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Heavy Metal (German Edition)

Heavy Metal (German Edition)

Titel: Heavy Metal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Rodenkirchen
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Nasenflügel der Frau vor ihm. Ansonsten blieb ihr Gesicht unverändert. Auch ihre Haltung blieb aufrecht. Sie war zur Salzsäule erstarrt und sagte kein Wort.
    „Sie hatten keine Ahnung von diesem Unfall?“
    Rita Franzen verneinte die Frage kaum merklich mit dem Kopf. Im Hintergrund lärmte eine Kindergruppe herum, die johlend quer durch das Gebäude in Richtung Ausgang stürmte.
    „Geht es Ihnen gut?“
    „Was? Ja, ja ...“, sie schüttelte sich leicht, als ob sie einen schlimmen Gedanken vertreiben wollte, und machte plötzlich wieder den Eindruck, unter den Lebenden zu sein.
    „Ich wusste, dass etwas nicht stimmt. Er hat auf keine SMS mehr reagiert, rief auch nicht an. Was ist genau passiert?“

    Kamphaus schilderte den Unfallhergang in knappen Worten und erklärte, dass er im mutmaßlichen Selbstmord einer jungen Frau ermittele und wie sie darin verwickelt sei. Er endete damit, dass er über Serrigs Zustand nicht mehr wisse, als dass wohl keine akute Lebensgefahr bestehe und er sich auf der Intensivstation des Marienhospitals in Euskirchen befände.
    „Oh Gott, am Dienstag Abend sagten Sie? Da muss er gerade von mir gekommen und auf dem Weg nach Hause gewesen sein.“
    Die Kassiererin presste ihre geballten Fäuste auf die Tischplatte, so dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Ihr Blick senkte sich für einige Sekunden und sie blieb stumm. Plötzlich hob sie abrupt den Kopf, kramte in ihrer Dienstweste und förderte ein Päckchen Zigaretten zu Tage, von der sie sich mit zittrigen Fingern eine anzündete.
    „Ja, ich weiß. Hier ist Rauchen verboten. Aber dafür werden Sie mich ja wohl kaum verhaften?“, sie versuchte ein kleines Lächeln zu zeigen, brachte jedoch nur eine nervöse Grimasse zustande. „Warum sind Sie eigentlich hier? Woher wissen Sie von mir? Was wollen Sie von mir?“
    Kamphaus steckte sich so unauffällig wie möglich eine „Rennie“ in den Mund, die er während des Gesprächs unbemerkt aus der Tasche seiner Jeans befördert hatte und schob sie sich mit der Zunge in eine Backentasche. Der plötzliche Redeschwall seines Gegenübers überraschte ihn.
    „Ja, Frau Franzen, also der Reihe nach. Ich bin wie gesagt hier, um sie zu informieren, auch wenn das eigentlich gar nicht zu meinen Aufgaben gehört. Aber ich habe mir gedacht, dass Sie eventuell sonst gar nichts davon erfahren würden. Und ich weiß Bescheid, da Herr Serrig seiner Tochter von ihnen erzählt hat, wobei diese nur ihren Vornamen wusste und das sie in Kommern leben. Der Rest war Polizeiarbeit.“
    „Weiß seine Frau etwa auch …?“
    „Nein, Frau Serrig weiß laut meinem Kenntnisstand nichts über Sie. Allerdings“, Kamphaus hielt kurz inne, „allerdings hat sie noch in der Nacht des Unfalls versucht, sich das Leben zu nehmen.“
    „Mein Gott, mein Gott ...“
    „Es geht ihr gut, der Versuch ist missglückt. Sie hatte einen Abschiedsbrief hinterlassen, der eindeutig aussagte, dass sie nicht mit dem Unfall fertig würde. Von Ihnen war keine Rede.“
    Sie blies eine Rauchwolke gen Decke und schaute ins Nichts.
    „Was wollen Sie von mir?“
    Kamphaus machte eine leicht abweisende Geste in die Luft. „Nur noch ein wenig mehr über diesen Mann erfahren. Aus ihrem Mund. Von jemandem, der nicht zur Familie gehört und zu dem er eventuell dennoch ein größeres Vertrauensverhältnis hat. Darf ich fragen, wie lange ihre Affäre bereits andauert?“
    „Ziemlich genau anderthalb Jahre. Seitdem wohne ich in Kommern. Gernold hat mir damals meine Wohnung vermittelt.“
    „Verstehe. Herrschte zwischen Ihnen beiden denn Einvernehmen, was Ihr Verhältnis betraf? Ich meine, war jemals von Scheidung ...“
    Rita Franzen lachte kurz und rauh auf, winkte jetzt ihrerseits mit einer Hand ab, doch ihre Mimik blieb ernst. So auch ihr Ton, mit dem sie Kamphaus das Wort abschnitt.
    „Von Scheidung war nie die Rede. Da habe ich mir nichts erhofft. Das war auch immer in Ordnung für mich. Wir haben uns so ein, zweimal die Woche getroffen, manchmal auch seltener. Immer bei mir. Und mehr war da nicht.“
    „Frau Franzen, haben Sie in der letzten Zeit irgendwelche Veränderungen bei Herrn Serrig beobachtet. Ich meine, wirkte er nervös, gestresst, hatte er Sorgen?“
    Sie drückte ihren Zigarettenstummel in einem Bierdeckel aus, den sie während des Gesprächs zu einem kleinen Aschenbecher geformt hatte und sah ihn dabei an.
    „Wir hatten hauptsächlich Sex. Guten Sex, wenn Sie es genau wissen wollen. Vorher oder nachher wurde natürlich

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