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Heavy Metal (German Edition)

Heavy Metal (German Edition)

Titel: Heavy Metal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Rodenkirchen
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kurz bevor und Wetterfrosch Sven Plöger schickte gerade die unheilvollen Aussichten der nächsten Tage via des großen Plasmabildschirms in Kamphaus Wohnzimmer. Er ging schnell aus der Küche hinüber und erhaschte noch einen Blick auf die Karte, die Plöger wie immer freundlich grinsend präsentierte. Der Moderator kündigte die kommenden Eisheiligen an, die ihrem Namen auch in diesem Jahr alle Ehre machen würden. Niedrige Temperaturen, starke Böen und andauernde Bewölkung mit Regen wurden bis zum Wochenende vorhergesagt, Ende des Schmuddelwetters offen. Dabei sprach er immer von „spannenden Ereignissen“ und „Phänomenen“.
    „Na Spitze!“, knurrte der Kommissar, dessen innere Uhr nicht nur aufgrund der vergangenen Tage längst auf Frühling gepolt war. „Was soll an Scheißwetter spannend sein?“ Er schlurfte zurück zur Küche, nahm sich eine Dose Bier aus dem ansonsten recht verwaisten Kühlschrank, begab sich zurück ins Wohnzimmer und schaute aus dem Fenster. Draußen schwirrten einige wenige Insekten um die Straßenlaterne vor seinem Haus, die im stärker werdenden Wind leicht hin und her schwankte. „Dann war heute wohl vorerst der letzte Frühlingstag“, bemitleidete er sich laut selbst und bemerkte ein wenig erschrocken, dass er wieder einmal Selbstgespräche führte. Eine Frau, es musste dringend wieder eine Frau in sein Leben treten. Oder wenigstens ein Haustier. Er könnte Manni fragen, von Katzen hatte der Ahnung.

    Seufzend ließ sich Kamphaus in seinen Sessel fallen, griff zu seinem Tablet-PC und schaltete es ein. Nachdem er die wenigen privaten Mails der letzten Tage gesichtet und beantwortet hatte, öffnete er „Google“ und tippte „Pro Heimat Eifel Kall Verein“ in die Suchmaske. Er hasste sich dafür. Jetzt war ihm in seiner Freizeit schon so langweilig geworden, dass er privat an einem Fall herum recherchierte. Aber er war einfach neugierig. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sich in dem kleinen Ort, der sich ihm und Manni heute so verschlafen gezeigt hatte, ein Verein voller rechtem Gesocks manifestiert hatte. Er erinnerte sich nur noch dunkel an die Schlägerei-Geschichte aus dem letzten Jahr, von der er ohnehin nur durch Hörensagen Details erfahren hatte, da er und Manni den Fall damals nicht auf dem Tisch hatten.
    Die Homepage des Vereins wirkte gar nicht einmal so unprofessionell, wie er es eigentlich erwartet hätte. Was ihm jedoch gleich unter „Neuigkeiten“ auf der Startseite entgegenschlug, ließ ihn ungläubig den Kopf schütteln. Sein Finger wischte über die Überschriften der diversen Artikel. In einem Text, der auf die vorherige Woche datiert war, las er sich kurz ein. Darin schrieb „die Redaktion“ über einen Jugendtreff in Mechernich, der seit 1980 in einem städtischen Gebäude existiere und Mitgliedern der „Sozialistischen Jugend Deutschlands“ zur Verfügung stünde – mietfrei:
    „In den vergangenen Monaten häuften sich die Anfragen besorgter Bürger der Stadt am Bleiberg bei uns. Sie beschweren sich über den katastrophalen Zustand des Gebäudes, in dem seit nunmehr fast zwei Jahrzehnten eine offen linksextremistische Organisation haust. Kürzlich wurden im Rinnstein vor dem Haus Fixerspritzen und Kondome gefunden, Nachts seien vermehrt zwielichtige Gestalten beobachtet worden ...“

    „Plumpe Hetzerei!“ Kamphaus nahm einen Schluck von seinem Bier und wischte weiter. In den übrigen Artikeln der letzten Tage fand er keinerlei Hinweis über das „Grillfest“ vom vergangenen Samstag, was ihn allerdings nicht wirklich verwunderte. In der Rubrik „Wir über uns“ erfuhr er, dass der Verein seit zehn Jahren existiert und mittlerweile über mehr als einhundert aktive Mitglieder verfügt. Der erste Vorsitzende war ein gewisser Joseph Winkler. Das Ziel sei, zur nächsten Kommunalwahl anzutreten. Die Umwandlung zur Partei sei in Arbeit. Auf zahlreichen Bannern wurde zu Mitgliedschaft und Spenden aufgerufen: „Jeder (T)Euro zählt – Bringen Sie Ihre Heimat wieder in Bewegung!“

    Nach zwanzig Minuten hatte Kamphaus genug gesehen und schaltete sein Tablet ab. Das mittlerweile die „Spastelruther Katzen“ auf seinem Fernseher flimmerten und von der „Schönen Rosemarie“ sangen, hatte er während seines Ausflugs ins Internet gar nicht bemerkt. Angewidert griff er zur Fernbedienung und schaltete um. Diesem Verein in Kall würde er sich gemeinsam mit Manni am nächsten Tag einmal genauer widmen.

19. Kapitel

    Zwar war die Strecke vom

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