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Heavy Metal (German Edition)

Heavy Metal (German Edition)

Titel: Heavy Metal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Rodenkirchen
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das zeigt doch, wie glücklich der Führer auf dem Boden gewesen sein muss, auf dem wir heute stehen - und es zeigt, wie sehr wir die Erinnerung an diese Zeit wachhalten müssen!“
    Eine weitere kurze Pause hatte er an dieser Stelle eingeplant. Alle da unten klebten an seinen Lippen. Sein Kopf war ganz warm, seine Hände kribbelten leicht. Er fühlte sich hervorragend, er fühlte sich feierlich ... er fühlte ein leises Summen in seiner Hemdtasche.

    Es zu ignorieren wäre fahrlässig gewesen, denn die Nummer dieses Handys hatten nur die vier Wachtposten und zwei weitere Kameraden, die allerdings unter den Zuhörern standen und erwartungsvoll zu ihm hinauf blickten. Er hatte eigens für diesen Abend eine Handykarte mit neuer Nummer besorgt, um unnötige Störungen zu vermeiden. Diese Unterbrechung musste also etwas ernstes zu bedeuten haben, ansonsten Gnade dem Anrufer Gott.      
    „Entschuldigt bitte Kameraden, ein Wachtposten!“, wandte er sich an sein Publikum, während er das Telefon seinem Hemd entnahm und sich ein wenig abseits drehte. Es war Tobias, der die Westseite im Auge behalten sollte.
    „Hans!“ Die Stimme des Postens flüsterte heiser.
    „Was?“, lautete Hans knapp gezischte Antwort.
„Ich weiß nicht genau, für mein Nachtsichtfernglas sind sie noch ein bisschen zu weit weg. Schätze etwa 30 Typen, vielleicht mehr. Die haben teilweise Taschenlampen und kommen den Weg rauf.“
    Hans drehte sich noch mehr zur Seite und bemerkte dabei, dass seine Zuhörer nun nicht mehr ganz so still waren, sondern leise zu raunen begannen.
    „Wie weit entfernt?“
    Hans konnte Tobias heftig atmen hören. Der Posten antwortete erst nach einigen Sekunden auf die Frage.
    „Schätze noch 200 Meter von mir, die biegen gerade unten in die Kurve vom Feldweg ein. Die gehen ganz normal, eilig haben die es wohl nicht“
    „Bestimmt 'ne Nachtwanderung aus der Jugendherberge. Mann, ich hab doch gesagt nur bei Gefahr! Weißt du, was das Wort Gefahr bedeu...“
    „Warte! Jetzt seh ich mehr. Die sind eher jünger schätze ich, aber keine Kinder. Die haben Kaputzenpullis an und – Scheiße – da haben auch welche Mützen übers Gesicht gezogen! Ein paar tragen Baseballschläger! Ey, was soll ich denn jetzt machen?“

    Das Glücksgefühl, das Hans eben noch verspürte, rutschte aus seinem Kopf in den Bauch und verwandelte sich dort in einen dunklen Klumpen aus Wut und Enttäuschung.
    „Schleich dich so leise wie möglich den Berg rauf und komm zu uns. Ruf dabei Erik an, der soll auch Nord und Ost Bescheid sagen, die sollen alle her kommen!“.
    Er legte auf, wandte sich wieder den mittlerweile murmelnden Kameraden zu und zwang sich zur Ruhe, damit in der sicherlich schon leicht alkoholisierten Runde zu seinen Füßen keine kopflosen Aktionen aufkommen würden.
    „Kameraden – eine Gruppe Männer ist zu uns unterwegs. In drei Minuten sind sie schätzungsweise hier. Ich vermute linke Ultras, mit denen wir schon einmal woanders zu tun hatten. Der Wachtposten meldet Vermummte und Bäisis. Wir werden nichts unternehmen solange wir nicht angegriffen werden! Ich werde reden! Das darf hier nicht ausarten! Sollten wir aber angegriffen werden, verteidigt euch, wie ihr es für richtig haltet. Und jetzt leise!“
    Einige aus der Gruppe nahmen sich leere Bierflaschen und kletterten in seine Richtung.
    „Genau“, flüsterte Hans nunmehr weiter, „macht es wie die Kollegen hier, verteilt euch an den Rändern, steht erhöht. Nicht in der Senke bleiben!“
    Etwa eine Minute lang blieb es ruhig, bis Tobias plötzlich zitternd aus einem Busch rechts neben Hans gekrochen kam. Fast hätte er zugeschlagen, bevor er seinen Wachtposten erkannte. Unten sah er Erik und die anderen beiden Posten schleichend eintreffen. Irgendwo knackte laut ein Ast, dann mehrere. Leise Stimmen waren zu hören, die nicht aus ihren Reihen kamen.
    Dann sah Hans sie. Schemenhaft konnte er im Mondlicht einige Gesichter und viele Vermummte erkennen. Die meisten kamen von der rechten Seite, von wo aus Tobias gekommen war. Er hätte dem Jungen befehlen sollen, sich weiter dort für Beobachtungen zu verstecken und erst im letzten Moment herüberzukommen. Zu spät. Sein Fehler! Gemurmel von vorn – ihm gegenüber, auf der anderen Seite der Senke. Auch dort positionierten sich viele der Typen wie er jetzt sehen konnte. Sie hatten sich also zu einer kleinen Zange aufgeteilt, womit die erhöhte Position der kleinen Feierrunde fast wieder hinfällig war. Hans fluchte

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