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Heaven - Stadt der Feen

Heaven - Stadt der Feen

Titel: Heaven - Stadt der Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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passiert ist.«
    »David?«
    »Ja.« Er schluckte, überlegte, schnell, schnell, schnell. »Wo bist du?«
    »Auf dem Boot.«
    »Bleib, wo du bist, wir kommen zu dir.« Dann legte er auf.
    »Sie haben Mr Mickey getötet«, schluchzte Heaven.
    David wollte sie in die Arme nehmen, aber sie stieß ihn von sich fort und lief panisch in der Wohnung auf und ab. »Was soll ich nur tun? Sie haben Eve.« Sie raufte sich die Haare. »Sie werden auch Eve töten, mein Gott, David, was ist hier nur los?« Ihre Stimme überschlug sich. »Was stimmt mit mir nicht? Wie kann es sein, dass ich alle Leute, denen ich begegne, in Schwierigkeiten bringe?« Sie lachte hysterischund schluchzte sofort wieder. »Schwierigkeiten! Klar, so würde es Mr Mickey auch nennen! Wenn er noch könnte!«
    »Heaven. Bitte beruhige dich«, sagte David. »Wir müssen zum Hausboot. Wir müssen Julian helfen.«
    Doch Heaven schien ihn gar nicht zu hören. Sie rannte nur immer weiter, um den Küchentisch herum, die Haare wild zerzaust, die Tränen liefen ihr über die Wangen.
    David zögerte einen Moment, dann stellte er sich ihr in den Weg, nahm sie in die Arme und drückte sie fest an sich.
    Sie wehrte sich erbittert, schlug mit den bloßen Fäusten auf seine Brust und schrie ihn an, doch er ließ sie nicht los, er hielt sie einfach stumm fest, bis sie sich beruhigt hatte und ihre Tränen langsam versiegten.
    Mr Merryweather, der die ganze Zeit über betroffen geschwiegen hatte, sagte nur: »Ich werde Miss Trodwood informieren, wenn ihr wollt.«
    Dann machten sie sich auf den Weg nach Marylebone.

Viertes Zwischenspiel

Scrooged
    D er Mann mit den schwarzen Handschuhen, der sich Mr Drood, Mr Heep oder Mr Scrooge oder Mr Fagin oder Mr Quilp nannte, hielt das Messer vor das Gesicht und betrachtete die eigenen Augen, die sich im Schein der Silberklinge spiegelten.
    Er drehte und wendete das Messer, als wolle er mit ihm tanzen.
    Die junge Frau, die schluchzend auf dem Boden saß, schaute zu ihm auf und zitterte am ganzen Leib.
    Der Lumpenmann, der erst seit wenigen Stunden in seinen Diensten stand, ließ sie nicht aus den toten Augen. Allein seine Gegenwart hinderte sie daran, die Flucht zu ergreifen. Deswegen war sie nicht gefesselt. Die Vorstellung, was der Lumpenmann mit ihr anstellen konnte, würde sie auch nur den Versuch wagen zu fliehen, hielt sie vom bloßen Gedanken daran ab.
    Mr Drood war zufrieden. Denn er war genau dort, wo er sein wollte.
    Er telefonierte mit seinem Auftraggeber. Es war ein gutes Gespräch.
    »Sie wird mir nicht noch einmal entwischen«, versprach Mr Drood leise. Sein Messer tanzte vor dem Gesicht der jungen Frau.
    »Wann können Sie hier sein?«, fragte die knisternde Stimmeam anderen Ende der Leitung. Sie klang ungeduldig, wie immer.
    »Es wird nicht mehr lange dauern.« Mr Drood wusste, dass er den Zeitplan einhalten würde. Die Dämmerung hatte noch nicht eingesetzt.
    »Sie werden mich doch nicht enttäuschen?«, fragte die Stimme.
    »Habe ich das jemals getan?«
    Mr Drood erhielt keine Antwort auf die Frage. »Mr Scrooge«, sagte leise die Stimme, »sicher wissen Sie, wie viel davon abhängt, dass Sie mir bringen, was ich brauche.«
    »Natürlich.«
    »Dann kann ich also beruhigt sein.«
    »Das können Sie.«
    »Ich habe Ihr Wort?«
    »Das haben Sie.«
    Die Stimme schwieg. »Dann sehen wir uns bald.«
    »Ich bringe das Mädchen zu Ihnen.« Mr Drood, der für diesen Auftraggeber immer nur Mr Scrooge gewesen war, blinzelte nicht einmal, als sich Licht in der Klinge brach und ihn kurz blendete.
    »Dem Mädchen darf nicht das Geringste geschehen«, sagte die Stimme mit Nachdruck. »Die Dinge liegen ein wenig anders als sonst.«
    »Sie erwähnten es bereits.«
    Die Stimme am Telefon sagte: »Enttäuschen Sie mich nicht.« Dann war das Gespräch zu Ende.
    Mr Drood wirkte gefasst. Er lauschte einem Moment lang dem Piepton, dann warf er das Telefon in eine Ecke. Er würde es nicht mehr brauchen.
    Die Frau, die sich Mühe gab, weder ihn noch den Lumpenmann anzustarren, wimmerte. Mr Drood beachtete sie nicht weiter. Er ging zum Fenster und schaute nach draußen, wo Bäume das Ufer säumten.
    Keine zwei Stunden mehr und alle würden beim London Eye sein. Dort würde es enden. Er genoss den Blick aus dem Fenster. Er mochte diese Gegend. Die Schneeflocken, die dicker wurden, wirbelten durch die Luft.
    Mr Drood lächelte.
    Nicht mehr lange und London würde ein Wunder erleben. Und das Mädchen namens Heaven würde sterben, das war

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