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Heaven - Stadt der Feen

Heaven - Stadt der Feen

Titel: Heaven - Stadt der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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sich in der Tasche verhaken, vieles mehr. Doch nichts davon geschah. Er griff nach dem Schläger und fuhr herum.
    Eve kroch rückwärts am Boden vom Lumpenmann fort, der ihr mit der Ruhe eines Toten nachsetzte. Julian hatte sich in der Zwischenzeit gegen Mr Drood geworfen. Beide gingen zu Boden. Mr Drood war ein schwarzer Schemen, vor dem Julians buntes T-Shirt wie ein heller Blitz daherkam.
    Heaven war nicht mehr bei Bewusstsein. Ihre Augenlider flatterten und ihre Finger zuckten unruhig.
    David hob den Golfschläger über den Kopf, holte zum Schlag aus. Er musste nur Mr Droods Kopf treffen, dann wäre es vorbei. Um den Lumpenmann würde er sich danach kümmern. Er legte alle Kraft in seinen Schlag.
    Und dann sah er die Klinge.
    Genau genommen sah er nur ihren silbrigen Schein, der rasiermesserscharf in die Haut an Julians Hals drückte.
    Der Lumpenmann war bei Eve und packte sie. David konnte nicht erkennen, was genau er mit ihr tat, aber es brachte sie zum Schweigen. Sie kauerte am Boden und wimmerte vor sich hin, starrte aus tränennassen Augen zu Julian, der sich nicht mehr bewegte.
    »Du willst den Helden spielen?«, zischte Mr Drood und sah zu David hinüber. »Willst du riskieren, dass ich ihn aufschlitze?«
    David zog es vor zu schweigen. Sein Puls raste. Mr Drood erhob sich langsam, gleitend, die Klinge immer noch dicht an Julians Kehle. »Du möchtest ein Held sein, so wie unser Julian hier?«, fragte er abermals.
    »Lassen Sie ihn in Ruhe! Er hat nichts mit der Sache zu tun.«
    In der Stimme Mr Droods flackerte Zorn auf. »Er musstenur ein Telefonat führen, das war alles. Keine unlösbar schwierige Aufgabe.« Er wendete sich an Julian, wirkte ungeduldig. »Aber statt danach einfach in Ruhe den Ausgang der Geschichte abzuwarten, hat er nichts Besseres zu tun, als den Mann der Tat zu geben!«
    Julian zitterte, David konnte es sehen. Er zitterte vor Wut, Hilflosigkeit, Ohnmacht.
    David hielt noch immer den Schläger in der Hand. Sein Blick raste zu Heaven, zu Eve, zum Lumpenmann. Der kalte Griff des Golfschlägers wurde auf einmal unendlich schwer.
    »Sagte ich nicht, dass dir nichts geschehen würde, wenn du alles tust, was ich von dir verlange?« Mr Drood sprach leise und mit klarer Stimme.
    Julian nickte stumm. Seine Lippen waren rau und rissig.
    »Siehst du!« Mr Drood wendete sich David zu. »Sie lügen dich an, was immer du ihnen auch versprichst. So sind die Menschen.«
    »Lassen Sie ihn los!«
    Mr Drood ignorierte David. Stattdessen drehte er den Kopf zu Julian, flüsterte direkt in sein Ohr: »Du bist ein Held, nicht wahr? Du würdest alles tun, um deine Freundin zu retten.«
    Julians Augen wanderten flehend zu David. Es tut mir leid, sagten die Augen, es tut mir so was von leid. Weit wurden sie wie tiefe Seen, in denen irgendwo ein Leben schwebte, von dem David bisher nichts als Bruchstücke kannte.
    »Bist du ein Held?« Mr Droods Stimme erhob sich.
    »Nein«, krächzte Julian.
    »Nein?«
    »Ich bin kein Held.«
    Mr Drood schüttelte bedauernd den Kopf. »Aber das, was du eben getan hast, war doch heldenhaft.« Er grinste. »Nicht von Erfolg gekrönt und dumm, aber dennoch heldenhaft.« Er zwinkerte David zu. »Nicht wahr, David?«
    Julian atmete flach. Seine Augen rollten in den Höhlen.
    Mr Drood beugte sich über ihn. »Du weißt, was mit Helden passiert.« Es war keine richtige Frage, trotzdem stellte er sie. »Jedes Kind weiß, was mit einem Helden passiert.«
    Julian rührte sich nicht.
    »Sag es mir.«
    Schweiß lief ihm übers Gesicht.
    »Komm schon!«
    Julian spuckte ihm ins Gesicht.
    »Helden«, sagte Mr Drood und wischte sich ruhig übers Gesicht, »sterben meist einen Heldentod.« Ruckartig stieß er Julian wie beiläufig die Klinge in den Bauch. Es ging so schnell, dass weder David noch Eve, noch Julian selbst es richtig sahen. Es gab noch nicht einmal ein Geräusch, da war nur Julians ungläubiges Keuchen und sein Blick, als er erkannte, was da eben geschehen war.
    »Wahre Helden«, sagte Mr Drood und ließ sein Opfer los, »bedenken nie die Konsequenzen.«
    Julian sackte zu Boden. Seine Hände drückten beide gegen die Wunde. Blut quoll ihm zwischen den Fingern hervor. Er stöhnte auf, war unfähig zu reden.
    »Und du? David! Möchtest du auch ein Held sein?«, fragte Mr Drood. »Für sie?« Die Klinge, in deren Silberschein nun rote Flecken schwammen, vollführte elegante Bewegungen in der Luft.
    David überlegte nicht lange. Mit aller Kraft schlug er zu.
    Er spürte den Griff des

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