Hebammen-Gesundheitswissen
allein ernähren können. Lassen Sie sich daher nicht verunsichern. Bei der Geburt ist alles bestens vorbereitet. Ihr Körper hat sich bereits während der Schwangerschaft auf die Ernährung Ihres Babys eingestellt. Es besteht kein Zweifel daran, dass Muttermilch die beste Nahrung für Ihr Kind ist.
Ideal wäre es natürlich, wenn Ihre Stillbeziehung am Strand einer Südseeinsel beginnen würde: Alle störenden Hindernisse zwischen Ihnen und Ihrem Baby wie Kleidung, Decken und Windeln wären entbehrlich. Sie beide könnten von Anfang an den Hautkontakt genießen. Wenn Ihr Baby weinen würde, könnten Sie es sofort mit Ihrer Brust beruhigen. Sie würden es dabei sehr eng am Körper halten, weil Sie ja beide nackt wären. Ihre Bewegungen und der permanente Hautkontakt würden den Rhythmus Ihres Babys bestimmen. Es würde häufig wach und nach Nahrung verlangen. Dadurch wäre für eine optimale Milchproduktion gesorgt. Wenn Ihre Brüste unangenehm voll wären, würden Sie Ihr Baby wecken und anlegen, damit es Ihnen hilft. Sie und Ihr Baby würden Ihre Stillbeziehung so aufbauen, dass es für Sie beide stimmt, und das wäre die Garantie für eine glückliche Stillzeit.
Nun aber zu unserer Realität. Damit Sie einen gelungenen Start haben, sollte Ihr gesundes, reif geborenes Baby nach der Geburt auf Ihrer nackten Haut liegen dürfen, bis der erste Suchreflex auftaucht. Das ist in der Regel innerhalb der ersten Stunde der Fall. Erlauben Sie ihm, in Ruhe nach der Brustwarze zu suchen und zu saugen, so lange es möchte. Sie können dadurch die Wahrscheinlichkeit, dass Stillprobleme auftreten, deutlich senken.
Hilfestellungen werden beim ersten Anlegen nur empfohlen, wenn Ihr Baby nach einer Stunde, spätestens aber nach zwei Stunden noch keinen Suchreflex gezeigt hat. Er zeigt sich durch Hin- und Herbewegen des Köpfchens, das Öffnen des Mundes und Vorschieben der Zunge und durch Schmatzen.
Die Klinikatmosphäre ist für Ihren Beziehungsaufbau und das erste Anlegen Ihres Babys häufig nicht angemessen, manchmal sogar kontraproduktiv. Nach der Geburt wird Ihr Kind routinemäßig untersucht und vermessen ( > ). Sie selbst werden gesäubert und versorgt, und der Entbindungsraum wird schon wieder für die nächste Geburt vorbereitet. Bei all diesen Tätigkeiten bleibt oft nicht genügend Raum, Ihr Baby in Ruhe das erste Mal anlegen und stillen zu können.
Wenn die Geburt schwierig verlaufen ist und vielleicht sogar operative Eingriffe nötig geworden sind, ist das erste Anlegen oft innerhalb der ersten ein bis zwei Stunden nicht möglich. Die Kontaktaufnahme muss dann so bald wie möglich für Sie beide nachgeholt werden, damit Sie einen guten Start haben.
Hautkontakt stärkt die Bindung
Der ununterbrochene Hautkontakt von Mutter und Kind ist in der ersten Lebensstunde besonders wichtig. Fragen Sie an Ihrem Geburtsort nach, ob die Möglichkeit besteht, dass Ihr gesundes Kind die ganze Zeit bei Ihnen bleibt. Studien konnten nachweisen, dass eine Trennung in dieser wichtigen Phase sich nachteilig auf eine glückliche Stillbeziehung auswirkt. Die Babys haben dann deutliche Schwierigkeiten, eine Bindung zur Mutter aufzubauen, die Brust korrekt zu ergreifen und daran zu saugen.
Das erste Anlegen
In den ersten ein bis zwei Stunden nach der Geburt wird Ihr Baby in der Regel ohne Hilfe die Brustwarze suchen und finden. Lassen Sie es ruhig ein bisschen suchen und sein Köpfchen hin- und herbewegen, bevor es die Brustwarze in den Mund nimmt. Nutzen Sie die Gelegenheit, um Ihr Baby in Ruhe zu betrachten: Sein kleines Köpfchen, seine zarten Hände, die winzigen Fingerchen ...
Wenn seine Lippen Ihre Brustwarzen berühren, wird es sein Köpfchen immer stärker hin und her bewegen und seinen Mund dabei immer weiter aufmachen. Nur wenn der Mund richtig weit geöffnet ist, ziehen Sie Ihr Baby nah an Ihren Körper heran. So können Sie erreichen, dass es seinen Mund mit Brustwarze und Teilen des Warzenhofes gefüllt hat und nicht nur den Nippel im Mund behält, um daran zu saugen. Das kann nämlich dazu führen, dass die Brustwarze wund wird und aufreißt.
Der Milchfluss ist stärker, wenn Ihr Baby viel Gewebe des Warzenhofs im Mund hat. Seine ersten Züge an einer geschwollenen Brust können leicht schmerzhaft sein. Das lässt aber rasch nach, wenn die Milch zu fließen beginnt.
Denken Sie daran, tief ein- und auszuatmen.
Das erste Stillen wird höchstwahrscheinlich in liegender Position und seltener im Sitzen ( > ) stattfinden.
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