Heavy Metal (German Edition)
wie jetzt auch, und ich wollte mir gerade schnell was zu essen holen, als sie ankam. Und was ist mit der?“
„Können Sie mir bitte sagen, was die junge Dame wollte?“
„Ja, 'n Tattoo natürlich! Aber ich hab der gleich gesagt, dass sie erst mal 18 werden muss oder ihre Eltern eine Einverständniserklärung unterschreiben müssen, da wurde nix gestochen und wir haben auch keinen Termin gemacht!“
„Herr ...“
„Schleswig, Tom Schleswig“.
„Herr Schleswig, darum geht es auch gar nicht. Ich wollte nur wissen, ob das Mädchen hier war und was sie wollte, sonst nichts“.
„Ja, sie wollte so'n Bandlogo haben glaub ich. Fragen Sie mich nicht mehr, wie die Kapelle hieß, irgendwas mit Die oder so“.
„Dying Sad?“
„Genau! Dying Sad! Ein beknacktes Logo, gefiel mir gar nicht. Sie hatte es sich mit Edding auf den Arm gemalt. Da wo sie es gerne hätte, um mir das zu zeigen“.
„Und dann?“, Kamphaus konnte den Blick kaum von dem mächtigen Schnauzbart seines Gegenübers wenden, dessen Enden bei jedem Wort durch die Luft tanzten.
„Nix dann. Ich hab ihr gesagt, was das bei mir in etwa kosten würde und das sie nach ihrem Achtzehnten wiederkommen oder ihre Eltern vorher überreden soll. Dann war die auch schon wieder weg, keine drei Minuten würd ich sagen.
„War sie enttäuscht? Hat sie Sie angebettelt es ihr trotzdem zu stechen, auch ohne Elternerlaubnis? Ist Ihnen irgendetwas aufgefallen?“
„Ne. Ich hab ihr noch so einen Vordruck für eine Einverständniserklärung in die Hand gedrückt und dann war sie auch schon wieder durch die Tür. Ach – warten se! Als ich dann raus gegangen bin, um zum Imbiss zu gehen, lag der Zettel nur ein paar Meter von meiner Tür entfernt auf dem Bürgersteig rum. Ich hab ihn dann noch eingesammelt und in den nächsten Papierkorb geworfen“.
„Und sie war alleine hier?“
„Ganz allein.“
„Ja, Herr Scheeswig, das wars auch schon!“
„SchLEswig, Tom Schleswig. Und warum war das jetzt so wichtig?“
„Laufende Ermittlungen, die junge Dame ist am gleichen Abend noch ums Leben gekommen.“
„Schrecklich! War das etwa der fiese Unfall auf der Eins? Da hab ich gestern in der Rundschau drüber gelesen. Da war doch ein junges Mädchen bei tot geblieben, oder?“
„So ist es, Herr Schälsick, und jetzt muss ich wirklich los. Vielen Dank für Ihre Hilfe!“
Auf dem Bürgersteig sog Bernd Kamphaus tief die frische Luft in seine Nase und kicherte leicht in sich hinein. Wie alt war er eigentlich? Er beschloss, künftig im Dienst nicht mehr so albern zu sein. Obwohl er sich eingestehen musste, dass die Situation eben fast die Qualität eines schlechten Rudi Carell-Sketches aus den Siebzigern erreicht hatte.
Nach Laufen war ihm nicht zumute, obwohl er durchaus noch einmal etwas für seine kärgliche Fitness hätte tun können. Also legte Kamphaus die kurze Strecke zum Bahnhof in seinem Wagen zurück. Nachdem er ihn diesmal ordentlich in eine Parktasche mit Blick auf die an- und abfahrenden Züge gelenkt hatte, nahm er sein Handy aus der Jackentasche. „Wenn schon faul, dann richtig“, dachte er und wählte die Nummer der Dienststelle, die eigentlich nur einen knappen Kilometer entfernt lag. Mit der Notwendigkeit weiterer Ermittlungen außer Haus meldete er sich für heute ab. Wirklich dringende Fälle gab es für ihn gerade nicht zu bearbeiten und auf drögen Schreibtischdienst hatte er heute schlicht keine Lust. Abgesehen davon konnte er es ruhig einmal ausnutzen, dass ihm Manni einmal einen Tag lang nicht als personifiziertes schlechtes Gewissen auf der Pelle saß.
Mit sich und der Welt zufrieden schlug er die Autotür zu und ging die wenigen Schritte zur „McDonald's“-Filiale im Bahnhof, um seinen aufkeimenden Appetit zu stillen. Zehn Minuten später, die Schlange war aufgrund zahlreicher nach Fastfood gierender Schüler immens, hielt er ein Tablett mit drei Cheeseburgern in der Hand und begab sich zu einem Stehtisch ans Fenster. Sein Blick fiel zum zweiten Mal an diesem Tag auf das Parkhotel. Während er vor sich hin kaute, dachte er kurz darüber nach, dass er sich wahrscheinlich in einer der kleinsten Filialen der Burgerbraterei in ganz Deutschland befand. Hier gab es nicht mal eine Toilette und nur zwei Kassen. Und es war die einzige Filiale des US-Multis in der Innenstadt. Gleichzeitig blickte er auf ein überdimensioniertes Luxushotel, das auf betuchte Gäste wartete, von denen es hier sicherlich nicht viele gab. Euskirchen war schon
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