Hebt die Titanic
aufgetreten war. Die Anlagen selbst würden nach außen hin wie kleinere Starkstrom-Transformatorenstationen und entsprechend unverdächtig aussehen.
Als Seagram gerade die Schätzungen der Konstruktionskosten durchsah, läutete sein Privattelefon. Mit der Vorsicht des erfahrenen Agenten verstaute er die Dokumente in einem Schreibtischfach, bevor er nach dem Hörer griff und sich meldete.
»Hallo, Mr. Seagram.«
»Mit wem spreche ich?«
»Major McPatrick, Armee-Archivbüro. Ich sollte Sie unter dieser Nummer anrufen, falls ich etwas über einen Bergmann namens Jake Hobart ausfindig machen könnte.«
»Ja, natürlich. Und Sie haben etwas gefunden, Major?«
»Ja. Sein vollständiger Name lautet Jason Cleveland Hobart. Geboren am 23. Januar 1874 in Vinton, Iowa.«
»Das Geburtsjahr stimmt zumindest.«
»Und der Beruf auch: er war Bergmann.«
»Was sonst noch?«
»Im Mai 1898 hat er sich bei der Armee rekrutieren lassen und beim Ersten Colorado-Freiwilligen-Regiment auf den Philippinen gedient.«
»Sagten Sie Colorado?«
»Richtig, Sir.« McPatrick hielt inne, und Seagram konnte das Rascheln von Papieren hören.
»Hobart hat ein ausgezeichnetes Führungszeugnis für den Krieg. Wurde mehrmals schwer verwundet, erhielt Tapferkeitsauszeichnungen und wurde zum Sergeanten befördert.«
»Wann hat man ihn entlassen?«
»Damals nannte man es ausmustern«, erklärte McPatrick. »Hobart hat die Armee im Oktober 1901 verlassen.«
»Ist das Ihre letzte Aufzeichnung über ihn?«
»Nein, seine Witwe bezieht noch eine Pension –«
»Hobarts Witwe lebt noch?« fragte Seagram überrascht. »Sie kassiert jeden Monat pünktlich ihren Pensionsscheck von fünfzig Dollar und vierzig Cent.«
»Sie muß ja über neunzig Jahre alt sein.«
»Ach, wir haben noch fast einhundert Witwen aus dem Bürgerkrieg auf unseren Pensionslisten. Ehen zwischen blutjungen Mädchen und alten Veteranen der Großen Armee der Republik waren zu jener Zeit an der Tagesordnung.«
McPatrick räusperte sich. »Im Falle von Hobart scheint da übrigens ein merkwürdiges Versehen passiert zu sein.«
»Ein Versehen?«
»In Hobarts Dienstliste ist keine Wiedereinstellung vermerkt. Dem widerspricht die Eintragung: ›Gestorben im Dienst seines Landes.‹ Die Todesursache wird nicht erwähnt, nur das Datum… 17. November 1911.«
Seagram runzelte die Stirn. »Aber ich weiß aus ziemlich sicherer Quelle, daß Jake Hobart am 10. Februar 1912 als Zivilist gestorben ist.«
»Wie ich schon sagte, wird die Todesursache nicht erwähnt. Nach unseren Archivunterlagen steht jedoch fest, daß er schon am 17. November 1911 als Soldat gestorben ist. In seiner Personalakte liegt ein von Henry L. Stimson, Kriegsminister unter Präsident Taft, am 25. Juli 1912 geschriebener Brief mit dem Befehl an die Armee, der Ehefrau des Sergeanten Jason Hobart auf Lebenszeit die volle Witwenpension zu bewilligen. Weshalb Hobart das persönliche Interesse des Kriegsministers erweckt hat, bleibt ein Geheimnis. Jedenfalls muß er als Soldat irgendwie in hohem Ansehen gestanden haben und nicht nur Bergmann gewesen sein, wenn er solche Bevorzugung erfahren hat.«
»Haben Sie die Adresse von Mrs. Hobart?«
»Moment.« Papiere raschelten wieder, und dann sagte McPatrick: »Die Anschrift lautet: Mrs. Adeline Hobart, 261-B Calle Aragon, Laguna Hills, Kalifornien. Sie wohnt in dieser großen Seniorensiedlung südlich von Los Angeles.«
»Eine merkwürdige Geschichte«, sagte Seagram. »Aber jedenfalls vielen Dank für Ihre Hilfe, Major.«
»Ich fürchte fast, es handelt sich um zwei verschiedene Männer.«
»Könnte sein«, antwortete Seagram. »Möglicherweise bin ich auf der falschen Fährte.«
»Falls Sie weitere Auskünfte brauchen, können Sie mich jederzeit gern anrufen.«
»Das werde ich tun«, sagte Seagram. »Und nochmals vielen Dank.«
Nachdem er abgehängt hatte, rekonstruierte er in Gedanken noch einmal das Telefongespräch mit dem Major. Natürlich könnten zwei Männer mit demselben Nachnamen und Geburtsjahr sowie der gleichen Berufslaufbahn existiert haben. Aber daß das im Armeearchiv verzeichnete Todesdatum mit der von Sid Kopiin im Bednaja-Gebirge gefundenen alten Zeitung zeitlich übereinstimmte, das konnte kein Zufall sein. Er schaltete das Mikrofon zu seiner Sekretärin ein. »Barbara, versuchen Sie bitte Mel Donner im Brown Palace Hotel in Denver zu erreichen.«
»Soll ich eine Mitteilung hinterlassen, falls er nicht da ist?«
»Nur daß er mich nach seiner
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