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Heavy Cross

Heavy Cross

Titel: Heavy Cross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ditto Beth
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bestenfalls bescheidenen Niveau. Ihr könnt euch vorstellen, wie verblüfft ich war, Rachel Carns auf der Straße zu sehen. Bei meiner Ankunft war Kurt Cobain gerade erst fünf Jahre tot. Sein Selbstmord wurde damals noch nicht auf dieselbe Weise verklärt wie heute. Ich besuchte eine Party, und Tobi Vail von Bikini Kill war auch dort. Jeri, Nathan und ich machten Witze: »Das ist hier ja total grungig«, alberten wir rum. »Bestimmt kommt Kurt Cobain gleich um die Ecke, so grungig ist das hier!« Tobi Vail hörte uns lachen und wirkte verärgert. Waren wir wirklich auf einer Party mit Leuten, die Kurt Cobain gekannt hatten? Wir konnten es kaum glauben, aber so war es. Leute, die mit ihm zusammen gewesen waren, mit ihm Musik gemacht hatten, standen hier einfach so rum.
    Â»Den hat es wirklich gegeben«, sagte Tobi Vail. Peinlich berührt hielten wir die Klappe. Damals hatte ich noch keine Ahnung, dass sie Kurt gekannt, und schon gar nicht, dass sie ein enges Verhältnis zu ihm gehabt hatte. Das war ein richtiger Kulturschock und haute mich total um. Diese Ikonen der Neunziger, von denen ich geträumt hatte, waren nicht nur wirkliche Menschen aus Fleisch und Blut, sondern wohnten sogar in meiner Nachbarschaft.
    Olympia veränderte alles für mich. Ich war immer noch mit Anthony zusammen, auch wenn ich kaum an ihn dachte. »Will er auch herkommen?«, wurde ich manchmal gefragt. Äh … das konnte ich mir nicht vorstellen.
    Arkansas rückte in immer weitere Ferne. In Olympia dagegen schien die Zeit wie an einem mythischen Ort fast stillzustehen. Alles lenkte einen ab, es gab ständig etwas zu tun. Ehe man sichs versah, waren schon wieder Tage und Wochen verstrichen. Ich habe mich eigentlich nie bewusst dafür entschieden, in Olympia zu bleiben. Ich schaffte es einfach nicht, nach Arkansas zurückzukehren. Etwas passierte mit mir. Wahrscheinlich war ich einfach dabei, endlich mein Leben zu entdecken.
    Ich wusste, dass Anthony noch eine Freundin nebenher hatte, aber das störte mich nicht. Anthony war mein Plan B. Wenn etwas Schlimmes passierte, wenn es in Olympia schiefging, würde ich zurückfliegen und Babys bekommen. Es sei denn, auch Anthony hätte sich weiterentwickelt. Er betrog mich, doch mir war es egal, weil ich so froh war, weit weg von Arkansas zu sein und hier ein ganz anderes Leben zu führen.
    Als ich Anthony anrief und er mir erklärte, er wolle sich trennen, versuchte ich nicht ihn umzustimmen. Etwas in mir wusste, dass es besser war, wenn ich mein jetziges Leben akzeptierte. Die Verbindung, die damit gekappt wurde, betraf nicht nur unsere Highschool-Liebe. Jetzt gab es für mich in Arkansas nichts mehr, zu dem ich hätte zurückkehren können. Ich ging hinaus auf die Veranda, wo Kathy und Nathan mit Joey Casio saßen. Ich erzählte ihnen, was passiert war.
    Â»Du musst hierbleiben«, erklärten sie einstimmig.
    Jeri und Nathan hatten immer noch ihre Band Boy Pussy USA. Sie heckten permanent neue ausgefeilte Streiche aus. Eines Tages kam ich nach Hause und stellte fest, dass mein Rouge komplett aufgebraucht war. Jeri und Nathan hatten sich einen Auftritt ausgedacht, um Machos zu provozieren. Sie hatten sich mit meinem Make-up falsche Sonnenbrände auf die Körper geschminkt und taten so, als seien sie ein christliches Schwulenpaar, das gerade von einem Tropenurlaub zurückgekehrt war. Sie trugen superknappe Höschen und Unterhemden und sahen aus, als seien sie in einen Eimer mit Rouge gefallen. Sie traten in einer Spielhalle auf, die gleichzeitig ein Waschsalon und ein Billardsalon war. In dem Billardsalon hingen immer reichlich breitschultrige Machos rum, und als Boy Pussy USA dort spielen sollten, dachten sie sich die Nummer mit den Sonnenbrandschwuchteln aus, um die Machos zu ärgern.
    In Olympia gab es viele Außenseiter, die von überall her kamen und nie zuvor den Rückhalt einer Clique gehabt hatten. Es war ein wunderbares Gefühl, eine Bar voller rassistischer Machos zu stürmen und zu wissen, dass man ebenso zahlreich war wie sie. Mag sein, dass wir rotzfrech und auf Krawall aus waren. Aber in unseren Augen benahmen wir uns lediglich selbstbewusst, und noch dazu in Situationen, in denen wir sonst nie auch nur das kleinste Wörtchen mitzureden gehabt hatten.
    Mit Sexismus, Rassismus und Homophobie wurde also in Olympia auf einer ganz neuen, kontroversen Ebene umgegangen. In Arkansas hatte

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