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Heavy Metal (German Edition)

Heavy Metal (German Edition)

Titel: Heavy Metal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Rodenkirchen
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hindeuten würden, dann würde er sich vielleicht Mannis Forderung ergeben und die Ermittlungen vorerst schließen. Mit diesem Entschluss, und dem siedendheissen Gedanken, dass er dringend noch eine Maschine Wäsche anwerfen sollte, erklärte er den Fall an diesem Abend für erledigt. Die Kamphaus'sche Welt in der geräumigen Zwei-Zimmer-Wohnung am Euskirchener Stadtrand war wiederhergestellt.
    „Die Vorzüge dieses Einhand-Küchengerätes sind wirklich un-glaub-lich! Sie können mixen, rühren, zerkleinern und gleichzeitig - Chef köche aufgemerkt, die Motordrehzahl unseres kleinen Wundergerätes an diesem Hightech-Designer-LCD-Display am Kopfende ablesen, das durch einen Druck auf die Go-Taste sogar blau aufleuchtet!“
    Die markigen Worte des strahlenden Live-Moderators einer Shopping-Sendung verhallten zwischen einem Kunstledersofa, einer recht tot anmutenden Zimmerpalme, diversen zerknüllten Bierdosen, einer halbleeren Tüte Chips und einem Paar Crocs, in denen Kamphaus Füße steckten.
    Er selbst weilte längst nicht mehr in der Realität, sondern waberte von einem glücklosen Spielcasino-Besuch hinüber zu einem Hotelzimmer am Strand, gefolgt von einem blitzschnellen Szenenwechsel in die hoteleigene Bar, in der ihm seine äußerst hübsche weibliche Begleitung gerade einen Drink spendierte, als plötzlich „AC/DC“ höchstpersönlich die Bühne betraten. Angus Young intonierte das erste Riff von „Highway to Hell“ und Kamphaus begann sofort, tanzend und headbangend von seinem Barhocker aufzuspringen. Als er seiner Begleitung auffordernd die Hand hinhielt, um mit ihr vor der Bühne abrocken zu gehen, hielt er plötzlich die haarige Pranke des kurz vor der Pensionierung stehenden Kollegen Horst Müller in seiner Hand. Als der Refrain des Stückes ein zweites Mal einsetzte und Müller, der sich nun endgültig als Draq-Queen entpuppte, ihn herausfordernd anlächelte, wurde Kamphaus schlagartig wach. Neben ihm auf dem Boden krächzte sein Handylautsprecher noch ein paar weitere Töne von „Highway to Hell“ und verstummte drei Sekunden später.
    „Scheiße, die Dienststelle!“. Kamphaus schaltete den Fernseher ab, ignorierte seinen hämmernden Schädel, griff nach dem Ding rechts neben sich auf dem Boden und rief zurück. Während sich Müller meldete, registrierte er aus den Augenwinkeln, dass seine Wanduhr null Uhr und 35 Minuten anzeigte.
    „Entschuldigung, habe ich dich geweckt Bernd?“
    „Horst, wat isset denn? Ist dir langweilig, so ganz allein beim Telefondienst?“
    „Quatsch. Ne, pass auf: Ich bekomme hier unten ja nicht immer alles mit. Erst recht nicht, wenn ich Nachtschicht hab. Aber das mit gestern Abend, dem komischen Unfall auf der A1 und so, dass hab ich heute erzählt bekommen. Ich weiß ja nicht, ob ihr überhaupt weiter da dran seid und vielleicht hätte es ja auch bis morgen früh Zeit. Aber ich dachte ...“
    „Horst, sag's einfach.“
    „Also eben kam hier ein Notruf rein und ich hab direkt eine Streife hingeschickt. Selbstmordversuch in Zülpich. Die Frau heißt Serrig. Das war vor knapp 'ner Viertelstunde und die Kollegen haben inzwischen durchgegeben, dass die Jungs vom RTW meinten, dass sie es vielleicht nicht schafft. Die Tochter ist wohl vor Ort. Dachte, das könnte eventuell wichtig für dich sein und nicht bis morgen warten, wenn du irgendwie intensiver an dem Fall dran ...“
    „Ja Horst, danke dir! Klingel doch auch mal bitte bei Kollege Krämer durch und schick ihn hin, wenn er Lust hat. Wo ist das genau in Zülpich?“

7. Kapitel

    Die alte Römerstadt präsentierte sich gegenüber Kamphaus wie fast jeder Ort der Eifel jenseits der Mitternachtsgrenze. Das formelle Hochklappen der Bürgersteige gehörte in diesen Breitengraden immer noch zum guten Ton. Die Bonner Straße lag verlassen vor ihm, als er keine zwanzig Minuten nach Müllers Anruf in sie einbog. Während er die Stadthalle passierte, sah er auf der rechten Straßenseite auch schon den Streifenwagen. Er parkte seinen, von Kollege Manni immer wieder „Reiskocher“ titulierten, Mitsubishi Colt gleich dahinter und war wenig verblüfft, dass Mannis Mercedes bereits vor dem Polizeiwagen stand. Es hatte aufgeklart und die Wolken vom Nachmittag waren einem strahlenden Himmel gewichen, der vor Sternen nur so glänzte. Es war sogar wieder merklich wärmer geworden. Eigentlich hätte er sich seine Jacke trotz der vorgerückten Stunde sparen können.  

    Die Haustür war angelehnt. Kamphaus klopfte nur kurz an

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