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Heavy Metal (German Edition)

Heavy Metal (German Edition)

Titel: Heavy Metal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Rodenkirchen
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und einen massiven Grillofen in einen verwilderten Naturgarten zu setzen, um darauf gemeinsam mit Manni und seinem überschaubaren Freundeskreis echte Holzkohlesteaks zu brutzeln.
    Als er so leise wie möglich „Hey, alter Mann, du brauchst dringend wieder ein weibliches Wesen an deiner Seite!“ vor sich hin murmelte, sah er etwa hundert Meter entfernt sein Auto auf einem kleinen Parkplatz in der Kölner Straße stehen, die er inzwischen wieder erreicht hatte. Hausnummer 54 war schnell gefunden – sein Wagen stand kaum eine Minute Fußweg entfernt.
    Das Haus war eines der wenigen aus Stein in diesem Fachwerk-Kleinod, wirkte aber dennoch historisch. „Altes Rathaus“ las Kamphaus an der Hauswand, als er auf die weit geöffnete Haustür zusteuerte. Dem dort angebrachten Schild konnte er entnehmen, dass im Erdgeschoss eine Wein- und Spezialitätenhandlung sowie im ersten Obergeschoss eine dermatologische Praxis residierte, was die Offenherzigkeit des Hauses schnell erklärte. Auf der Tafel an der Eingangstür sah er nur noch einen weiteren Klingelknopf. „R. Franzen“ war darauf zu lesen. Kamphaus hatte es vorgezogen, gleich vom Flur aus die Wohnung der Frau aufzusuchen und nicht am Hauseingang zu klingeln. Im Erdgeschoss roch er altes Holz und Gewürze. Das Weingeschäft lockte im Flur mit einigen Schildern und Flaschen potentielle Kundschaft an, was ihn als passionierten Bierliebhaber nicht weiter tangierte. Die Atmosphäre dieses alten Gebäudes, dass sicherlich schon weit mehr als hundert Jahre Geschichte und viele Generationen von Bewohnern auf dem Buckel hatte, nahm ihn jedoch sehr für sich ein.
    Im zweiten Stock unter dem Dach angekommen betätigte er die Türklingel, auf der mit krakeliger Schrift „Franzen“ prangte und lauschte in die Stille. Nichts. Als auch nach dem zweiten Versuch keine Schritte zu vernehmen waren und sich Kamphaus gerade wieder zum gehen wenden wollte, kam eine junge Frau im weißen Kittel die Treppe hinauf, grüßte kurz und begann, eine Tür neben der Wohnung von Rita Franzen aufzusperren. Die Tür trug die Aufschrift „Privat“ und der Kommissar schlussfolgerte, dass sie zu der Praxis ein Stockwerk tiefer gehören musste.

    „Entschuldigen Sie, ich wollte zu Frau Franzen. Wissen Sie zufällig, wo ich Sie finden könnte?“
    „Zur Rita wollen Sie? Ja, die wird wohl arbeiten sein!“
    „Ach so, natürlich. Ich bin wohl ein bisschen früh. Wissen Sie, ich bin ein Freund aus Köln, der sie spontan überraschen wollte. Wir haben uns sehr lange nicht gesehen. Können Sie mir sagen, wann sie normalerweise von der Arbeit kommt?“
    Kamphaus vermied es in solchen Situationen wenn möglich, seine wahre Identität und vor allem seine Beweggründe jedem Dahergelaufenen Preis zu geben. Er wusste, was es für die von ihm aufgesuchten Personen bedeutete, wenn Hinz und Kunz aus ihrem privaten Umfeld erfuhren, dass die Kripo sie sprechen wollte. Soviel hatte er in fünf Jahren Eifel gelernt.

    „Das weiß ich nicht genau, ich schätze mal am frühen Abend. Sie sitzt ja im Freilichtmuseum an der Kasse. Und die machen da glaub ich immer um 18 Uhr zu“, antwortete die Frau.
    Der Kommissar bedankte sich artig, spazierte das Treppenhaus wieder hinab und schaute währenddessen auf seine Armbanduhr, die ihm „16.11“ anzeigte. Er hatte also keine Eile, erstand in der Bäckerei nebenan noch ein frisches Brot und schlenderte zu seinem kleinen Japaner. Die kurze Strecke zum gut ausgeschilderten Rheinischen Freilichtmuseum bewältigte er in der vorgeschriebenen Geschwindigkeit. Warum war er eigentlich noch nie dort gewesen? Während all seiner Zeit im Kreis Euskirchen hätte er sich ruhig einmal eine der Sehenswürdigkeiten seines Einsatzgebietes ansehen können. Und was war eigentlich los heute? Warum sprühte er nur so vor Unternehmungslust und guter Laune? Kamphaus schob es auf den Frühling und zwang sich dazu, den Gedanken zu Ende zu denken, der ihm eben im Treppenhaus gekommen war.
    Er hatte ganz verdrängt, dass diese Frau – wenn es denn die richtige Frau war – wohl kaum Kenntnis von Serrigs Unfall haben dürfte. Möglicherweise hatten sie gemeinsame Freunde oder Bekannte, die von ihrer Affäre wussten. Aber wenn nicht, hätte er in wenigen Minuten wieder einmal eine Hiobsbotschaft zu überbringen. Das war einerseits unschön für ihn, andererseits hatte er das Gefühl, damit etwas richtiges zu tun. Denn Bettgeschichte hin oder her – Serrigs Geliebte sorgte sich vielleicht schon,

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