Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heaven - Stadt der Feen

Heaven - Stadt der Feen

Titel: Heaven - Stadt der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
Vom Netzwerk:
»Das ist doch bestimmt auch in deinem Interesse?«
    Julian fluchte. »Er wollte sie töten«, sagte er erneut. »Und sie . . .«
    Mr Drood war die Ruhe in Person. »Drohungen, das ist nun einmal so, sind meine Verhandlungsbasis.«
    Heaven fiel es sichtlich schwer, ihre Fassung zu bewahren. »Schon gut, Julian.« Mit letzter Kraft brachte sie die kümmerlichen Worte hervor, dann hatte sie einen Hustenanfall. »Früher oder später wäre ich diesem Scheißkerl sowieso über den Weg gelaufen.« Sie funkelte Mr Drood wütend an. Ein Rasseln entrann ihrer Kehle, eines, das sich nicht gut anhörte.
    »Es ist ja recht warm hier drinnen.« Mr Drood trug noch immer die schwarzen Handschuhe. Sie knirschten wie Haut, die sich dehnt, wenn er die Finger bewegte. »Nicht jedem sagen diese tropischen Temperaturen zu.«
    Die Klinge seines Messers blitzte auf und David bemerkte den Griff aus blass schimmerndem Material. Das konnte Elfenbein sein, vielleicht aber auch etwas ganz anderes, an das David gar nicht denken wollte.
    »Die Wärme ist nicht mein Problem«, fauchte Heaven.
    »Wirklich?«
    »Wenn Sie glauben, dass ich . . .«
    Mr Drood fuhr ihr ins Wort. »Du magst die Hitze nicht«, stellte er fest, als sei es eine Selbstverständlichkeit. Er wendete sich David zu: »Unsere Heaven hier besitzt nämlich ein Herz, das dem Nachthimmel gehört.« Theatralisch hob er den Blick zur Decke. »Es ist so kalt dort oben. Es ist so kalt. Herzen, die dort oben leben sollten, vertragen keine Hitze.« Mr Drood machte ein gespielt bedauerndes Gesicht. »Ein Jammer, dass es wirklich außerordentlich warm hier in diesem Boot ist.« Er grinste süffisant. »Was für ein Zufall, nicht wahr?«
    Ganz plötzlich wich alle Farbe aus Heavens Gesicht. David packte sie und sie warf ihm einen Blick zu. Furcht schwamm in ihm, wie Tränen hinter Glas. Ein letztes Mal bäumte sie sich auf, dann brach sie zusammen.
    David fing sie auf, hielt sie fest. Dann ging er in die Knie und legte sie sanft auf den Boden.
    Denk nach, denk nach, denk nach, beschwor er sich.
    Die Falle war so simpel gewesen. Konnte es nicht auch einen simplen Weg heraus geben?
    »Was haben Sie mit ihr vor?« Er richtete sich auf und funkelte den Mann mit den Handschuhen an.
    »Ihr kaltes Herz«, erklärte Mr Drood. »Das ist es, hinter dem ich her bin.«
    »Was wollen Sie damit?«
    »Nicht ich will es.«
    »Sondern?«
    Mr Drood schüttelte bedauernd den Kopf. »Dies hier«, sagte er mit äußerst ruhigem Tonfall, »ist kein Film, den du dir in Ruhe in einem alten Kino am Oxford Circus anschaust.« Er lachte verhalten. »Warum sollte ich dir je erklären, was ich vorhabe? Es würde niemandem einen Gewinn bringen. Niemandem.« Er deutete auf Heaven, die neben David auf dem Boden lag und so schwer atmete, dass er Panik bekam, sie erstickte. »Ihr auch nicht.« Er machte einen Schritt auf David zu. »Ich werde sie mitnehmen und du kannst nichts dagegen tun.«
    David sah das Messer in seiner Hand, es tanzte im fahlen Licht. Die Silberklinge war gekrümmt wie eine Kralle.
    »Dessen eingedenk«, säuselte Mr Drood gönnerhaft, »bekomme ich immer, wonach es mich verlangt.«
    David sah eine Tasche mit Golfschlägern am Schrank lehnen. Er wechselte einen Blick mit Julian, der zu verstehen schien.
    »Ich werde euch beide jetzt verlassen. Das Mädchen nehme ich mit.«
    »Nein!«, sagte David entschieden.
    »Wenn ihr euch mir in den Weg stellt, dann wird die süße Eve sterben.«
    Julian ballte die Fäuste. Die Verzweiflung war ihm in die Augen gebrannt.
    Dann ging alles sehr schnell. Ein Schrei zerriss die Stille. Ein lautes Krachen tönte aus dem Nebenzimmer und dann stürzte Eve in den Raum. Sie taumelte, fiel hart zu Boden, mitten in eine große Palme, die bedrohlich wankte, und schrie wieder auf, als der Lumpenmann hinter ihr im Türrahmen erschien.
    Der Lumpenmann war größer als die Kreatur, gegen die sie sich auf dem Highgate Cemetry verteidigt hatten. Er wirkte . . . frischer. David wollte sich gar nicht erst vorstellen, aus welchem Grab Mr Drood diesen Kerl hier erweckt hatte.
    Jetzt, dachte David. Los!
    Die nächsten Sekunden waren eine Reihe von Schnappschüssen, verwackelt und unscharf. Julian machte einen Schritt auf Mr Drood zu, der ihm aufmerksam entgegenblickte. David nutzte den Moment, sprintete zum Schrank und zog einen Golfschläger aus der Tasche. Er zögerte nicht, doch dachte er, während er das tat, an alles, was schieflaufen konnte: Er könnte stürzen. Der Schläger könnte

Weitere Kostenlose Bücher