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Heavy Metal (German Edition)

Heavy Metal (German Edition)

Titel: Heavy Metal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Rodenkirchen
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entlassen.
    „Niels, sagt dir der Name Gernold Serrig etwas?“
    Der Junge gab seine Schutzhaltung auf und starrte nun wieder leer durch die Windschutzscheibe. „Serrig? Der Fahrer von dem BMW meinen Sie? Hat mir Frau Wenisch von erzählt. Nee, aber den kenn' ich nicht.“
    „Danke Niels, dass genügt erst mal. Ich hab deine Nummer von den Wenischs bekommen. Wenn noch etwas ist, rufe ich dich einfach an, ja?“
    Niels Blum nickte und angelte nach dem Türgriff zu seiner Rechten.
    „Ach, warte noch – wo finde ich diesen Tattoo-Tom?“

12. Kapitel

    Zwanzig Minuten später lenkte Kamphaus seinen Wagen durch die City Kreisstadt. Gleich hinter der mondänen Glasfassade des Parkhotels bog er links in die Bahnhofstraße ab. Jedes Mal, wenn er hier vorbeifuhr - und das tat er fast täglich - fragte er sich, wer zur Hölle in diesem für Euskirchener Verhältnisse überdurchschnittlich teuren und exklusiven Haus wohl tagtäglich so absteigen mochte. Es wunderte ihn immer wieder aufs Neue, wie sich ein solches Hotel in dieser miefigen Kleinstadt über Wasser halten konnte. Als er von der Bahnhofstraße rechts in die Ursulinenstraße einfuhr, kam ihm ein Schwall Schüler der nahe gelegenen Realschule entgegen, die johlend in Richtung Innenstadt oder Bahnhof unterwegs waren. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es auf 13 Uhr zuging. Heute war Freitag – die Ranzenträger um ihn herum freuten sich also bereits auf das bevorstehende Wochenende. „Schüler müsste man sein. Oder Lehrer“, dachte Kamphaus, bevor er bei der Hausnummer 32 stoppte. Aufgrund von akuter Faulheit tat er dies mitten im Halteverbot. Sein Wagen war ohnehin fast jedem Verkehrspolizisten bekannt.
    „Tom's Tattoo-Studio“, dass unter dieser Adresse residierte, wirkte von außen wenig einladend. Nachdem er die Glastür aufgedrückt hatte und in die warme stickige Luft des Ladenlokals eingetaucht war, hörte er schon das charakteristische Summen einer Tätowiermaschine, doch zu sehen war niemand. Der winzige Raum war vollgestopft mit martialischen Figuren aus Superhelden-Comics und Horrorfilmen. Die Wände zierten unzählige Fotos in Billigrahmen, die allemal ganz frische Tätowierungen der unterschiedlichsten Art zeigten. Kamphaus gefiel keine davon, obwohl er Tätowierungen im Grunde genommen nicht unästhetisch fand. Das Summen lokalisierte er hinter einem Paravent im japanischen Stil, der den Raum teilte.

    „Hallo?“
    „Ja! Moment, setz' dich, bin gleich da“.
    Das Geräusch erstarb und Kamphaus hörte das Rascheln von Papiertüchern. Ein kurzer Blick zu der abgehalfterten Sitzgruppe reichte ihm für die Entscheidung, lieber stehen bleiben zu wollen. Sekunden später trat ein großer, schlaksiger Mittfünfziger mit einem mächtigen Schnauzbart hinter dem Paravent hervor. Er trug ein weißes T-Shirt mit einigen Farbflecken darauf und schaute den Kommissar fragend an.
    „Was kann ich für dich tun?“
    „Ich nehme an, Sie sind Tom?“ Kamphaus wies auf die Klebeschrift an der Schaufensterscheibe.
    „Aber sowas von. Was gibt’s denn, ich hab da Kundschaft liegen“.
    „Ja, das habe ich schon gehört“, erwiderte Kamphaus und zückte seine Marke. „Ich mache es auch kurz – mein Name ist Kamphaus von der Kripo Euskirchen, und...“
    „... wie gesagt, Herr Kammhaus, Kundschaft! Egal, worum es geht, könnten Sie vielleicht später wiederkommen?“ Tom schien plötzlich sichtlich nervös, hatte seine Stimme merklich gesenkt und deutete mit großen Augen auf den Paravent. Dazu legte er eine Hand an sein rechtes Ohr und formte eine Muschel.
    „KamPhaus“, verbesserte der Kommissar und machte eine beschwichtigende Geste. „Keine Sorge, es geht wirklich ganz schnell und hat mit Ihrer Person nichts zu tun“.

    Er zog ein Blatt Papier aus seiner Jackentasche, faltete es auf und reichte es dem Tätowierer. Der nahm es entgegen, setzte sich die um seinen Hals baumelnde Brille auf die Nase und sah sich Anna Wenischs lachendes Gesicht an. Das Foto hatte Manni vor zwei Tagen von Vater Wenisch erbeten, im Büro eingescannt und ausgedruckt. In diesem Moment wurde Kamphaus bewusst, dass er es zum ersten Mal seiner Jacke entnahm.
    „Hmn, Sie wollen sicher wissen, ob ich das Mädel kenne.“
    Kamphaus nickte.
    „Tu ich, die war letztens hier. Wann war datt denn noch...?“ Der Mann fuhr sich mit der Hand über seinen kahlen Schädel. „Dienstag glaub ich. Nein, Moment – ich bin mir sicher – das war am Dienstag. War nämlich gegen Mittag, so

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