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Heaven - Stadt der Feen

Heaven - Stadt der Feen

Titel: Heaven - Stadt der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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guter Freund gewesen und er hatte darauf vertraut, dass Mickey sich um Heaven kümmerte, wenn er unterwegs war.
    »Du passt auf sie auf«, sagte er jedes Mal, wenn er seine Koffer packte und aus dem Haus ging. »Ich verlass mich auf dich.«
    Doch er hatte nicht wissen können, was er von Mickey verlangt hatte.
    Mr Jones schaute zur Uhr. Er erwartete Besuch.
    Die Katze, die er vor einer Stunde ins Haus gelassen hatte,saß ruhig an ihrem Platz unter dem Fenster und leckte sich die Pfoten.
    Mickey dachte an all die Untersuchungen, die ergebnislos geblieben waren. Heaven hatte nie Fragen gestellt, ließ es über sich ergehen, erst ängstlich, später nur noch genervt. Es waren routinemäßige Überprüfungen ihres Herzens und schließlich schnell erledigt.
    Doch dann war ihr Vater gestorben. Mickey konnte sich noch gut an den Tag erinnern, als er sie von der Schule abgeholt hatte und mit ihr nach Hause gekommen war.
    Sie war in ihr Zimmer gegangen, still und mit starrem Blick. Sie hatte sechs Stunden dort verbracht und mit niemandem reden wollen. In dieser Zeit hatte sie die Wand mit einer Fülle von Linien und Noten bekritzelt. Einer Melodie, die sie als die Musik der Sphären bezeichnet hatte. Dann erst hatte sie geweint. Warum sie die Noten auf die Wand geschrieben hatte, wusste niemand. Sie hatte niemals mit Mickey darüber gesprochen.
    Mr Jones horchte auf. Etwas hatte sich vor dem Haus geregt. Die Katze, die bis jetzt ruhig an ihrem Platz gelegen hatte, sprang aufgeregt auf und lief aus der Küche.
    Mickey ging hinaus in den Korridor. In den Ecken hockten selbst am Tag die Schatten. Weiter hinten saß die Katze und fauchte ihn an.
    »Was ist, Prinzessin?«, fragte er.
    Die Katze antwortete nicht. Das Licht spiegelte sich grünlich in ihren Augen. Sie drehte sich um und lief in die entgegengesetzte Richtung.
    »Hm«, grummelte Mr Mickey. Er schaute erneut auf die Uhr.
    Dann folgte er dem Korridor bis zur Diele. Zwei Gestalten schälten sich aus den Schatten neben der Treppe.
    »Sie wollten mich sprechen?«, fragte Mr Drood.
    Der Lumpenmann sagte nichts.
    Mr Mickey betrachtete die beiden. »Ja«, erwiderte er.

14. Kapitel

Die Stadt der gefallenen Feen
    D avid führte Heaven nach Kensington, über die hohen Pfade und Fallwege, Dachrinnen und Leitern und Luken und Brücken aus Eisen und Stahl. Sie waren allein dort oben und die Welt, die tickte wie ein fremdes Uhrwerk, war so weit unter ihnen, dass niemand ihnen Beachtung schenkte.
    Sie liefen, als hinge ihr Leben davon ab. Sie sprangen über Abgründe, rannten und schauten kein einziges Mal zurück. Kensington Gardens flog zur Rechten an ihnen vorbei, die Kuppel der Royal Albert Hall schimmerte im matten grauen Licht des Tages, Big Ben schlug zum elften Mal an diesem Tag die volle Stunde und die Themse schwieg.
    Auf dem Dach eines Hauses am Reston Place hielten sie an.
    »Was ist los?«, fragte Heaven.
    David dachte an so viele Dinge auf einmal, dass er keine Worte fand. Er sah die Stadt, die sich zu allen Seiten bis zum Horizont ausbreitete. Dann trat er auf Heaven zu, griff nach ihrer Hand, zog sie zu sich und küsste sie.
    Sie erwiderte den Kuss, so tief und fest, als habe sie die ganzen letzten Stunden nur darauf gewartet, dass dies passieren würde. Sie schmiegte sich an ihn und ihre Hand strich leicht über sein Haar.
    »Manchmal«, sagte Heaven, als sie sich aus dem Kuss löste, »kann das Leben einfach sein.« Sie lachte und da war eineHelligkeit in ihrem Lachen, die alle großen Erwartungen vom Wind verwehen ließ.
    Eine Weile standen sie gemeinsam dort oben auf dem Dach, taten nichts, als die Stadt anzuschauen. Dies war das Leben und sie steckten mittendrin. Es war wie Musik, nur lauter.
    Dann liefen sie weiter ihrem Ziel entgegen. David dachte an Kelly und wie kompliziert alles gewesen war. Und er sah Heaven und dachte daran, wie anders alles sein konnte.
    So erreichten sie Kensington, genauer gesagt Phillimore Place Nr. 18.
    Sie verließen das Dach durch eine Luke. David half Heaven hinein und sie liefen die Treppe hinab, bis sie vor Mr Merryweathers Wohnungstür standen.
    David klingelte. Von innen hörte er schlurfende Schritte. Dann wurde ein Schlüssel im Schloss umgedreht, eine Klinke gedrückt, die Tür geöffnet. Mr Merryweather blinzelte ihnen entgegen.
    »Mr David Pettyfer?«, fragte er erstaunt. »Mit seiner entzückenden Freundin. Was führt Sie denn hierher?«
    »Wir brauchen Ihre Hilfe«, sagte Heaven.
    »Oh, wenn eine junge Dame einen um

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