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Heaven - Stadt der Feen

Heaven - Stadt der Feen

Titel: Heaven - Stadt der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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wunderschön. Spanierin, glaube ich. Er verliebt sich in sie und nimmt sie mit nach Wales. Doch dann wird die Schöne krank. Sie heißt Hope, doch es gibt keine Hoffnung.«
    »Eine Spanierin, die Hope heißt?«, hakte David nach.
    »Dichterische Freiheit. Rochester hat sie so genannt.«
    David nahm es zur Kenntnis.
    »Wie dem auch sei«, fuhr Mr Merryweather fort. »Er ruft nach den besten Ärzten, doch niemand ist in der Lage, ihr zu helfen. Schließlich bittet sie ihn, sie an den Ort zurück-zubringen, an dem er sie gefunden hat. Sie reisen den ganzen langen Weg zurück und während der Reise wird ihre Liebe noch stärker.« Er nahm ein altes schweres Feuerzeug und entzündete langsam die Pfeife. »Mit der Liebe, schreibt Rochester, wächst auch der Schmerz.« Der alte Mann erhob den Finger. »Denn zu lieben heißt, den Verlust zu fürchten.Das ist es, worum es Rochester letztendlich ging.« Sein Blick suchte die Bilderrahmen, die überall in der Wohnung standen. »Wenn man sein Herz verliert, dann bricht es irgendwann. So ist der Lauf der Dinge.« Er sah die beiden an. »Ihr seid noch jung und denkt nicht an das, was einst sein wird. Ihr habt alles vor euch. Doch irgendwann wird der Tag kommen, an dem einer von euch zuerst gehen muss. Das ist der Tag, an dem des anderen Herz zerbrechen wird und man erfährt, dass man besser niemals geliebt hätte.«
    Heaven ergriff Davids Hand, hielt sie fest. Er dachte daran, was sie gesagt hatte, als sie von dem Jungen erzählt hatte, den sie im Club kennengelernt hatte.
    »Nun, der Earl von Rochester war nicht gerade ein lustiger Zeitgenosse.« Mr Merryweather paffte hellen Rauch in die Luft, hustete. »Tja, und seine Werke sind ebenfalls alles andere als beschwingt. Aber zurück zu unserer Geschichte: Der Edelmann bringt Lady Hope zu dieser Insel nach Spanien. Sie ist schroff, abseits aller Schifffahrtsrouten, aber doch ist man auf sie aufmerksam geworden, denn es heißt, über dem Eiland sei der Tageshimmel verschwunden.« Er sah die beiden eingehend an. »Wie hier in London, nur anders.«
    Sie nickten. Im Radio lief ein neues Stück.
    »Korngold«, kommentierte der alte Mann gedankenverloren. »The Sea Hawk.«
    Und David entgegnete wieder nur: »Oh.«
    Mr Merryweather wartete einen Moment, bevor er mit der Geschichte des Earls fortfuhr. »Die schöne Frau, die Rochester Lady Hope nennt, offenbart ihm letzten Endes, dass sie sich von ihm trennen muss. Unter Tränen erzählt sieihm, dass sie einst ein kleines Stück des hellen Himmels gewesen ist, ja, ein Stück Himmel, das in einem schrecklichen Unwetter durch des Schicksals böse Hand von seinem angestammten Platz hoch über der Welt zur Erde gefallen ist. Und weil alles, das zur Erde fällt, eine Gestalt bekommt, so hat auch der schöne Himmel, der herniederstürzte, eine menschliche Gestalt bekommen.«
    Heaven atmete tief durch. Ihre Hand zitterte.
    »Der Himmel«, betonte Mr Merryweather, »wird zu einer wunderschönen Frau namens Hope. So steht es bei Rochester geschrieben.« Er hustete. »Der Edelmann weiß natürlich nicht, was er davon halten soll. Doch in ihren Augen kann er keine Lüge entdecken, unmöglich, dass sie Unwahres spricht. So lauscht er ihren Worten und erfährt die Geheimnisse, die sie bei sich trägt. Sie erzählt ihm, dass es andere auf der Welt gebe, die so seien wie sie. Sie erklärt ihm, dass die Menschen einen Namen hätten für die Wesen, deren Herzen wieder zum Firmament emporsteigen, wenn sie sterben.«
    »Feen«, flüsterte Heaven. Nur schwer kam ihr das Wort über die Lippen. Es benetzte sie wie ein dunkler Traum, wie Wahrheit, die nicht ausgesprochen werden will.
    »Ja. Wer hat nicht als Kind an sie geglaubt? Die magischen Wesen von einst. Namen gibt es viele: Fee. Fairy. Fay.«
    »Rochester meinte das ernst, nicht wahr?«, fragte David.
    Mr Merryweather brummte wie ein Waschbär: »Aber ja, natürlich. Der Earl war kein Mann, der zu scherzen beliebte.« Energisch schüttelte er den Kopf, kratzte sich am Backenbart. »Doch lasst mich die Geschichte zu Ende bringen, bevor ich vergessen habe, was ich sagen will.« Er nahmden roten Faden wieder da auf, wo er ihn fallen gelassen hatte. »Der Edelmann versteht nun, dass die Geschöpfe, die man gemeinhin als Feen bezeichnete, nie etwas anderes gewesen sind als verlorene Stücke auf die Erde gestürzten Himmels, die irgendwann nach Hause zurückkehren.«
    Heaven sprang auf, stürzte zum Fenster, riss es weiter auf und machte ein paar rasche

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