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Heavy Metal (German Edition)

Heavy Metal (German Edition)

Titel: Heavy Metal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Rodenkirchen
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auf das Fax der Bonner Rechtsmedizin vom vorherigen Nachmittag.

    Mit Manni war er nach ihrer kleinen Diskussion soweit wieder im Reinen was den Fall Serrig und Wenisch betraf. Mit sich selbst noch nicht. Er griff nach dem Fax und las sich zum wiederholten Mal dessen Inhalt selbst vor. 
    „... Kaum Zerreißungen der Kleidung festgestellt, ein bloßes Überrollen des Körpers erscheint daher unwahrscheinlich … großflächige Ablederungen der Haut an diversen Stellen … Beschriftung auf dem abgetrennten linken Arm, wahrscheinlich mit Filzstift … innere Dekapitation durch harten Aufprall und umherschleudern des Kopfes … offener Schädelbruch … “
    Kamphaus gähnte, schaute zu dem leeren Schreibtisch gegenüber und lächelte in sich hinein. Er mochte Manni wirklich, aber ab und zu tat so ein wenig Ruhe am frühen Morgen richtig gut. Er nahm sich einen Kaffee, bevor er wieder in seinen Stuhl sank und weiterlas.

    „... wurde der Arm vermutlich durch ein Verhaken desselben im offenen Seitenfenster des verunfallten Wagens abgerissen … lässt den Schluss zu, dass das Opfer von oben auf den Wagen aufprallte … Körpertemperatur nach Aussage des Beamten nur leicht abgefallen … starke Blutungen aus dem Stumpf der abgetrennten Gliedmaße … wenig Blutansammlungen in den Nieren ... ist der Tod aller Wahrscheinlichkeit nach durch den Unfall selbst eingetreten ...“

    Kamphaus warf die drei Blätter auf seine Tastatur und schaute durch das Fenster in den grauen Himmel über Euskirchen. Nach den zuletzt warmen Tagen zeigte der Mai nun seine kalte Schulter und es nieselte leicht. Anna Wenisch war also an dem Unfall gestorben, er hatte es schwarz auf weiß. Wobei er die Möglichkeit, dass das Mädchen zum Zeitpunkt ihres Aufpralls auf Serrigs Wagen bereits tot gewesen sein könnte, gedanklich längst fallen gelassen hatte. Ebenso wie ihm und den weiteren Kollegen von vorne herein unwahrscheinlich erschienen war, dass sie sich einfach auf die Fahrbahn gelegt und auf ein Auto gewartet hatte. Ohnehin war diese Version durch Arnies Arbeit bereits zu 99 Prozent widerlegt worden. Insofern barg der Bericht also keine Überraschungen. Immerhin hatten die Bonner schon von sich aus eine toxikologische Untersuchung empfohlen, so dass er sich nicht darum kümmern brauchte. Alkohol oder andere Substanzen im Blut würden den Abschluss des Falls als Suizid schlüssiger erscheinen lassen, auch wenn das Gutachten noch einige Tage auf sich warten lassen würde.

    Von Annas Familie hatte er seit seinem Besuch vorgestern auch nichts mehr gehört, wobei er sie dringend anrufen musste, was er gestern immer wieder aufgeschoben hatte. Vielleicht war ja doch noch ein Abschiedsbrief aufgetaucht. Nicht jede Familie wäre in einer derartigen Situation gleich so geistesgegenwärtig, einen solchen Fund der Polizei zu melden.
    Gleich nach diesem Gedanken klatschte sich Bernd Kamphaus mit der flachen Hand auf die Stirn. „Der Schlüssel!“, entfuhr es ihm lautstark. „Ich Depp!“. Ungeduldig wühlte er in dem Chaos, das einmal sein Schreibtisch gewesen war, herum. Unter zahllosen Blättern förderte er schließlich ein transparentes Plastiktütchen zu Tage, dass die beiden Schlüssel enthielt, die vermutlich Anna gehörten und die Arnie ihm höchstpersönlich vor zwei Tagen überreicht hatte. Er hatte sie damals bei seinem schnellen Aufbruch zur Familie Wenisch schlicht vergessen – und auch sein personifiziertes Gedächtnis in Form von Manni hatte offensichtlich nicht mehr daran gedacht. Somit würde er es nicht bei einem Anruf belassen, sondern gleich noch einmal nach Frauenberg fahren, um den kleinen Bund als den des Mädchens zu identifizieren und zu übergeben. Auf alle anderen Tätigkeiten hatte er momentan schlicht keine Lust. Ebenso wenig, wie auf ihren derzeit aktuellen Dienstwagen – einen seiner Meinung nach zu protzig daher kommenden Audi. Er beschloss, unerlaubter Weise seinen eigenen PKW zu nehmen. Inklusive der darin enthaltenen Musiksammlung.  

    Der Duft des Kaffee, der ihm von Margot Wenisch eingeschenkt wurde, erinnerte ihn an sein Elternhaus. Sie trug die gleiche Kittelschürze wie vor zwei Tagen, hatte jedoch sichtbar tiefe Ränder unter den Augen. Ihr Arm war nach wie vor bandagiert. Nachdem sie kurz in der Küche verschwunden war, setzte sie sich zu ihm und ihrem Mann an den großen Esstisch. Gerd Wenisch fuhr sich durch seinen Schnauzbart und faltete dann die Hände ineinander, bevor er das Gespräch eröffnete.

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