Hebt die Titanic
wirklich nicht sterben. Es war eine Falle gewesen, in die er trotz all seiner Schlauheit naiv hineingetappt war.
Ein Name hallte plötzlich in höhnisch vielfältigem Echo durch sein Gehirn: Marganin – Marganin – Marganin –
66
Unter einem Seal stellt man sich normalerweise ein Meeressäugetier mit Schwimmflossen und weichem Fell vor, aber die Gestalten, die plötzlich um Prevlov und die gefallenen Männer seines Kommandos auftauchten, ähnelten ihren Namensvettern kaum. Die United States Navy SEAL (eine Abkürzung für sea, air und land) waren Mitglieder einer außergewöhnlichen Elite-Kampfgruppe, die für alle Phasen des Kampfes von der Unterwasserzerstörung bis zum Dschungelkrieg trainiert waren.
Es waren fünf Männer in schwarzen Tauchanzügen mit Kappen und engen, slipperartigen Stiefeln. Schwarze Tarnfarbe machte die Gesichter unkenntlich. Vier von den Männern trugen Schnellfeuergewehre mit umklappbarem Schaft, und der fünfte hielt eine Stoner-Waffe fest im Griff, ein gefährlich aussehendes Ding mit zwei Läufen. Einer von den SEALs löste sich von den anderen und half Dana auf die Beine. Sie begann ihre schmerzenden Glieder zu massieren und humpelte zum Eingang, um dem Anblick des Massakers zu entgehen.
Pitt schüttelte dem Mann im schwarzen Tauchanzug die Hand und stellte ihn Sandecker vor, der sich noch auf Giordinos Schulter stützen mußte.
»Admiral Sandecker, darf ich unseren Befreier vorstellen: Leutnant Fergus, United States Navy SEALs.«
Sandecker beantwortete den militärischen Gruß von Fergus mit einem freundlichen Nicken. »Gerade noch rechtzeitig, Leutnant –«, begann er und wurde vom Widerhall einer Gewehrsalve aus dem Innern des Schiffs unterbrochen.
»Ein letztes Widerstandsnest«, sagte Fergus, und beim Lächeln leuchteten seine Zähne unnatürlich weiß aus dem geschwärzten Gesicht.
»Dann ist das Schiff also wieder fest in unseren Händen?« fragte Sandecker.
»Ganz und gar.«
»Und die Pumpmannschaft?«
»Ist unversehrt und wieder an der Arbeit.«
»Wie viele Männer gehören zu Ihrem Kommando?« fragte Sandecker.
»Zwei Kommandoeinheiten, Admiral. Mit mir insgesamt zehn Mann.« Sandecker hob erstaunt die Brauen. »Nur zehn?«
»Die übliche Anzahl bei einem Angriff dieser Art«, erklärte Fergus leichthin.
»Die Marine hat seit meiner Dienstzeit erstaunliche Fortschritte gemacht«, sagte Sandecker ein wenig wehmütig. »Irgendwelche Verluste?«
»Bis vor fünf Minuten waren zwei meiner Männer leicht verwundet, und einer wird vermißt.«
»Wie sind Sie überhaupt an Bord gekommen?« fragte der Admiral.
»Auf etwas riskante Weise«, erklärte Fergus. »Fünfzehn Meter unter Wasser aus den Torpedorohren eines Atom-U-Boots. Dadurch habe ich einen meiner Männer verloren. Die See war höllisch rauh. Eine Welle muß ihn gegen den Rumpf der Titanic geschleudert haben, als wir nacheinander die Strickleitern erklommen, die Mr. Pitt heruntergelassen hatte.«
»Merkwürdig, daß keiner von uns anderen Sie hat an Bord kommen sehen«, sagte Spencer.
»Ihr wart zu der Zeit alle im provisorischen Kommandoraum und habt auf meinen großen Auftritt gewartet, bei dem ich euch nahelegte, Giordino und mich allein auf dem Wrack zurückzulassen. Zuvor hatte ich Leutnant Fergus und seine Männer schon in die Kabine des Chefstewards auf dem C-Deck gebracht.«
Spencer schüttelte den Kopf und mußte trotz der immer noch gespannten Atmosphäre grinsen. »An dir ist wirklich ein Schauspieler verlorengegangen, Dirk Pitt. Uns alle so mit dieser heldenmütigen Rede an der Nase herumzuführen.«
»Ja, da hast du uns ganz schön hochgenommen«, pflichtete Gunn bei. »Aber es hätte auch schiefgehen können.«
»Das stimmt«, bestätigte Pitt. »Ein Risiko war dabei. Aber glücklicherweise konnte ich Fergus und seine Männer gerade noch rechtzeitig alarmieren und einsetzen. Mein Auftritt hier verschaffte uns den nötigen Zeitgewinn.«
»Verzeihen Sie, Sir«, sagte Bascom, »aber warum sind die Russen so brennend an diesem rostigen alten Kahn interessiert?«
»Das habe ich mich auch gerade gefragt«, sagte Spencer. »Worum geht es eigentlich?«
»Ich schätze, es ist jetzt kein Geheimnis mehr«, sagte Pitt, nachdem er mit Sandecker einen Blick ausgetauscht hatte. »Für das Wrack haben sich die Russen überhaupt nicht interessiert, sondern nur für ein äußerst seltenes Element namens Byzanium, das im Jahre 1912 mit der Titanic unterging. Entsprechend aufbereitet und in einem
Weitere Kostenlose Bücher