Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hebt die Titanic

Hebt die Titanic

Titel: Hebt die Titanic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
Angeln gerissen und die Rundglasscheiben zertrümmert.
    Der Sturmwind trieb immer wieder sprühende Gischt in die Kabine, und zum erstenmal begann Pitt sich Gedanken über die Position des Hubschraubers zu machen. Als nächstes fragte er sich, wie lange er besinnungslos gewesen war. Zehn Minuten? Eine Stunde? Oder die halbe Nacht? Er wußte es nicht, denn seine Armbanduhr war ihm irgendwann vom Handgelenk gerissen worden. Nur soviel war ihm klar: Es war noch Nacht.
    Er tastete sich weiter und klomm zum Pilotensitz hinauf. Durch die hereinfauchenden Windböen starrte er angestrengt in die Dunkelheit.
    Seine Augen hatten sich an das schwache Licht gewöhnt, und er erkannte, daß sich über ihm und nach beiden Seiten die riesige Rumpfwand der Titanic erstreckte. Und unter sich hörte er das Rauschen und Toben der aufgewühlten Wellen, ohne sie direkt sehen zu können.
    Der Sturm war etwas abgeflaut, aber das ziellose Schlingern und Rollen des riesigen Wracks verriet Pitt, daß das Schiff aus irgendeinem Grunde nicht mehr vom Kabel der beiden Marineschlepper kursgerecht gegen Wind und Wellen gezogen wurde.
    Vorsichtig schob Pitt sich durch eines der zerbrochenen Fenster und ließ sich über die abgerundete Bugnase des Hubschraubers auf das Deck der Titanic gleiten. So durchfroren, unterkühlt und zerschunden er auch war, bereitete es ihm doch ein Gefühl der Genugtuung, die nassen Deckplanken der Titanic unter seinen Füßen zu spüren.
    Aber welches Deck war es? Pitt beugte sich über die Reling und spähte nach oben. Die verbogene und angebrochene Reling des Decks über ihm war mit einem halb herausgerissenen Teilstück des Hubschraubers verklammert. Er selbst stand also auf der B-Deck-Promenade.
    Als er hinunterspähte, wurde ihm klar, weshalb der Hubschrauber hier wie ein Schwalbennest an einer Felswand hing. Beim Sturz über Bord hatten sich die Landekufen in einer der Aussichtsnischen des Promenadendecks verhakt. Die hohen Wogen hatten dann den Hubschrauber noch fester an die Seiten wand des Wracks gepreßt.
    Pitt hatte keine Zeit, sich über das Wunder seiner Rettung zu freuen. Der Sturm war wieder stärker geworden. Dem relativ ruhigen Zentrum des Hurrikans folgte jetzt offenbar der Schlußquadrant. Pitt hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten, und er bemerkte, daß die Schrägneigung der Titanic nach Steuerbord stärker geworden war.
    Fast im gleichen Moment erspähte er keine zweihundert Meter von der Steuerbordseite entfernt die kreisenden Positionslichter eines anderen Schiffs, dessen Umrisse und Größe im wieder stärker herabprasselnden Regen nicht zu erkennen waren. Konnte es einer der Marineschlepper sein? Oder war etwa die Juneau zurückgekehrt?
    Doch dann flammte ein Blitzstrahl auf, und vor dem Hintergrund der sturmdurchtosten Nacht sichtete Pitt einen Moment lang die unverkennbare Kuppel des Radar-Antennenschirms der Mikhail Kurkov.
    Nur ein paar Sekunden verharrte Pitt noch, ehe er sich mühsam über Kajüttreppen zum Hubschrauberlandeplatz auf dem Bootsdeck hinaufkämpfte. Durchnäßt und keuchend vor Erschöpfung hockte er sich nieder, tastete nach einem der Verankerungsseile des Hubschraubers und befühlte die zertrennten Enden der Nylonfasern. Dann richtete er sich auf, stemmte sich gegen den heulenden Wind und verschwand hinter dem Regenvorhang, der das Schiff umhüllte.
65
    Der 1.-Klasse-Speisesaal der Titanic mit seiner kunstvoll verzierten Decke war nur vorn provisorisch erleuchtet. Im Hintergrund herrschte undurchdringliche Dunkelheit. In den wenigen noch erhaltenen Bleiglasfenstern sah man die gespenstisch verzerrten Widerspiegelungen der gefangenen Amerikaner und ihrer russischen Bewacher mit den Maschinenpistolen. Die Russen hatten auch Spencer nachgeholt. Er stand noch immer unter dem schockierenden Einfluß des Überfalls und starrte Sandecker fassungslos an.
    »Pitt und Woodson sind tot? Ich kann es einfach nicht glauben.«
    »Bedauerlich, aber wahr«, sagte Prevlov ungerührt. »Und auch Sie und Ihre Männer sollten unsere Langmut nicht überschätzen, Mr. Spencer. Wenn die Pumpmannschaft nicht richtig arbeitet, bedeutet das für Sie alle hier den Tod. Für uns gibt es immer noch den Rückzug auf die Mikhail Kurkov. Ist das klar?«
    Keiner antwortete. Aber Sandecker, Spencer und all die anderen wußten, daß Prevlovs Worte keine leere Drohung waren. Die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage wurde ihnen deutlicher bewußt als je zuvor seit Beginn des Überfalls. In die gespannte Stille

Weitere Kostenlose Bücher