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Heavy Cross

Heavy Cross

Titel: Heavy Cross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ditto Beth
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Stücke angewachsen, und wir spielten ständig irgendwo in Olympia. Ich war mittlerweile etwas selbstbewusster und hatte meine Liebe für das Singen auf der Bühne entdeckt. Ich nahm die Energie der Zuschauer auf und schleuderte sie ins Publikum zurück.
    1999 fragte das Plattenlabel K Records, ob wir eine EP aufnehmen wollten. Calvin Johnson hatte K Records Anfang der Achtzigerjahre gegründet, um die Musik seiner Freunde in die Welt hinauszutragen, und schließlich zu einem der größten und angesehensten unabhängigen Punk-Labels überhaupt gemacht. Sein Motto: »Exploding the teenage underground into passionate revolt against the corporate ogre since 1982.« Und Gossip waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ohne zu zögern sagten wir natürlich Ja. Die EP enthielt »Jailbreak«, eines unserer ersten Stücke, und drei weitere Songs. Wir waren auf demselben Label, auf dem auch die wilden Electro-Art-Feministinnen von Chicks on Speed, avantgardistische Kultklassiker wie Mecca Normal und Calvins eigene Band Beat Happening ihre Platten veröffentlichten.
    Kurz nachdem wir die EP aufgenommen hatten, fragten uns Sleater-Kinney, ob wir mit ihnen auf Tour gehen wollten. Carrie Brownstein hatte uns irgendwo auf einer Privatparty spielen sehen und fand, wir würden ganz gut zu ihnen passen. Sie überbrachte Nathan, dem sozial umtriebigsten Bandmitglied, die Einladung.
    Die meisten waren baff, weil Sleater-Kinney mit uns touren wollten, was ich nicht so recht nachvollziehen konnte. Für mich waren Sleater-Kinney einfach eine Punkband. Ich hatte mir immer wieder Call the Doctor angehört und wusste, dass es eine Ehre war, mit einer Band auf Tour gehen zu dürfen, die ich so sehr liebte. Mir war jedoch nicht klar, wie groß die Indie-Punk-Welt tatsächlich war.
    Unser erstes Konzert in Minneapolis gaben wir im 7 th Street Entry, in dem Purple Rain gedreht worden war. Im Saal hätte fast die gesamte Einwohnerschaft meiner Heimatstadt Platz gehabt. Plötzlich spielten wir an richtigen Veranstaltungsorten, mit Technikern, die sich uns gegenüber verhielten, als wären wir richtige Musiker. Und draußen vor der Bühne ein echtes Publikum. Hunderte von Menschen.
    Auf dieser sechswöchigen Tournee spielten wir ausschließlich in großen Hallen, niemals in Waschsalons oder Wohnzimmern. Wir mussten uns keine Sorgen machen, ob genügend Leute kommen würden, denn Sleater-Kinney zogen die Fans in Scharen an. Sie kümmerten sich sehr gut um uns, in New York bekamen wir sogar einen Bonus ausgezahlt. Das Land auf diese Weise kennenzulernen und zum ersten Mal als Band unterwegs zu sein war wirklich der Hammer. Unseren ersten Auftritt in San Francisco hatten wir im Fillmore. Das klang erst mal Furcht einflößend, doch meiner Meinung nach ist es einfacher, vor einem großen Publikum aufzutreten. Die Energie verteilt sich an solchen Veranstaltungsorten besser. Mir gefiel die intime Atmosphäre bei unseren ersten Auftritten immer sehr, aber richtig schön ist es erst, wenn viele Menschen um einen herum sind. Man kann sich viel mehr erlauben.
    Wir fuhren Sleater-Kinney in einem winzigen Mazda MPV, einem Kleinbus von der Größe eines Kombis, hinterher. Unsere Fahrerin war eine Siebzehnjährige namens Kelly Bakko, und der Wagen gehörte ihrem Vater. Nach einer Weile kam es uns komisch vor, Kelly Bakko alias Little Kelly alias Sassy Lassie als Roadie für uns arbeiten zu lassen. Wir wollten, dass sie eine glamourösere Rolle übernahm, und machten sie zu unserer Tänzerin. Sie stellte sich auf die Bühne und bewegte sich langsam und verträumt. Wir bezahlten Little Kelly nicht – weil wir einfach nicht wussten, dass wir das hätten tun sollen. Wir hatten noch keine Platten oder T-Shirts, die wir nach den Konzerten hätten verkaufen können. Im Wagen gab es keinen Platz für unsere Füße, weil auf jedem freien Fleckchen eine Kühlbox stand. Außerdem mussten wir Kathys Schlagzeug und Nathans Peavey-Verstärker unterbringen. Wir rissen Witze: »Wenn der Peavey-Amp den Geist aufgibt, ist es auch mit Gossip vorbei.« Der Verstärker war damals schon so kaputt, dass von zwei Lautsprechern nur noch einer funktionierte. Während dieser ersten Tour hatten wir unser sämtliches Gepäck in einen Dachgepäckträger gestopft, den Sleater-Kinney den »Hamburger« nannten, weil er aussah wie eine dieser

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