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Heaven - Stadt der Feen

Heaven - Stadt der Feen

Titel: Heaven - Stadt der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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abgeschickt hat, darüber geschrieben. Er verzehrte sich nach ihr.«
    David hob die Hand. »Sag mir bitte, dass wenigstens diese Briefe existieren.«
    Sie seufzte. »Es gibt keine Originale, soweit ich es herausfindenkonnte. Dieser Earl von Rochester war ein seltsamer Kerl. Viele Dokumente, die sein Leben belegt haben, sind verschwunden.«
    »Die Briefe ebenso?«
    »Es gibt nur Quellen, die auf immer andere Quellen verweisen. Autoren, die nach seinem Tod über diese Dinge berichtet haben und sich auf Quellen berufen, die sie selbst nie gesehen, von denen sie aber sehr wohl gehört haben. Von recht glaubwürdigen Zeugen, versteht sich.«
    »So entstehen Mythen«, meinte David.
    Sie gab ihm recht. »Aber egal – auf etwas bin ich gestoßen und das wiederum passt zu unserer Suche. Angeblich nannte er Lady Claire zärtlich sein Himmelsherz.«
    David blieb stehen.
    »Himmelsherz?«
    »Ja.«
    »Könnte eine falsche Fährte sein, oder? Vielleicht war er ein Romantiker?«
    »Nein, eigentlich nicht. Der Earl war eher der bodenständige Typ. Denk an die unsittlichen Gedichte.«
    »Also keine Romantik. Glaubst du, dass er es wörtlich gemeint hat?«
    Sie zuckte die Achseln. »Keine Ahnung, aber da war noch etwas. Als ich herausgefunden hatte, welche Orte er bereist hat, da habe ich weitergesucht.« Sie schaute sich um. »Ich habe mich an eine Geschichte erinnert, die ich gelesen hatte, vor einigen Jahren. Sie steht in einem der Bücher über den Himmel, die mir meine Mutter hinterlassen hat.«
    Eine lärmende Gruppe Rentner kam ihnen entgegen, vielleicht eine Reisetruppe, die eine Busreise nach Londonmachte, zwei Tage hin und zurück für nur dreißig Pfund. Ein paar von ihnen hatten Reiseführer dabei, die Männer trugen Baseballkappen und einer schwang unternehmungslustig seinen Regenschirm. Sie waren harmlos, aber David kamen sie auf einmal bedrohlich vor und er dachte an das, was seine Mutter immer empfunden haben mochte, wenn sie nach draußen gegangen war.
    »Wir müssen da entlang«, sagte er wie beiläufig und änderte die Richtung.
    »Ist gut.«
    Sie liefen weiter, doch jetzt achtete David wieder auf den Weg.
    Heaven fuhr fort: »In dem Buch meiner Mutter geht es darum, dass eine Insel, die irgendwo im Mittelmeer liegt, tagsüber – und nur tagsüber – von einer Wolkendecke bedeckt wird, die das Licht der Sonne verdunkelt. Aber die Wolken sind nur tagsüber da, sobald die Nacht kommt, verschwinden sie und die Sterne scheinen am Firmament. Der Himmel, so heißt es in der Geschichte, ist am Tag einfach verschwunden. Er ist nicht mehr da.«
    »Kein Problem mit dem Nachthimmel?«
    »Eher ein Problem mit dem Taghimmel. Und dann ist da noch etwas anderes passiert.« Sie schaute ihn vielsagend an. »Der Taghimmel über der Insel war nur für kurze Zeit verschwunden. Für vier Monate, um genau zu sein. Für die Geschichtsschreibung war es nicht sonderlich von Bedeutung. Die Bauern und die Fischer, die auf der Insel lebten, meldeten es der zuständigen Behörde auf dem Festland und baten darum, jemanden zu schicken, der ihnen in dieser Angelegenheit helfen könne.«
    »Hat ihnen jemand geholfen?«
    »Keine Ahnung. Zumindest gibt es keine offiziellen Berichte über das, was dort vorgefallen ist.«
    David ahnte, was jetzt kommen würde, deshalb fragte er: »Hat der Earl von Rochester irgendetwas damit zu tun?«
    »Er ist dort gewesen«, sagte Heaven.
    »Auf genau dieser Insel?«
    »Der Earl von Rochester hat Lady Claire, so steht es in manchen Quellen, dort auf der Insel getroffen. Sie verschwand ungefähr zu dem Zeitpunkt, als sich die Wolken wieder verzogen hatten und auch der verloren gegangene Taghimmel wieder erschienen war.«
    David dachte an River Mirrlees und daran, worauf sie vor wenigen Stunden gestoßen waren. Genau zu jenem Zeitpunkt, als River starb und Heaven geboren wurde, kehrte ein Stück Himmel über Kensington wieder zurück an seinen Platz.
    Und er wusste, dass er sich hätte wundern müssen. Normalerweise hätte er sagen müssen, dass all das nicht sein konnte, völliger Schwachsinn war. Aber stattdessen stand ihm so klar vor Augen wie nie zuvor, dass dies hier Wirklichkeit war. Und solange zu dieser Wirklichkeit Heaven gehörte, war David bereit, sie zu akzeptieren.
    »Der Earl von Rochester hat nach ihrem Tod die Geschichte von Lady Claire aufgeschrieben«, sagte Heaven. »Aber offenbar wollte er später nicht mehr, dass jemand von der Geschichte erfährt. Gerüchten zufolge hat er selbst dafür

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