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Hebt die Titanic

Hebt die Titanic

Titel: Hebt die Titanic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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hinein tönte plötzlich eine Stimme, bei deren Klang sogar Prevlov einen Moment lang seine stoische Ruhe verlor.
    »Ja, Sie haben sich sehr deutlich ausgedrückt, Andre Prevlov.« Wie eine Erscheinung aus einer Unterwasserhölle trat Pitt in den Lichtschein: Naß von Kopf bis Fuß, mit einer blutverkrusteten Wunde an der bleichen Stirn, aber mit einem undeutbaren Lächeln.
    Prevlovs Gesicht war wieder maskenhaft starr, als er sich eine Zigarette anzündete und eine Rauchwolke ausstieß. »Und Sie sind Dirk Pitt, nehme ich an?«
    »Richtig erraten.«
    »Sie scheinen ein besonders widerstandsfähiger Mann zu sein, Mr. Pitt. Man hat mir berichtet, Sie seien tot.«
    »An Bord eines Schiffs kursieren oft die unsinnigsten Gerüchte«, sagte Pitt leichthin.
    Prevlov erteilte einen kurzen Befehl auf Russisch, und einer seiner Männer ging auf Pitt zu.
    »Nur eine Vorsichtsmaßnahme«, sagte Prevlov in dem gleichen leichten Plauderton wie Pitt.
    »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, Mr. Pitt?« Pitt lächelte nur und hob bereitwillig die Hände. Die Wachtposten tasteten Pitt schnell und geschickt von oben bis unten ab, trat zurück und schüttelte den Kopf.
    »Keine Waffe«, kommentierte Prevlov. »Sehr vernünftig. Aber das war ja bei einem Mann von Ihrem Ruf zu erwarten.«
    »Soll ich das Kompliment nun erwidern?« fragte Pitt spöttisch. »Ich schätze Sie nämlich, ich weiß soviel von Ihnen wie Sie von mir.«
    »Daß Sie mich sofort erkannt haben, zeigt mir, wie gut Sie informiert sind«, antwortete Prevlov. »Nun möchte ich noch ganz gern aus Ihrem Munde hören, was Sie sonst noch über uns wissen und weshalb Sie sich freiwillig gestellt haben. In diesem Monstrum von Wrack gäbe es doch genug Schlupfwinkel.«
    »Mehr als genug«, sagte Pitt mit einem undeutbaren Beiklang in der Stimme, und dann wechselte sein Tonfall unvermittelt zu etwas theatralisch klingender Resignation, als er hinzufügte: »Aber ein Mann muß wissen, wann er geschlagen ist.«
    »Sie müssen also zugeben, daß wir gut gearbeitet haben«, sagte Prevlov mit einem Anflug von Eitelkeit.
    »In gewissem Sinne wirkungsvoll«, bestätigte Pitt. »Es hat jedenfalls einige Mühe gekostet, die Identität Ihrer berühmten Agenten Silber und Gold zu erkennen.« Pitt sah Drummer an und sagte: »War es eigentlich all die Mühe wert, Drummer?«
    »Drummer!« rief Sandecker erregt. »Dieser verdammte –«
    Pitt unterbrach ihn mit einer beschwichtigenden Geste. »Es hat keinen Sinn mehr, sich darüber aufzuregen. Jedenfalls war die Methode, Nachrichten mit einem kleinen Unterwasser-Tongerät mit Batterieantrieb von hier zur Mikhail Kurkov zu leiten, sehr gut ersonnen. Mir hätte das schon auffallen müssen, als der Sonartechniker an Bord der Capricorn dieses seltsame ›Ping-ping‹ meldete, das er in seinem Unterwasserortungsgerät schon seit zwei Monaten in unregelmäßigen Abständen gehört hatte. Aber da wir diese Meldesignale nicht entschlüsseln konnten, hielten wir sie für das Geräusch eines losen Gegenstands, der in der Strömung hin und wieder, gegen das noch am Boden liegende Wrack prallte und dabei diese Töne erzeugte. Merker sandte diese Signale, und Munk mußte sterben, als er dem Verräter auf die Schliche kam.«
    »Das hätte ich nie gedacht«, sagte Giordino grimmig. »Er hat schwerer als alle anderen gearbeitet, um die Titanic über Wasser zu halten.«
    »Stimmt«, bestätigte Pitt mit ironischem Grimm. »Bei seinen Erkundungs- und Prüfungsgängen durch das Schiff hatte er genug Zeit, mit einem Schneidbrenner kleine Lecks durch den Rumpf zu bohren.«
    »Aber warum das?« fragte Spencer verblüfft. »Wenn doch die Russen das Wrack unbedingt in ihre Hände bekommen wollten?«
    »Es war der riskante Versuch, das Schleppmanöver zu verzögern«, erklärte Pitt. »Die Russen konnten die Titanic nur während der relativen Windstille im Zentrum des Hurrikans entern.
    Wenn aber unsere Schlepper die Titanic ohne Komplikationen hätten ziehen können, dann wären wir nie direkt ins Hurrikanzentrum gekommen. Die stärkere Schrägneigung durch die neuen Lecks verlangsamte das ganze Schleppmanöver. Dann brauchte Drummer mit dem Schneidbrenner nur noch das Kabel zu durchtrennen, und die Titanic trieb dorthin, wo unsere russischen Freunde sie einigermaßen sicher entern konnten.«
    Drummers Reaktion war seltsam. Er verteidigte sich nicht, sondern trat nur neben einen der Russen, dessen Gesicht von der tief in die Stirn gezogenen Mütze und einem dickem

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