Heavy Metal (German Edition)
Körperteil zum abtupfen ihrer Augen nutze. Die schwarzen Schlieren die dadurch auf ihrer Haut entstanden waren, schmierte sie achtlos auf das weiße Kissen vor sich.
„Is schon wieder OK. Kann ich vielleicht noch 'ne Kippe haben?“ Nachdem der Oberkommissar ihr ein weiteres Mal Feuer gegeben hatte dachte er fieberhaft darüber nach, wie er die gefühlsmäßige Achterbahnfahrt des Mädchens vor ihm zu deuten hatte und wie seine nächste Frage aussehen könnte. Noch bevor er sie sich zurechtgelegt hatte, kam ihm sein Kollege zuvor.
„Ja, Jessica, ich denke, dass wir dann vielleicht lieber noch ein anderes Mal bei dir vorbeischauen. Wo wohnt denn deine Oma, wann wird sie wohl hier sein?“ Kommissar Manfred Krämer stütze beide Handflächen auf seine Knie, als würde er sich gleich erheben wollen.
Kamphaus verdrehte seine Augen kaum merklich Richtung Decke. Jessica aber ignorierte Mannis Satz gänzlich und sah an Kamphaus vorbei ins Leere.
„Ich hab so Angst.“
Manfred Krämer nahm die Hände von seinen Knien und antwortete ihr ruhig.
„Das kann ich verstehen, Jessica, aber es wird bestimmt alles wieder gut.“
„Quatsch!“, das Mädchen richtete sich auf und erhob ihre Stimme. „Sind Sie Ärzte? Und überhaupt - warum sind Sie hier? Wieso kommt die Kripo bei einem Selbstmordversuch? Weil Daddy gestern Abend einen Unfall hatte, seine Frau das nicht klar kriegt und aus Feigheit Schlaftabletten frisst? Deswegen kommt ihr her? Hey - ich bin vielleicht erst sechzehn, aber auf keinen Fall dämlich. War das überhaupt ein Unfall mit Daddy?“
Ihre Augen hafteten sich mit einer Mischung aus Ärger und Erwartung auf Kamphaus, den der letzte Satz Jessicas mehr als aufhorchen ließ.
„Wie kommst du denn darauf, dass es vielleicht kein Unfall gewesen sein könnte?“ Kamphaus sah das Mädchen fragend an.
Jessicas Stimme versank wieder in den leisen montonen Klang, den sie vor ihrem kleinen Gefühlsausbruch gehabt hatte. „Keine Ahnung, verdammt ... Er war in letzter Zeit so komisch, auch öfters zu mir. Ich hab ihn oft darauf angesprochen und dachte, es hätte mit dieser Frau zu tun ...“
„Dieser Frau?“ unterbrach Kamphaus.
„Ja, er hatte eine Affäre. Schon länger. Irgendwann hat er es mir gebeichtet. Aber das war OK für mich, solang er hier wohnen blieb.“
„Und du meinst, damit hatte es nichts zu tun das er komisch war?“
„Ich glaub nicht, nee. Eigentlich war das ja schon Alltag. Mann, ich weiß es nicht. Ihm ist mal was raus gerutscht, dass er irgendwie mit seinem Geschäft irgendeine Scheiße gebaut hätte und so. Aber er ist sofort ausgewichen und hat gesagt, ich soll mir da keine Sorgen wegen machen und das würde schon wieder alles klar gehen.“
„Hatte er Geldsorgen?“
„Ich weiß es echt nicht. Aber da ist wohl irgendwas schief gelaufen und ich hab mir halt so Sorgen um ihn gemacht, weil er immer so down war und so und da dachte ich, als gestern Nacht die beiden Bullen hier standen ...“
Ein dezenter Glockenklang aus Richtung des Flurs unterbrach das Gespräch.
„Scheiße. Das ist Esther.“
Jessica stand auf und ging in schnellen Schritten Richtung Haustür. Nachdem sie diese geöffnet hatte, kehrte sie sofort auf ihren ursprünglichen Platz zurück. Eine etwa 65jährige Frau betrat den Raum kurz nach ihr. Kamphaus und Manni erhoben sich automatisch.
„Das sind zwei Kommissare“, wandte sich Jessica erklärend an ihre Großmutter.
„Bernd Kamphaus, mein Kollege Manfred Krämer.“
Die Frau nickte nur kurz, setzte sich neben Jessica und schlang ihre Arme um sie. Das Mädchen bewegte sich nicht.
„Kindchen ... mein Gott, wie konnte das alles passieren? Das ist so schrecklich, die arme Iris und du ... und gestern dein Vater!“
Sie fing augenblicklich an zu heulen.
„Kindchen ... jetzt sag doch was!“
Bernd Kamphaus wandte sich an Jessica. „Wir gehen dann jetzt besser.“
Das Mädchen sprang auf und schien dankbar für die Gelegenheit, ihre Großmutter weinend auf dem Sofa zurücklassen zu können. „Warten Sie, ich bring Sie noch raus“.
An der Haustür wandte sich Kamphaus noch einmal zu ihr um während Manni sich bereits verabschiedet hatte und auf der Straße stand.
„Wir werden uns bestimmt wieder bei dir melden, OK? Bleib tapfer!“
„Kein Ding. Wenn ich nicht im Krankenhaus bin, dann bin ich zu Hause. Oma wird jetzt garantiert erst mal hier schlafen wie ich sie kenne. Die kann Ihnen ja dann meine Handynummer geben wenn ich nicht da
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