fragte sie ganz unverhohlen.
    »Besser.« Die Antwort kam so schnell, dass es ihn selbst verwunderte.
    »Schöner?«
    »Ist das nicht das Gleiche?«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht.«
    »Ich wollte frei sein«, suchte er nach einer Erklärung. »Ich wollte leben.« Er sah sie von der Seite aus an. »Ich weiß nicht genau, was ich erwartet habe.« David schüttelte den Kopf. »Klingt naiv, oder?«
    »Du hast geglaubt, dass das Glück dich finden wird und du es nicht suchen musst.«
    Er sagte: »Hat es das nicht getan?« Und fragte sich sofort, warum er nicht die Klappe halten konnte.
    Verlegen senkte sie den Blick. »Es hat da jemanden gegeben, letztes Jahr, im Sommer.« Sie sprach langsam, ihr Atembildete keine Wölkchen vor ihrem Gesicht. »Eigentlich ist er nicht wichtig. Er sprach mich in einem Club an.« Sie lachte, eine Spur zu laut. »Ich wusste, dass er ein Arsch ist. Aber irgendwie war das egal. Für einen kurzen Moment dachte ich, dass ich jetzt endlich das Glück gefunden habe. Ein paar Tage war ich nicht allein.« Sie zuckte die Achseln. »Na ja, und das war’s dann auch schon.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Es war vorbei, bevor es angefangen hatte. Kein Drama.«
    David beobachtete eine Krähe, die auf dem Dach des gegenüberliegenden Hauses in der Regenrinne hockte und nach Nahrung suchte. Mit einem kräftigen Flügelschlag erhob sie sich plötzlich in die Lüfte und segelte zum Charing Cross hinab.
    »Warum erzählst du mir das?«, fragte er.
    Heaven schwieg. Dann, nach einer Weile, die nicht lang, aber auch nicht kurz war, antwortete sie: »Weil du mir von deiner Sozialarbeiterin erzählt hast.«
    »Ich habe sie nur erwähnt, sie ist nicht wichtig.«
    Sie nickte und suchte

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