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Hebamme von Sylt

Hebamme von Sylt

Titel: Hebamme von Sylt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Pauly
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in Geesches Haus ein Ende haben würde, sobald auch er dort wohnte. Nicht als Feriengast, sondern als Ehemann der Hebamme und als Arzt, der dort praktizierte. Geesche Jensen war einfach zu gutmütig. Sie ließ sich von dem Mädchen auf der Nase herumtanzen, weil ihr Mitleid ihr verbot, sie zurückzuweisen.
    Nun beschloss er, mit der Tür ins Haus zu fallen. »Ich habe einen Auftrag für dich. Wenn du willst, kannst du dir was verdienen. So viel wie deine Mutter in einem ganzen Monat von Geesche Jensen bekommt.«
    Hannas Miene zeigte Interesse. Aber sie fragte nicht, um welchen Auftrag es sich handelte, sondern antwortete: »In zwei Monaten.«
    Dr. Nissen ärgerte sich, weil ihm klar wurde, dass sie ihn schon jetzt durchschaute, ohne dass er sich erklärt hatte. »Also gut! Das ist es mir wert, wenn du es schaffst, dass Geesche Jensen Marinus Rodenberg nicht heiratet.«
    »Wie soll ich das hinkriegen?«
    »Ich bin sicher, dir wird was einfallen.«
    Nun waren sie in der Nähe der »Dünenhalle« angekommen, dem ersten Restaurant, das in Westerland bereits vor Jahren entstanden war. Auf einer Koppel in der Nähe der Dünen war es errichtet worden, weil sich schon damals die Einsicht durchsetzte, dass Badegäste den Blick auf das Meer, auf die Dünen und über die Heide zu schätzen wussten. Den Blick auf das Meer konnte man zwar in der »Dünenhalle« nicht genießen, aber die Gewissheit, dass die Wellen sich gleich hinter den Dünen auf den Strand warfen, reichte den meisten Gästen aus. Und der freie Blick über die riesigen Heideflächen entzückte jeden, der auf dem Festland in einer größeren Stadt lebte, wo der Blick niemals fliegen konnte, ohne von einem Gebäude aufgehalten zu werden.
    So lag die »Dünenhalle« aus gutem Grunde völlig ungeschützt da, nicht nur nach Westen, zum Meer hin, sondern auch nach Osten, wo sich der Eingang befand. Dass die Insel nahezu baumlos war, daran hatte Dr. Nissen sich inzwischen gewöhnt, aber bei der »Dünenhalle« hatte man sogar darauf verzichtet, sie mit einem Heckenrosenwall zu umfrieden, der zwar Bäume und Büsche nicht ersetzen konnte, dennoch geeignet war, einem Haus einen optischen Schutz zu geben, den nach Dr. Nissens Auffassung jedes Haus brauchte, um behaglich auszusehen.
    Die »Dünenhalle« war in der typischen friesischen Bauart errichtet worden, mit dem spitzen Brandgiebel in der Mitte des Hauses direkt über dem Eingang, der im Falle eines Feuers dafür sorgte, dass der Fluchtweg erhalten blieb und nicht durch abrutschende Dachteile abgeschnitten wurde. Das Restaurant unterschied sich von den Wohnhäusern Westerlands nur durch seine Größe. Auch hier war das Dach reetgedeckt, Grassoden auf dem First schlossen die Nahtstelle zwischen den beiden Dachschrägen. Da die dünnen Backsteinwände keinen Schutz gegen Feuchtigkeit boten, waren die Innenwände gefliest worden;zusätzlich hatte man die Dachflächen weit heruntergezogen, um das Haus vor Regen zu schützen. Darüber hinaus wurde die »Dünenhalle« von einem breiten Steinpflaster umgeben, das das Regenwasser ableitete, so dass die Außenmauern von aufsteigender Feuchtigkeit geschützt blieben. Jeweils drei Fenster gab es links und rechts des Eingangs, dazu zwei Fenster im Giebel über dem Eingang. Die Größe des Hauses ergab sich aus der Tiefe, die sich gen Westen streckte. Dass die »Dünenhalle« einen großen Speisesaal besaß, war an der Fassade nicht abzulesen. Der Saal hatte Fenster, die sich nach Norden öffneten, damit er auch im Sommer kühl und luftig war. Außerdem gab es einen Billard- und einen Leseraum und sogar ein Damenzimmer.
    »Ich werde hier zu Abend essen«, sagte Dr. Nissen und zeigte auf die »Dünenhalle«. »Lass dir mein Angebot durch den Kopf gehen.«
    Er war drauf und dran, Hanna die Hand zu reichen, um sich ihr anzudienen, war dann aber froh, dass sie es nicht zuließ, indem sie ihn zum Abschied nicht einmal ansah. Dr. Nissen war erleichtert, weil er wusste, dass er vor einem Fehler bewahrt worden war. Hanna Boyken, das spürte er instinktiv, durfte man keine Schwäche zeigen. Sie, die selbst durch einen verkrüppelten Körper geschwächt war, erkannte und nutzte jede Schwäche eines anderen sofort. So, wie sie Geesches Schwäche genau kannte und gnadenlos ausnutzte.

VIII.
    Dass Marinus den Alkoven öffnete, hatte Geesche nicht verhindern können und dann auch nicht mehr verhindern wollen. Er hatte ja recht. Es war herrlich, sich gemeinsam auszustrecken, sich

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