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Heaven - Stadt der Feen

Heaven - Stadt der Feen

Titel: Heaven - Stadt der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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in der Hand. Sie war grau, aus grobem Papier und die Schrift völlig schnörkellos.
    Ein einziger Name stand darauf geschrieben: Mr Drood. Darunter hatte jemand sauber und geschwungen eine Telefonnummer notiert, die Heaven leider nur allzu gut kannte. Es war ihr Zuhause in Richmond.
    »Was geht hier vor?« Heaven schaute sich weiter um.
    Auch David starrte auf das Chaos, das sich in dem Raum ausbreitete, all die umgestürzten Staffeleien, die auf dem Holzboden verstreuten Tuben bunter Farbe, die zerrissenen Leinwände, auf denen sich halb fertige Bilder befanden. Zwischen den Malsachen lagen zerbrochene Sterne mit geborstenen Steinen in ihrer Mitte, Blätter mit Entwürfen, Bildern, Zeichnungen und einige Werkzeuge, deren Bedeutung er auf den ersten Blick nicht erfasste.
    Sehr wohl erfasste er, dass vor Kurzem hier ein Kampf stattgefunden hatte.»Komm schon, Mann! Was ist hier passiert?«, fragte nun auch er.
    Julian verriegelte die Tür. Panisch blickte er sich um, als würde er dort bereits jemanden vermuten. Er ließ den Schlüssel in der aufgenähten Tasche seiner Hose verschwinden, fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare, ließ sie dann hilflos sinken. »Ihr müsst mir helfen.«
    David öffnete seine Jacke, Heaven ihren Mantel.
    Es war unglaublich warm hier drinnen. David wusste nicht, wie lange es Heaven bei diesen Temperaturen aushielt.
    Es könnte eine Falle sein. Das hatte er zu Heaven gesagt, als sie aufgebrochen waren, und wenn er ehrlich war, sah es genauso aus.
    Alles in ihm drängte nach Flucht und er spürte, wie die altbekannte Beklemmung über ihn kam und das Atmenschwer machte. Er blickte hinüber zu den Fenstern, doch die winzigen Bullaugen machten es auch nicht besser. Und bildete er es sich nur ein? Oder roch es hier so muffig wie in dem Haus in Cardiff? David hatte plötzlich das Gefühl, dass er erstickte, und wusste, dass er Heaven hier auf der Stelle herausbringen musste.
    Aber er rührte sich nicht von der Stelle.
    »Ihr müsst mir helfen.« David erkannte die Panik und die Angst und die Dunkelheit in Julians Stimme und wusste, dass sie ihn nicht allein lassen durften. Er fuchtelte mit der Visitenkarte herum. »Sie haben Eve.«
    »Wer?«
    »Na, wer schon? Mr Drood und der andere.«
    Davids Blick glitt weiter durch den kleinen Raum. Dort drüben war eine Tür, vermutlich führte sie in eine Küche oder zu den Schlafkojen, aber bestimmt nicht nach draußen. »Wen meinst du mit dem anderen?«, fragte er.
    »Sah wie ausgekotzt aus.«
    »Der Lumpenmann?«, fragte Heaven.
    Julian nickte. »Ja, so könnte man es nennen.« Sein linkes Auge zuckte, als hätte es ein Eigenleben. »Er sah auf jeden Fall so aus.«
    David hätte fast einen lauten Fluch ausgestoßen. Woher, zum Teufel, sollte Julian den Lumpenmann kennen? Hatte er am Telefon nicht gesagt, dass er nur die Karte gefunden hatte?
    Heaven atmete immer schwerer, David wusste nicht, wie lange sie es in der heißen Luft aushalten würde. Sie schien gar nicht wahrzunehmen, dass hier etwas nicht stimmte, schien nicht zu bemerken, dass Julian den direkten Augenkontaktvermied. Stattdessen sah sie so aus, als würde sie jeden Moment ihr Bewusstsein verlieren. Wenn sie sich bewegte, und war es auch nur für ein kleines Stück, dann wankte sie bedenklich, hielt sich an Tischen und Stühlen fest.
    »Sie wollten, dass du herkommst«, sagte Julian und seine Stimme klang wie eine Entschuldigung. »Ich konnte nichts tun. Er hat damit gedroht, dass er Eve tötet, und beinah hätte er es auch getan.«
    Julian starrte mit leerem Blick in den Raum.
    Jetzt endlich kam Leben in David. Mit einem Satz war er bei der Tür und drückte die Klinke.
    »Ist das der einzige Eingang?«, fragte er.
    Julian nickte. »Als ich nach Hause kam, waren sie schon da.«
    David fluchte. Sein Magen verkrampfte sich. Scheiße, er hatte es gewusst, ja! Aber hatten sie eine Wahl gehabt?
    »Du verdammter Hur. . .«
    Heaven taumelte, so plötzlich, dass es auch Julian überraschte. »Was ist mit ihr?«
    David war schon bei ihr, um sie aufzufangen.
    »Alles okay«, keuchte Heaven. Sie versuchte, aufmunternd auszusehen, aber das misslang ihr gründlich. »Es ist . . .« Ihre Stimme wurde zu einem Stöhnen und Japsen, während sich hinten im Raum eine weitere Tür öffnete und Mr Drood aus dem Dunkel des angrenzenden Zimmers trat.
    David wunderte sich nicht, genauso wenig wie Heaven. Der Hilferuf, das Boot, diese unsägliche Hitze, die verschlossene Tür, die Falle war zu eindeutig

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