Heavy Metal (German Edition)
gehandelt hat.“
Hans schlug ein Bein über das andere. Er schaute Kamphaus ruhig in die Augen.
„Im vergangenen Jahr gab es eine größere Schlägerei in der Nähe von Kall. Ähnlich wie vergangenen Samstag, was die sich damals gegenüberstehenden politischen Gruppierungen betrifft. Bei den Beteiligten aus Ihrer Fraktion handelte es sich ausschließlich um Mitglieder eines in Kall ansässigen Vereins namens Pro Heimat. Sagt Ihnen das etwas?“
Manni, der sich eben noch kekskauend auf seinen Monitor konzentriert hatte, sah nun zu dem kleinen Besuchertisch herüber.
Hans verzog keine Miene. „Ich nehme an, dass es für Sie eine leichte Übung sein wird herauszubekommen, dass ich in diesem Verein ein aktives Mitglied bin, daher kann ich diese Tatsache hier auch freimütig zugeben. Zumal – und das möchte ich betonen, Herr Kommissar – zumal Pro Heimat nichts, aber auch gar nichts mit den Geschehnissen vom vergangenen Samstag zu schaffen hat. Es handelte sich um ein vollkommen privates Grillfest im Wald und ist mit den, im übrigen komplett legalen, Zielen meines Vereins in keinster Weise in Verbindung zu bringen.“
„Klar, ein harmloses Grillfest, ausgerechnet mitten in Adolfs ehemaligem Schlafzimmer“. Manni lachte kurz auf und verschluckte sich dabei an Kekskrümeln, die er in Folge dessen von einem Hustenanfall geschüttelt auf seiner Tastatur verteilte.
Bernd Kamphaus ließ sich von der unfreiwilligen Slapstick-Einlage seines Kollegen nicht beirren und Hans nicht aus den Augen, der Manni ebenfalls keines Blickes würdigte.
„Und dieser Verein hat nichts mit der Veranstaltung vom Samstag zu tun?“
„Nicht im geringsten“, antwortete Hans ungerührt.
„Aber Sie müssen schon zugeben, dass es sonderbar auf uns wirken muss, wenn Sie als Mitglied in einem offen politisch Rechts angesiedelten Verein auf einem Grillfest, wie Sie es nennen, einen Aktivisten der anderen politischen Seite derart zusammenschlagen, dass er an seinen Verletzungen verstirbt“.
„Ich hab niemanden zusammengeschlagen, ich habe die besagte Person lediglich in Notwehr von mir weggestoßen, da sie mich gewürgt hat und ich dadurch Todesangst empfand. Sie haben zwei sicherlich ebenfalls alkoholisierte Zeugen, die mein Tun angeblich beobachtet haben. Fein! Ich habe mein reines Gewissen und ebenfalls Zeugen, die ich gerne benennen kann. Aber auch wenn Sie auf eigene Faust in meinem Freundes- und Bekanntenkreis ermitteln, werden Sie unter Garantie einige Menschen finden, die mich mit ihrer Sicht der Geschehnisse entlasten werden. Aussage gegen Aussage sage ich da nur. Und im Übrigen, meine Herren, bin ich der Ansicht, dass dieses Gespräch zu keinen weiteren Erkenntnissen für Sie führen wird. Daher werde ich es an dieser Stelle abbrechen. Vor weiteren Aussagen meinerseits möchte ich mich mit meinem mir zustehenden Pflichtverteidiger unterhalten, wenn es recht ist“.
„Ja, leider ist das Recht“, seufzte Kamphaus und wechselte einen vielwissenden kurzen Blick mit Manni. Nach einigen Sekunden des Schweigens begab er sich schwerfällig zu seinem Schreibtisch und griff dort zum Telefon.
Eine halbe Stunde nachdem die beiden Kommissare ihren Gast in die nahe Justizvollzugsanstalt Rheinbach hatten verbringen lassen, saßen Manni und Kamphaus im ansonsten leeren Aufenthaltsraum ihrer Dienststelle und tranken schweigend Kaffee.
„Dass das nix werden würde, war ja fast klar“, versuchte Manni ein Gespräch in Gang zu bringen, während er umständlich mit einer Flasche Nasenspray hantierte.
„Ja, aber eben nur fast“, antwortete Kamphaus. Wenigstens sitzt er jetzt erstmal in U-Haft. Dann geht das Ganze eben den üblichen Gang. Morgen laden wir uns die Zeugen ein und hören uns an, was die zu sagen haben. Dann werden wir in die andere Richtung ermitteln“. Er stützte den Kopf gelangweilt auf eine Handfläche und sah zum Fenster hinaus. Draußen hatte die seit Tagen strahlende Sonne tiefhängenden Wolkenbergen Platz gemacht, die kurz davor schienen, ihre nasse Ladung auf Euskirchen hinabstürzen zu lassen.
„Machen wir für heute Schluss. Du gehörst ins Bett und ich gehöre in meinen Sessel.“
Nachdem Bernd Kamphaus sich Spaghetti Bolognese nach seinem Spezialrezept mit viel Ketchup und Parmesan aus der Dose zubereitet und anschließend die Spülmaschine ausgeräumt hatte, stand er unschlüssig mitten in der kleinen Küche seiner 60-Quadratmeter-Wohnung in der Elsa-Brandström-Straße. Die „Tagesschau“ stand
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