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Heavy Metal (German Edition)

Heavy Metal (German Edition)

Titel: Heavy Metal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Rodenkirchen
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nervige Vereinsmeierei als notwendiges Übel hinnehmend. Aber so nach und nach hatte er eingesehen, dass ohne straffe Struktur und Organisation überhaupt nichts funktionieren konnte. Und jetzt, mit 27, fühlte er sich so langsam richtig erwachsen. Zumindest in bestimmten Dingen. Der dumpfe Lärm von rund einhundert Handknöcheln, die rhythmisch auf Holz klopften, riss ihn aus seinen Gedanken. Mechanisch klopfte er mit. 

    „Und wir danken vor allem auch dem Kameraden Pützer, der uns zugesagt hat, die nun wirklich allerletzten Malerarbeiten in seiner kostbaren Freizeit professionell ...“
Erik musste ein Gähnen unterdrücken. „Komm Alter, lass uns
wenigstens mal aufs Klo gehen, wir hängen jetzt schon seit zwei Stunden hier ab.“
    Hans grinste. „Aufs Klo gehen“ war ihr Codewort für ein Raucherpäuschen. Seit dieses dämliche Rauchverbot geltendes Gesetz war, durften sie noch nicht mal mehr in ihrem eigenen Vereinsheim qualmen. Zumindest wurde die Verordnung in den Sitzungen eingehalten. Während des später folgenden gemütlichen Teils drückte man oft gleich zwei Augen zu. „OK, geh du vor, ich komm in 'ner halben Minute nach“, raunte er Erik zu.
    Draußen war es bereits dunkel geworden. Hans bemerkte erfreut, dass er trotz Kurzarmhemd nicht fror. Er nahm die von Erik angezündete Kippe entgegen und drehte sich rauchend zu dem Gebäude um, aus dem sie gekommen waren. Ein lautes Klopfen drang zu ihnen hinaus, unterbrochen von einigen vereinzelten „Jawoll!“-Rufen.
    „Ja, ja, wir haben hier schon einiges gestemmt im letzten Winter“, bemerkte er zufrieden in Eriks Richtung, während er stolz zu dem von zwei Lampen angeleuchteten Schild unter dem Dachfirst aufsah. „Pro Heimat e.V.“ war in großen Lettern darauf zu lesen.
    „Ist aber auch geil geworden!“ Erik war, dem Blick seines Kumpels folgend, an seine Seite getreten und hatte ihm dabei kumpelhaft die Hand Arm auf die Schulter gelegt.
    „Ist ja gut“, Hans schüttelte Eriks Hand ab, „Mach hier mal hier keinen auf Homo.“
    Das Geräusch eines näher kommenden Autos lies die beiden sich in Richtung Straße drehen. Um diese Zeit war es hier eigentlich ruhig, was für den Vorstand wohl auch ein Grund gewesen war, sich ausgerechnet für dieses Objekt in der hintersten Ecke des Industriegebiets von Kall zu entscheiden. Hans sollte es nur recht sein, immerhin wohnte er seit Jahren im Ort. Die beiden beobachteten den Wagen, der seine Fahrt auf Höhe des Vereinsheims leicht verlangsamt hatte, dann wieder Gas gab und in Richtung von „Möbel Brucker“ davonfuhr.
    „Ach, nur die Jungs vom privaten Sicherheitsdienst“. Hans winkte ab. „Die sollen bloß aufpassen, dass hier keine linken Penner mit ihren Spraydosen aufkreuzen“.
    Wieder drang Klopfen und Gejohle aus dem Gebäude an ihr Ohr. Hans schnippte seine Kippe in den Straßengraben.
    „Komm Alter, ich glaube langsam wird's da drin gemütlich.“        
    10. Kapitel
    (Freitag, 08. Mai)

    „Metallica“ läuteten Kamphaus mit den Glocken von „For Whom The Bell Tolls“ aus dem Schlaf. Diesen Klassiker seiner Jugend hatte er Mannis Mobilfunknummer als Klingelton zugedacht. Schlaftrunken registrierte er, dass er eine kleine Speichellache auf seinem Kopfkissen hinterlassen hatte, als er nach dem Handy griff. Noch leicht benommen entnahm er der verschnupft klingenden Stimme seines Kollegen, dass dieser heute nicht ins Büro kommen würde. Eigentlich hatte er schon langsam darauf gewartet, denn pünktlich im Mai und November jeden Jahres befielen irgendwelche garstigen Bazillen Mannis Atemwege und setzten ihn kurzzeitig schachmatt.
    „Warum rufst du denn schon so früh ...?“, war das einzige, dass Kamphaus auf den von zwei Nießern unterbrochenen Monolog erwiderte, bis sein Blick auf den alten Radiowecker vor ihm fiel. „Scheiße Manni, hab wieder mal verschlafen – besser dich!“
    Nach einer Katzendusche und einem hastig hinabgewürgten trockenen Brötchen vom Vortag saß Bernd Kamphaus zehn Minuten später in seinem japanischen Kleinwagen und steuerte die Dienststelle an. Dort angekommen, grüßte er flüchtig einige Kollegen und verschwand schnell in seinem Büro, wo er die Kaffeemaschine voll Pulver lud, sie und seinen PC einschaltete und sich in den altersschwachen Schreibtischsessel fallen lies. Den kleinen Papierstapel, der gestern bei Dienstschluss noch nicht auf seinem Arbeitsplatz gelegen hatte, ließ er links liegen. Nach einem Check seiner E-Mails fiel sein Blick

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