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Heavy Metal (German Edition)

Heavy Metal (German Edition)

Titel: Heavy Metal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Rodenkirchen
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bin.“
    Jessica Serrig machte trotz allem plötzlich einen aufgeräumten und fast erwachsenen Eindruck auf Kamphaus.
    „Eine Frage noch Jessica – sagt dir der Name Anna Wenisch etwas?“
„Nee, nie gehört – wer soll das sein?“
    „So hieß das Mädchen, dass auf den Wagen deines Vaters gefallen ist.“
    „Nee, keinen Plan, nie gehört.
    Er bedankte sich und reichte ihr bewusst nicht die Hand, sondern hob sie nur kurz an. „Tschüss dann.“

    An Schlaf war nicht zu denken. Kamphaus hatte die Bierdosen entsorgt und ein wenig aufgeräumt. Nachdem er fast beschämt festgestellt hatte, dass er vorhin kaum unter der 0,5-Promille-Grenze gelegen haben dürfte, öffnete er ein frisches Pils und setzte sich an sein Wohnzimmerfenster. Sobald er mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen wurde, war er hellwach. Passierte dies nicht, schlief er immer durch wie ein Stein, egal, wo er gerade in Morpheus Arme gefallen war. Garantiert wäre er in ein paar Stunden mit Nackenschmerzen in seinem Sessel sitzend aufgewacht. Es hatte früher Partys gegeben, nach denen man ihn an der Theke liegen ließ, weil er einfach nicht wach zu bekommen war. Aber solche Extreme waren fast nur in Verbindung mit Alkohol der Fall. Während er darüber nachdachte, dass dieser Umstand auf Flugreisen bisher immer höchst angenehm war, öffnete er das Fenster und zündete sich eine Zigarette an. Es war kurz nach drei und Kamphaus hoffte, dass das Hopfengetränk in seiner Hand ihn wenigstens noch für zwei bis drei Stunden schläfrig machen würde.

    Seine Gedanken schweiften zu Jessica Serrig. Innerhalb weniger Minuten hatte sich sein Bild über diese Person zweimal gewandelt. Zuerst hatte er in ihr das schockierte, trauernde Mädchen gesehen, dann den aufmüpfigen, zickigen Teenie mit Problemen im Elternhaus und zum Schluss eine abgeklärte, junge Frau, die durchaus wusste wovon sie sprach und Manni und ihm vielleicht noch von Nutzen sein könnte.
    Irgendwie war Jessica ihm sympathisch, und das sie ihm auch ein wenig zu vertrauen schien, meinte er während des kurzen Besuches bemerkt zu haben. Vielleicht war er ihr auch nur zugeneigt, weil ausgerechnet sie, als Tochter des verunfallten Serrigs, den Gedanken ausgesprochen hatte, der ihm bereits den ganzen Tag über im Kopf herumgespukt war. Die Kleine war also der Ansicht, dass unter Umständen mehr dahinter stecken könnte, als ein Unfall. Er hatte allerdings immer noch nichts konkretes für diese Vermutung in der Hand. Dennoch war Jessica sie jetzt ins Spiel gekommen. Noch dazu hatte ihre Mutter versucht, sich umzubringen.
    Kamphaus schnippte seine Kippe hinaus auf den Gehweg der Elsa-Brandström-Straße und zuckte zusammen. Ein markerschütternder Schrei hallte zwischen den Häusern der Straße wider und lies ihn zusammenfahren. Kurz darauf sah er zwei Katzen fauchend um ein Nachbarhaus rennen. Das diese Viecher im Kampf wie schreiende Babys klingen können, hatte ihn nicht zum ersten mal hereingelegt. Er trank sein Bier leer, lies das Wohnzimmerfenster geöffnet, um die lauen Frühlingsluft hineinzulassen, schnappte sich aus dem Regal ein Exemplar vom Stapel der bisher ungelesenen Taschenbücher und legte sich in sein zerwühltes Bett. Er hatte den neuen Eifel-Krimi von Jacques Berndorf erwischt, doch bereits nach wenigen Seiten fiel ihm das Buch vor Müdigkeit aus der Hand.

8. Kapitel
    (Donnerstag, 07. Mai)

    Am nächsten Nachmittag hatten Kamphaus und Krämer noch immer nicht viel über den Fall Serrig gesprochen und sich um das Tagesgeschäft gekümmert. Kamphaus wollte die weiteren Ergebnisse abwarten. Und Manni hatte ohnehin nicht allzu oft das Gespräch mit seinem Freund und Kollegen gesucht, da dieser ihm ziemlich missmutig erschien. Kamphaus hatte in der Nacht zuvor zwar noch vier Stunden Schlaf ergattern können, war aber dennoch übel gelaunt und nicht eben unglücklich darüber, dass Manni sich mit dem Fall eines kürzlich festgenommenen Kleindealers beschäftigte und ihn in Ruhe ließ.

    Matthias „Arnie“ Nießen kam erst um kurz vor Fünf in das Büro der beiden Kommissare gerauscht, warf einen braunen Umschlag auf den Schreibtisch und setzte sich wie immer rittlings auf einen der Besucherstühle.
    „Tach die Herren“, begrüßte er Kamphaus und Manni knapp.
    „Mahlzeit Arnie“, erwiderte Kamphaus, „was hast du denn für uns?“
    „Wahrscheinlich ein paar Pornobildchen, einige Spiele und etliche, langweilige Geschäftsbriefe“, warf Manni fragend ein.
    „Fast“,

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