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Heavy Metal (German Edition)

Heavy Metal (German Edition)

Titel: Heavy Metal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Rodenkirchen
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lächeln. Diese Teeabende lagen über 20 Jahre zurück, aber seine Erinnerungen daran war dank Jessicas Erscheinungsbild momentan so frisch, als wenn es vor zwei Jahren passiert wäre. Er war tatsächlich auch einmal „so“ gewesen.
    Zurück in seinem Auto wählte er die Nummer der Dienststelle und erreichte Arnie, den er mit einem kleinen Rechercheauftrag im Einwohnermelderegister beauftragte. So viele vermutlich alleinstehende Ritas im mittleren Alter konnte es in Kommern kaum geben. Und da er den heutigen Tag zum offiziellen Besuchstag erklärt hatte, würde es auf eine Stippvisite mehr oder weniger auch nicht ankommen. Wenn die gute Frau zu Hause wäre, würde er eventuell noch ein wenig mehr über Serrig erfahren. Wenn nicht, könnte er langsam darüber nachdenken, das erste wirklich freie Wochenende seit längerer Zeit einzuläuten.
    „Highway to Hell“ ertönte eine halbe Stunde später, als Bernd Kamphaus gerade ein wenig durch den pittoresken historischen Ortskern von Kommern flanierte, um sich die Zeit bis zu Arnies Rückruf zu vertreiben. Er hatte sich selbst zum Beine vertreten gezwungen, statt wie eigentlich immer in solchen Situationen faul im Auto ein Schläfchen zu halten. Der Kommissar unterbrach den krächzenden Handylautsprecher mit einem Druck auf die Rufannahmetaste. Ritas, so erfuhr er von Arnie, gab es wohl doch einige im Stadtgebiet von Mechernich, allerdings nur vier im Ortsteil Kommern. Und darunter sei auch nur eine, die ledig gemeldet und 48 Jahre alt sei. Kamphaus ließ sich die Adresse geben und warnte seinen zweiten Lieblingskollegen nach Manni vor, dass er vielleicht noch einmal zurückrufen würde, falls sich diese Rita doch als die Falsche entpuppen sollte.
    „Bist du eigentlich immer noch in dieser Selbstmordsache unterwegs?“ fragte ihn Arnie zum Ende ihres kurzen Telefonats ungläubig, was Kamphaus knapp bejahte.
    „Na, ihr müsst ja momentan einen Lenz im Büro haben.“
    „Ja ja“, antwortete der Kommissar mit gespielt genervtem Unterton. „Rita ist der Betthase vom BMW-Fahrer. Du konntest sie ja schon auf Digitalfotos bewundern. Sag mal Arnie, kannst du dich noch an das Aussehen erinnern?“

    „Pfff! Da hab ich wirklich schnell wieder weggeguckt! Aber warte mal ...“, einige Sekunden herrschte Stille in der Leitung, bevor Kollege Nießen alias „Arnie“ sein Erinnerungsvermögen wiedergefunden zu haben schien. „Schwarze Haare, so schulterlang, knapp 50 würde ich sagen. Eher hübsches aber gleichzeitig auch irgendwie derbes Gesicht. Das könnte soweit hinkommen, aber mehr Details fallen mir so spontan jetzt nicht ein“.
    „Macht nichts, danke dir. Ich hab' ja auch noch ein Sprachzentrum und kann sie einfach fragen“, antwortete Kamphaus und beendete mit einem kurzen „Dann wahrscheinlich bis Montag!“ das Gespräch.

    „Kölner Straße 54“ murmelte der Oberkommissar vor sich her, während er sich suchend umsah. Das war die Hauptstraße und dort parkte er irgendwo. Weit hatte er sich nicht von seinem Auto entfernt. Beiläufig entnahm er einem Straßenschild, dass er sich in der „Gielsgasse“ befand und spazierte einfach den Weg zurück, den er gekommen war. Er war schon einmal hier gewesen, konnte sich allerdings nicht mehr genau daran erinnern wann. Sicher irgendeine Ermittlungssache. Der Ortskern dieses Dorfes gefiel ihm außerordentlich. Jede Menge Fachwerk, viel Grün, kleine Geschäfte, Ateliers … Er wunderte sich ein wenig über sich selbst, als er sich bei dem Gedanken ertappte, in der nächsten Ausgabe des monatlichen Anzeigenblatts die Immobilieninseraten genauer unter die Lupe nehmen zu wollen. Noch vor wenigen Jahren hätte er sich niemals vorstellen können, in eine solch dörfliche Enge und Einöde ziehen zu wollen. Schon Euskirchen kam ihm manchmal vor wie ein Dorf, obwohl es mit immerhin 55.000 Einwohnern durchaus Kleinstadtcharakter besaß. Sein Heimatort Mülheim an der Ruhr stellte zwar auch keine Metropole dar, aber das Ruhrgebiet war ihm doch immer noch ans Herz gewachsen und er betrachtete es als eine einzige Großstadt mit weit verzweigten Vierteln, die eben eigene Verwaltungsgrenzen besaßen. Aber es war gut so, wie es war.
    Dass er damals nach der Scheidung unbedingt weg gewollt hatte, war die richtige Entscheidung gewesen. Und da in Euskirchen gerade eine Stelle frei wurde, hatte es ihn eben dort hin verschlagen. Damals war ihm alles egal. Und jetzt konnte er sich sogar schon vorstellen, ein kleines Fachwerkhaus zu mieten

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