Heavy Metal (German Edition)
irgendwie komisch.
13. Kapitel
„Klasse, jetzt auch noch anstehen hier!“, dachte Hans wütend und reihte sich missmutig in die Schlange von Schülern, Anzugträgern und Durchreisenden ein. Sein Ärger von vorhin war längst noch nicht abgeklungen. Nach Brühl hatten sie ihn zitiert! Nach Brühl zur Hauptstelle dieses unglaublichen Deppenvereins der „Agentur für Arbeit“. Innerlich schäumte er noch immer. Das hätten sie ihm auch alles schön in Amt in Kall verklickern können, dafür hätte er nicht nach Brühl fahren müssen. Pure Schikane. Die wollten zeigen, wer der Herr im Haus ist. Dass er kein Auto hatte, war denen doch egal. Und auf die Erstattung des Zugtickets würde er sicherlich auch wieder wochenlang warten müssen.
Er schwitzte in seinem feinsten Anzug. Den trug er nicht nur, wenn er in Vereinsbelangen unterwegs war. Den trug er erst recht auch, wenn er die Wichser in der Agentur für Arschlöcher besuchen musste. Die sollten schon sehen, dass sie aus ihm keinen billigen Hampelmann machen konnten. Nicht aus ihm. Er war kein asozialer Abzocker, er hatte einfach nur keine Zeit, er hatte Besseres zu tun. Höhere Aufgaben, die leider nicht bezahlt wurden. Noch nicht.
Neben ihm an einem der kleinen Tische fing ein Baby lauthals an zu schreien. Hans Zug nach Kall fuhr in zehn Minuten und hier ging es einfach nicht voran! Aber er hatte Kohldampf, verdammt noch mal!
In Gedanken reiste er zurück in das karge, schäbige Büro. Dort, wo er vor einer Stunde noch gesessen und nach außen hin den Schwanz eingezogen hatte. Dabei hatte er sich, während er beschwichtigende Floskeln von sich gab, vorgestellt, wie er dem aufgeblasenen Typ vor ihm schön langsam die Eier abreißen würde. „So geht es nicht weiter, Herr Gerle. Sie müssen sich etwas überlegen, Herr Gerle ...“ Hans äffte die Stimme des Agentur-Mitarbeiters leise vor sich hin brabbelnd nach. Offensichtlich nicht leise genug, denn vor ihm in der Schlange drehte sich ein Typ mit angemaltem Bundeswehr-Rucksack, bunt gefärbten Haaren und etlichen Piercings kurz um und sah ihn amüsiert an. Ohne lange zu überlegen, gab er dem Gaffer einen Klaps an den Hinterkopf. „Hast du Penner ein Problem? Guck nach vorne!“
„Spinnst du? Lass mich in Ruhe, du Arschloch!“
Die Leute an den Tischen neben ihnen gafften zu ihm herüber. Er hielt dem Blick dieses Asozialen stand und schluckte hinunter, was er jetzt eigentlich am liebsten gesagt hätte. Innerlich zählte er bis zehn. Der Typ vor ihm wandte sich langsam unter gemurmelten Flüchen wieder in Richtung der Kassen. Ruhig bleiben. Nicht auffallen. Es war einfach ein Scheiß-Tag. Morgen würde ein Besserer kommen. Einer, auf den er sich schon seit Wochen freute.
14. Kapitel
Obwohl Kamphaus bereits aufgegessen hatte, bemerkte er das Gewusel in der Schlange hinter ihm kaum. Irgendjemand hatte laut irgendetwas mit „Arschloch“ gerufen, doch er registrierte dies nur beiläufig und drehte sich nicht einmal um. Manni hätte an seiner Stelle sicherlich nachgesehen, ob irgendein Streit zu schlichten gewesen wäre. Gedankenverloren starrte er durch das Fenster auf den Busbahnhof und die dort zahlreich einsteigenden Jugendlichen. Vielleicht wäre es tatsächlich keine schlechte Idee, der Tochter des im Koma liegenden Immobilienhais noch einmal einen Besuch abzustatten. Sollte sie momentan überhaupt in die Schule gehen, dann wäre sie um diese Zeit wahrscheinlich schon zu Hause. Bei seinem und Mannis Besuch neulich Nachts hatte das Mädchen in irgendeiner Art und Weise sein Interesse geweckt. In ihm machte sich plötzlich eine unglaubliche Neugier breit. An einen Mordversuch von Anna Wenisch an Gernold Serrig glaubte er unter den gegebenen Umständen natürlich nicht und sicherlich wäre ihm niemand wirklich böse, wenn er die Sache nun langsam auf sich beruhen lassen würde. Andererseits hätte momentan auch niemand etwas dagegen, wenn er weiter ermittelte. Immerhin war sonst nicht viel los und noch konnte ein Selbstmord nicht lupenrein bewiesen werden. Ein dem ersten Anschein nach glückliches, verliebtes Mädchen mit Zukunftsplänen, dessen Gedanken sich aktuell Wunsch eines Tattoos ihrer Lieblingsband ... warum hatte sie es getan? Er verließ den Fast-Food-Tempel und wählte noch auf der Treppe zum Bahnhofsvorplatz die Auskunft an, von der er sich mit dem Anschluss der Familie Serrig in Zülpich verbinden lies. Aufatmend registrierte er, dass Jessica tatsächlich das Gespräch annahm und er
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