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Heavy Metal (German Edition)

Heavy Metal (German Edition)

Titel: Heavy Metal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Rodenkirchen
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auch mal gequatscht. Und ja, na sicher lernt man sich in so einer Zeit ein bisschen besser kennen, aber zu intim sind wir in unseren Gesprächen nie geworden. Ich kann Ihnen da also nicht wirklich drauf antworten.“ Sie schien kurz zu überlegen. Kamphaus wartete still.

    „Ja, in letzter Zeit wirkte er schon gestresster und genervter als sonst, wenn er viel zu tun hatte. Ich habe das aber auf seine Frau geschoben, weil ihm immer weniger Ausreden einfielen, wenn er wieder einmal zu lange bei mir geblieben war.“
    „Keine Probleme? Geschäftliche, finanzielle, sonstige?“
    „Wirklich – das gehörte nicht ins Bett. War eine stillschweigende Abmachung zwischen uns. Er hat sich hin und wieder mal aufgeregt über dies und das, aber das war meistens triviales Zeug. Letztens hat ihm wohl jemand mal sein Auto zerkratzt, das hatte ihn richtig angefressen. Aber so was erzählte er in ein, zwei Sätzen und dann war wieder Ruhe und wir taten nur noch das, was wir am Besten konnten“.
    „Hat er Ihnen gegenüber auch nie den Namen Anna Wenisch erwähnt?“
    „Anna Wenisch? Nein, nie. Ich glaube ich wüsste nicht einmal, wie sein Hund heißt, wenn er einen hätte. Wer soll das denn ...“ 
    „Riiita! Ich muss jetzt echt mal langsam weitermachen“, schrie der junge Blondzopf von der Kasse zu ihnen herüber.
    „Herr ...“
    „Kamphaus“, ergänzte Kamphaus und fragte sich gleichzeitig, warum sein Name anderen Menschen heute anscheinend so kompliziert erschien.
    „Entschuldigung, Herr Kamphaus. Ich muss wieder rüber, sie hören ja. Auch wenn es keine guten Nachrichten waren danke ich Ihnen, dass Sie hier waren. Wer weiß, wann ich sonst davon erfahren hätte.“
    „Keine Ursache. Ihnen vielen Dank für die Zeit!“
    Er ließ sich noch schnell ihre Nummer auf einen Bierdeckel notieren. Glücklicherweise trug sie einen Kugelschreiber in ihrer Bluse. Seinerseits überreichte er ihr seine Karte und versuchte einen aufmunternden Blick aufzulegen, als er Rita Franzen zum Abschied die Hand reichte und ihr dabei kurz in die Augen sah. Sie tat ihm leid.

    Die Sonne schien inzwischen von einem fast blauen Himmel auf Kamphaus hinab, als er das Eintrittsgebäude verließ und bergab zu seinem Auto ging. Zu gern hätte er heute noch eine Runde durch das Museum gedreht, wo er schon einmal dort war. Gerade jetzt, als der Frühling sich wieder Bahn zu brechen schien. Leider machten ihm die Öffnungszeiten jedoch einen Strich durch die Rechnung. Aber auch so würde er sich einen netten Abend machen, wenn auch alleine. Nach seinem kleinen Verhör-Marathon fühlte er sich durchaus danach, ordentlich gearbeitet zu haben. Er war zufrieden mit seinem Tagwerk und mit sich selbst. Ob ihm die kleine Eifel-Tour etwas gebracht hatte oder auch nicht – darüber würde er sich mit Manni gemeinsam den Kopf zerbrechen. Heute jedoch nicht mehr. Mit dem Gedanken an das bevorstehende Freitagsspiel der Bundesliga betätigte er die Funkfernbedienung seines Japaners, um die Türen zu entriegeln. Zurück auf der B 266 verließ er sie gleich wieder und steuerte die Tankstelle im neuen Gewerbegebiet Kommerns an, um dort Diesel und Dosenbier zu erstehen. Wieder im Auto ließ Kamphaus das Fenster hinunter surren, legte die „Wasting Lights“ von den „Foo Fighters“ in den CD-Player ein und bog erneut in Richtung Euskirchen auf die Bundesstraße ab. Beschwingt auf dem Lenkrad trommelnd fuhr er dem Feierabend entgegen.

15. Kapitel
    (Samstag, 09. Mai)

    Ein kleines Lagerfeuer und etwa ein Dutzend Petroleum-Laternen beleuchteten feierlich die Szenerie. Mehr Licht durfte auf keinen Fall sein, schon das offene Feuer war eigentlich ein Wagnis. Allerdings eines, das dem Anlass angemessen war, wie er fand. Der Schein der Flammen erhellte die mit Laub und zertrampelten Brennnesseln gefüllte Senke, in der sie sich versammelt hatten. Ringsum türmten sich gewaltige Betontrümmer auf, die teilweise nur schemenhaft zu erkennen waren. An manchen Stellen wirkten die riesigen Brocken wie bizarr geformte Felsen. Über ihnen strahlte durch die Blätter der Birken und Buchen ein voller Mond hinab und spendete zusätzliches Licht. Alles war perfekt. Sie hatten sogar Glück mit dem Wetter gehabt.
    Hier an diesem Ort kam in Hans jedes Mal ein ganz besonderes Gefühl hoch. Ein Gefühl, das trotz seiner vielen Besuchen immer noch mächtiger zu werden schien. Hier verspürte er all das, wofür er sich heute und in Zukunft stark machen wollte. Die Aura, die diese von Beton

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