Hebt die Titanic
Kontakt ist deutlich« Der Offizier hielt inne und fragte dann: »Werden wir etwas unternehmen?«
Der U-Boot-Kommandant starrte ein paar Sekunden nachdenklich vor sich hin. »Wir hatten lediglich die Aufgabe, die Kommandoeinheiten von SEAL auszusetzen und die Mikhail Kurkov abzuwehren. Im übrigen sollten wir auf geheimer Tauchstation bleiben, falls die Russen etwa mit einem ihrer U-Boote eine Gegenaktion starten wollen. Wenn wir jetzt auftauchen, um der Titanic zu helfen, sind wir in einer sehr schlechten Position.«
»Ich könnte mir vorstellen, daß die Titanic nach diesem Sturm in einer noch viel schlechteren Position ist.«
Der Kommandant hatte schon eine Zurechtweisung auf den Lippen, aber plötzlich fiel ihm etwas ein, und er fragte: »Warum meldet sich die Titanic nicht per Sprechfunk? Wann haben wir überhaupt den letzten Lagebericht von der Titanic empfangen?«
Einer der Radiotechniker schaute in seinem Logbuch nach. »Gestern wenige Minuten vor achtzehn Uhr, Sir. Sie forderten den neuesten Bericht über Geschwindigkeit und Richtung des Hurrikans an.«
Der Kommandant nickte und wandte sich wieder dem Offizier zu. »Könnte sein, daß Sie recht haben. Wenn sich die Leute auf der Titanic seit mehr als zwölf Stunden nicht gemeldet haben, ist vielleicht ihr Sendegerät ausgefallen.«
»Das ist durchaus möglich.«
»Also müssen wir uns das doch anschauen«, sagte der Kommandant. »Periskop ausfahren.«
Ein Elektromotor begann zu summen, und das Periskoprohr glitt langsam aufwärts. Der Kommandant umfaßte die Handgriffe und spähte durch die Optik.
»Sieht recht ruhig aus«, sagte er. »Aber sie hat schwere Schlagseite nach Steuerbord, und der Bug ist unter Wasser. Es ist jedoch keine Notflagge gehißt, und auf den Decks ist keiner in Sicht – Nein, das stimmt nicht. Jemand steht auf dem Dach des Brückenhauses.« Er stellte die Optik schärfer ein. »Du meine Güte!« rief er. »Das ist ja eine Frau!«
»Eine Frau, Sir?« fragte der Offizier verblüfft. »Sehen Sie sich das selbst an.«
Und der Offizier sah es: eine junge, blonde Frau über dem Brückenhaus der Titanic. Sie schwenkte etwas Weißes aus Stoff, und der Offizier konnte den Verdacht nicht unterdrücken, daß es ein Büstenhalter war.
Zehn Minuten später war die Dragonfish aufgetaucht und lag im Schatten der Titanic.
Es dauerte dann nur noch zwanzig Minuten, bis Reservetreibstoff aus dem Dieselhilfsmotor des U-Boots durch eine Schlauchleitung über die immer noch hohen Wellen und durch eine hastig aufgeschweißte Öffnung ins Innere der Titanic floß.
70
»Das kommt von der Dragonfish«, sagte Admiral Kemper, als er die letzte einer langen Liste von Meldungen überflog. »Der Kapitän hat zur Unterstützung von Pitt und seiner Bergungsmannschaft einen Arbeitstrupp an Bord der Titanic geschickt. Nach seiner Schätzung könnte das Wrack trotz verschiedener Lecks an der Oberfläche gehalten und abgeschleppt werden, falls nicht ein weiterer Hurrikan auftaucht.«
»Mal endlich eine etwas erfreulichere Nachricht«, seufzte Marshall Collins und unterdrückte ein Gähnen. Im geräumigen Büro des Admirals waren außer dem Präsidenten wieder jene Männer versammelt, die von Anfang an den Krisenstab gebildet hatten.
»Er berichtet auch, daß Mrs. Seagram an Bord der Titanic eine bühnenreife Leistung vollbracht hat.« Der Admiral warf dem noch immer schwer angeschlagen wirkenden Gene Seagram einen entschuldigenden Blick zu. »Was der Kapitän damit meint, ist mir leider unklar.«
Seagram zwang sich zu einem matten Lächeln. »Hauptsache, sie ist gesund«, sagte er leise. »Dann kann sie von mir aus so viele bühnenreife Leistungen vollbringen, wie sie will. Wissen möchte ich nur noch, wie sie überhaupt auf die Titanic geraten ist.«
»Das werden wir auch noch irgendwann erfahren«, sagte Mel Donner, der sich gerade eine Tasse Kaffee einschenkte. Der sehr müde aussehende Fregattenkapitän Keith kam in diesem Moment herein und reichte Kemper eine weitere Meldung.
»Die ist von Admiral Sandecker«, erklärte Kemper. »Und die Nachricht dürfte besonders Sie sehr interessieren, Mr. Nicholson.« Er machte eine kleine Pause und las vor:
»Sandecker meldet: ›Besucher aus der Verwandschaft sind freundlich aufgenommen und in Gästezimmern untergebracht worden. War eine turbulente Party gestern nacht, und ich habe gern und laut mein Lieblingslied gesungen: Gold und Silber hätt’ ich gern. Grüßen Sie Vetter Warren Nicholson und sagen
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