Hebt die Titanic
Schal fast verdeckt war.
»Wer von euch beiden ist nun eigentlich Silber und wer Gold?« fragte Pitt.
»Jetzt spielt es ja keine Rolle mehr«, sagte Drummer mit selbstgefälligem Grinsen. »Ich bin Gold.«
»Dann ist Ihr Bruder also Silber?«
»Das wissen Sie auch?« fragte Drummer erstaunt.
»Mit Hilfe des FBI war das nicht schwer herauszufinden«, erklärte Pitt und sah Prevlov an.
»Sie und Ihre Kameraden vom Sowjetischen Marine-Geheimdienst haben wirklich gute Arbeit geleistet. Es war schwierig, die Fährte der beiden bis nach Halifax, Nova Scotia, zurückzuverfolgen, wo sie seinerzeit im Abstand von zehn Minuten zur Welt kamen.«
»Mein Gott«, stieß Spencer hervor. »Zwillinge.«
»Ja, aber keine eineiigen«, erklärte Pitt. »Sie sehen nicht einmal wie Brüder aus.« Er musterte den vermummten Russen mit amüsiertem Lächeln.
»Wollen Sie nicht endlich Ihre Maske fallen lassen, Merker?«
Der vermeintliche Russe schob seine Mütze aus der Stirn zurück und seinen Schal unters Kinn.
»Dieser Dreckskerl hat Woodson umgebracht!« rief Giordino entsetzt und empört zugleich. »Er war sein Freund!«
»Im Spionageleben gibt es keine Freunde«, sagte Drummer mit echter Bitterkeit.
»Merker und Drummer«, sagte Admiral Sandecker düster. »Silber und Gold. Ich habe Ihnen beiden vertraut, und Sie haben NUMA seit zwei Jahren für ein paar lausige Dollar verraten.«
»Ein paar lausige Dollar sind leicht untertrieben, Admiral«, sagte Merker. »Mein Bruder und ich haben genug verdient, um viele Jahre angenehm davon leben zu können.«
»Wie kommt Merker eigentlich hierher?« fragte Gunn. »Er sollte doch noch in Doc Baileys Krankenrevier an Bord der Capricorn liegen?«
»Er hat sich im Hubschrauber versteckt«, erklärte Pitt und betupfte mit einem Taschentuch die Platzwunde an seinem Kopf, die sich wieder geöffnet hatte.
»Das ist doch fast unmöglich, Dirk!« rief Sturgis. »Du warst ja dabei Dirk, als ich die Ladeluke öffnete. Nur Mrs. Seagram war in dem Hubschrauber.«
»Merker war wirklich im Laderaum des Hubschraubers«, erklärte Pitt. »Und zwar hat er das Rettungsfloß irgendwo an Bord der Capricorn versteckt und sich in der dafür vorgesehenen Einbuchtung hinter dem Vorhang im Laderaum des Hubschraubers verborgen. Du wirst dich erinnern, Jack, daß wir unsere ganze Aufmerksamkeit auf die Ladeluke gerichtet hatten. Ich meine, in den Sekunden nach Auslösung der Öffnungselektronik.«
»Das stimmt«, bestätigte Sturgis. »Aber dann muß er durch die Tür vom Laderaum in die Pilotenkabine geschlüpft sein und dann unbemerkt durch die Außentür –«
Pitt nickte. »Anders kann es nicht gewesen sein. Es gab genug Geräusche, die seine Schritte übertönen konnten. Wir waren inzwischen außer Sicht der Kabinenleiter, und er ist hinter dem Hubschrauber davongeschlichen.«
»Dann muß er auch kurz vor der Landung aus einer Fensterluke des Laderaums den Hammer in die Rotorflügel geschleudert haben«, sagte Sturgis nachdenklich. »Aber warum das?«
»Sie sind leer von der Capricorn herübergeflogen«, sagte Merker, »und hatten keine Fracht auszuladen. Ich konnte rieht riskieren, daß Sie vielleicht wieder abflogen, ohne die Ladeluke überhaupt zu öffnen.«
»Das war zwar kaum zu erwarten, ist aber immerhin eine Erklärung«, sagte Sturgis mürrisch.
»Und dann wurden Sie sehr aktiv«, sagte Pitt zu Merker. »Sicherlich mit Hilfe eines Lageplans, den Ihr Bruder Ihnen zugeschmuggelt hatte, und mit dessen Schneidbrenner haben Sie sich ans Werk gemacht. Während Bascom und seine Männer sich zwischen zwei Inspektionsgängen im Kommandoraum ausruhten, waren Sie unbemerkt unterwegs. Zuerst haben Sie das Schleppkabel durchtrennt und anschließend die Verankerungsseile des Hubschraubers. Sicherlich haben Sie geahnt, daß der Hubschrauber mit mir an Bord über die Reling geschleudert werden würde, sobald die ersten Wogen die Titanic breitseits treffen.«
»Ja, ich konnte hoffen, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen«, bestätigte Merker. »Warum sollte ich nicht –« Er hielt unwillkürlich inne, als der Feuerstoß einer Maschinenpistole gedämpft irgendwo aus dem Innern des Wracks heraufschallte.
»Ich fürchte, Ihre Männer an den Pumpen unten machen Schwierigkeiten«, sagte Prevlov. »Es wird Zeit, daß wir dieses nutzlose Palaver abbrechen, und die Mikhail Kurkov kann dann das Schleppmanöver fortsetzen, das Ihre Schiffe unglücklicherweise nicht zu Ende führen konnten. Drummer wird
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